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WHITECHAPEL - The Valley
Als absolutes Referenzwerk und eine Art Konzeptalbum kann man das siebte Studio Album "The Valley", des musikalisch divergenten Extrem Metal Sextetts WHITECHAPEL aus Knoxville, Tennessee bezeichnen. Es ist eine rasante, von gelungener Experimentierfreudigkeit begleitete musikalische Berg- und Talfahrt durch das Hardin Valley. Front-Peitsche Phil Bozeman wuchs dort, westlich von Knoxville Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre auf. Mit dieser Zeit setzt sich auch "The Valley" auseinander. Es ist eine Art Vergangenheitsbewältigung über die Torturen und traumatischen Ereignisse, die Bozeman als Kind durchlebt und überlebt hat. So sagt er selbst über "The Valley": „Sämtliche Lyrics drehen sich um mich als Kind, wobei ich mit meinem heutigen Wissen auf damals zurückblicke. Zudem erörtere ich das Leiden und die gespaltene Persönlichkeit meiner Mutter. Sie führte ein Tagebuch, in dem verstörendes, teils bösartiges Zeug steht, und ich habe nicht nur daraus zitiert, sondern generell stark Bezug darauf genommen.“ Die Stimmung des Albums verbreitet daher auch eine überwiegend düsterere, brachiale und melancholische Stimmung, spendet aber gleichermaßen Trost und gibt Hoffnung.
Das 40:26 Minuten wirbelnde "The Valley" umfasst zehn enorm anspruchsvolle, arschtight umgesetzte und äußerst vielschichtige Songs, die vor Leidenschaft geradezu überbrodeln. Mit göttlichem, dreistimmigem Gitarrensound und Gabe Crisps brillanter Bassarbeit, sorgen die Meister der Extreme für emotionale, aber auch gefühlskalte Passagen, die zum Nachdenken und auch mal zum Wegdriften einladen.
Ihr kongeniales Zusammenwirken erhebt den deftigen Genremix ganz unterschwellig zur musikalischen Apotheose. Jedoch reißen einen die unterschiedlich gearteten Songs auch ganz schnell wieder aus den Tagträumereien heraus. Mitverantwortlich hierfür zeigt sich das satte, impulsive und äußerst niveauvolle Schlagzeugspiel, für das sich ex-ANIMALS AS LEADERS und ANIMOSITY Felldrescher Navene Koperweis verantwortlich zeigte, der seine Aufnahmen im Warner Brothers Studio in Nashville, Tennessee in die Tonspur dengelte. Seine technischen Fähigkeiten sind absolut bemerkenswert und setzen die einzelnen, nicht zuletzt in ihrer Gangart sehr variabel und facettenreich ausgestalteten Stücke perfekt in Szene. WHITECHAPELs Deathcore kommt vollkommen abgerundet daher und klettert die Geschwindigkeitsskala nicht allzu oft empor.
Der Opener "When a Demon Defiles a Witch" ist beispielsweise ein zweistimmig rübergebrachter Track mit harschem, dunklem Deathcore Growling, spitzem, aggressivem Deathcore Gekreisch und kontrastreich kontrovers eingesetztem, über die Deathcore Vokills gelegten, ansprechenden Klargesang. Auch der zweite Song "Forgiveness Is Weakness", eine bösartige, verbale Vendetta gegen Bozemans Familie, ist so ein richtig kerniges Pfund. "Brimstone" hingegen stellt eine fette Groove Maschine dar, die zwar vergleichsweise minimalistisch erscheint, dafür aber umso intensiver mitreißt.
Die US-Amerikaner verwursten innerhalb ihrer wuchtigen, schnellen und technisch anspruchsvollen Death Metal / Deathcore Kompositionen auch New Metal-mäßig anmutende Anklänge mit melodischem Gesang, der im Falle von WHITECHAPEL so richtig angenehm und professionell klingt. Zumal der klare Gesang von Phil Bozeman wirklich gut und als Kontroverse passend gesetzt ist. Ein fast schon sanftmütiger, empathischer Song, der definitiv unter die Haut geht. Das unterstreicht zusätzlich die Brutalität, die "The Valley" ansonsten fast durchgehend aufbringt. Die Jungs wissen eben, wie man abwechslungsreiche, emotionsgeladene bis impulsive Songs schreibt.
WHITECHAPEL legen in weniger in kompletten Stücken, dafür aber innerhalb ihrer Refrains viel Wert auf Zugänglichkeit. So ist "Hickory Creek" der erste, nahezu komplett klar gesungene Track ihrer Laufbahn. Ansonsten gibt's auf "The Valley" nur volle Kanne aufs Fressbrett, wie die anschließende Hüpfburg "Black Bear", die polyrhythmische Wuchtbrumme "We Are One" oder das eindringliche "Lovelace" eindrucksvoll unter Beweis stellen. WHITECHAPEL 7.0 führt also durch spitzenmäßig arrangierte Musiklandschaften, die jedoch den ein oder anderen Fan der ersten Stunde vor den Kopf schlagen könnte.
Die Aufnahmen zum neuen Werk entstanden bei den beiden Gitarristen Alex Wade und Zach Householder zu Hause. Produziert wurde "The Valley", wie bereits die beiden Vorgängeralben "Our Endless War" (2014), sowie "Mark of the Blade“ (2016) von Soundengineer Mark Lewis (CANNIBAL CORPSE, THE BLACK DAHLIA MURDER) in den Audio Hammer Studios in Sanford, Florida. Für den finalen Mix stand David Castillo Pate. Gemastert wurde das heiße Eisen von Ted Jensen. Das Coverartwork zum neuen Album stammt aus dem Branca Studio. Neben den Strapazen, die Fronter Phil Bozeman als Kind erleiden musste, wenden sich die 2006 gegründeten Deathcoreler WHITECHAPEL textlich ansonsten nicht selten den Dämonen, die jeder mit sich herumträgt, gegen Korruption und Religion im Allgemeinen. Whitechapel bezeichnet im Übrigen den Londoner Distrikt, in dem Jack the Ripper in den späten 80er Jahren des 17. Jahrhunderts sein Unwesen trieb. Großartige Songs, großartiges Album! And believe it or not..."The Valley" is always watching you!!!
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Meine Wertung: 90/100
WHITECHAPEL in der "The Valley" Besetzung:
Phil Bozeman - Vocals
Alex Wade - Guitars
Ben Savage - Guitars
Zach Householder - Guitars
Gabe Crisp - Bass
Tracklist:
01. When a Demon Defiles a Witch (05:04)
02. Forgiveness Is Weakness (02:55)
03. Brimstone (03:25)
04. Hickory Creek (04:56)
05. Black Bear (03:08)
06. We Are One (03:58)
07. The Other Side (03:17)
08. Third Depth (04:07)
09. Lovelace (03:48)
10. Doom Wood (05:51)
TT: 40:29 Minuten
Anspieltipps: When a Demon Defiles a Witch; Forgiveness Is Weakness; Brimstone; We Are One; Lovelace
Hier checkt ihr die aktuellen WHITECHAPEL Tourdates!
Brimstone:
Black Bear:
Third Depth:
Hickory Creek: