Auf 216 Seiten entführt uns der 62-jährige schottische Schriftsteller William Meikle in "Das vergessene Tal". Die beiden Bergführer Danny Swaitek und Gus Jacobs sollen eine Gruppe von vier Städtern von dem kleinen, verschneiten Örtchen Jasper in den kanadischen Rocky Mountains zum Gipfel eines Berges bringen. Von dort aus wollen die drei Männer Noble, Mike und Erik, sowie die einzige Frau des Tross Jess weiter zum Tal der träumenden Indianer ziehen. In besagtem Tal wollen sie nach Gold suchen und stützen sich dabei auf den Reisebericht einer Gruppe von Minensuchern aus dem achtzehnten Jahrhundert. Kurze Zeit später wird allerdings von einer Expedition vor knapp 150 Jahren gesprochen, was ein wenig widersprüchlich ist. Für die ungeübten Bergsteiger beginnt nun ein beschwerlicher Aufstieg, der so einige Prüfungen und Gefahren für die vier Stadtbewohner bereithält. Niemals hätten sie mit dem Unheil gerechnet, welches sie auf dieser Tour de Force erwarten würde.
Der moderne, von Abenteuerlust durchflutete Roman "Das vergessene Tal" ist spannend erzählt und besitzt ein durchaus empathisches, heimeliges Flair. Immer wieder wird aus dem Reisebericht der Minensucher zitiert, was der Erzählung eine leicht mulmige Stimmung verleiht. In den alten Aufzeichnungen ist nämlich von überdimensionierten Adlern, Tigern, und Waldelefanten die Rede, die den Trupp einst angegriffen hatten. Auch davon, dass der einzige Überlebende der damaligen Expedition der Erzähler selbst war. Allerdings bilden die erwähnten prähistorischen Arten nicht die einzigen Gefahren, die im Tal der träumenden Indianer auf die Städter und die beiden Bergführer warten. Doch von dem Gedanken an künftigen Reichtum getrieben, wischen die Goldsucher jegliche Bedenken an das merkwürdige Tal beiseite und marschieren unbeirrt weiter. Auf dem Bergsattel angekommen, trennt sich die Gruppe bei schlechter werdendem Wetter, da Noble mit Erik und Mike die nähere Gegend und vor allen Dingen die Mine selbst gerne in Augenschein nehmen würden.
Fassungslos bleiben Jess, Gus und Danny zurück, als sich das Unheil just in diesem Moment vor ihren Augen in die Höhe schraubt und die anderen damit unmittelbar in Gefahr bringt. Es beginnt ein Kampf ums nackte Überleben, innerhalb dessen die Abenteurer von einer misslichen Lage in die nächste stolpern und nach und nach immer weiter dezimiert werden.
Ab diesem Zeitpunkt nimmt die rasante Geschichte so richtig Fahrt auf. Allerdings hätte der leidenschaftliche Biertrinker, Gitarrenspieler und Fan der Kryptozoologie William Meikle die Charaktere, die Natur, sowie die extreme Kälte durchaus intensiver und nachhaltiger darstellen können. So hätte der heute, umgeben von Walen, glatzköpfigen Adlern und Eisbergen in Neufundland, Kanada lebende Autor deutlichere Sympathien und Antipathien hervorrufen, der Anmut und Schönheit der Umgebung huldigen, sowie der aussichtslosen Situation, in der sich seine Protagonisten befinden, mehr Nachdruck verleihen können. Dem Abenteuer fehlt auch ein wenig an lebendiger Strahlkraft, um beim Leser ernsthaft Emotionen hervorrufen zu können. Auch ein paar Überlegungen dahingehend, warum das Tal in der Zeit stehen geblieben zu sein scheint, wären wünschenswert gewesen. Dennoch schafft es der gut und flüssig zu lesende Plot "Das vergessene Tal", aufgrund seines soliden Spannungsbogens, den Abenteuer-affinen Leser durchaus zu begeistern.
https://www.facebook.com/williammeikle/
Brutalität: 79/100
Spannung: 86/100
Action: 83/100
Unterhaltung: 86/100
Anspruch: 23/100
Humor: 8/100
Sex/Obszönität: 0/100
LACK OF LIES - Wertung: 83/100
Link zur Buchseite des Verlags: https://luzifer-verlag.de/titel/1536
William Meikle - Das vergessene Tal
Abenteuer
ISBN-13: 978-3958355033
216 Seiten
Originaltitel: The Lost Valley
13,95 €
Erscheinungsdatum: 31.08.2020