Einen äußerst interessanten und authentischen Vertreter des 3rd Wave Black Metal, stellt das Quintett URBAIN aus dem Südwesten Houstons dar. Mit ihrem Erstschlag "A Soul Purged" gehen die Novizen auf die Wesenheit Mensch mit all ihren Unzulänglichkeiten und den Verfall ihrer Werte, speziell im urbanen Umfeld ein. Bedächtig, teils aggressiv, aber zumeist in den mittleren Tempi angesiedelt, zieht man seine Bahnen im Dunstkreis, des gotisch angehauchten Schwarzmetalls, im melodischen Knuspermantel. Die ausladend epischen Symphonien, die Keyboarder und Sounddesigner Shaurabh Nandy dem Debüt an seiner elektronischen Werkbank aufdrückte, sind durchaus prägend, dennoch fungieren sie in erster Linie als schmückendes, harmonisch-apokalyptisches Beiwerk.
Mit leichtem Hang zum Melodramatischen haben die selbsternannten Pioniere des Urban Black Metal üppig ausgestaltete, instrumentale Passagen mit in ihr Erstlingswerk aufgenommen. Zieht man von den neun Tracks die vier Interludien/Prologe ab, kommt "A Soul Purged" nämlich lediglich auf fünf vollwertige Black Metal Kompositionen. Mit Lauflängen von zumeist über sieben Minuten bekommt das Auditorium dennoch einen satten, etwas über 40-minütigen Überblick, über das Schaffen und Wirken des US-amerikanischen Zusammenschlusses der schwarzen Mächte. Das toxische, oftmals langgezogene und extrem gallige Gekreisch von Black Metal Kotztüte Jerik Thibodeaux schafft eine düstere Ambient Atmosphäre, die perfekt mit dem kunstvoll harmonisch gehaltenen Gitarrenwerk, der beiden Saitenhexer Andrew Caruana (zusätzlich Bass) und West Maddox korrespondiert. Ihre Backing Vocals werden häufig als zweite cleane oder chorale Spur mit eingebracht. Branson Heinzs rumpelnde Drumworks untermalen hierbei die anklagende bis melancholische Stimmung, die URBAIN 1.0 von Anfang an auf sein Auditorium überträgt.
Selten wird, wie beim Titeltrack, für längere Zeit das Gaspedal so richtig durchgedrückt. Die Produktion zu "A Soul Purged", bei der eher der doomig-melodische Gedanke, anstatt der purer Aggressivität im Vordergrund steht, übernahm Gitarrist, Bassist und Background-Sänger Andrew Caruana himself. Für das Mastering der Scheibe beauftragte man hingegen Eric Park. URBAIN aus Houston wühlen mit "A Soul Purged" voller Resignation den Dreck ihrer Heimatstadt auf und führen ihn für jeden sichtbar an die Oberfläche. Das Cover ziert daher auch die garstige Skyline von Houston im Hintergrund, welche die Verkörperung des städtischen Verfalls in einer Stadt darstellt, die alle ihre Ressourcen aufgebraucht und das Leben von Millionen Menschen gekostet hat. In Bezug auf Zwangsarbeit und Sexhandel liegt Houston landesweit an zweiter Stelle. URBAIN is despair. The city takes everything!
(Janko)
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LACK OF LIES - Wertung: 85/100
URBAIN in der "A Soul Purged" Besetzung:
Jerik Thibodeaux - Vocals
West Maddox - Guitars and Backing Vocals
Andrew Caruana - Guitars, Bass Guitar, Backing Vocals
Branson Heinz - Drums and Bass Guitar
Shaurabh Nandy - Keys and Synth
Tracklist:
01. Perception (07:58)
02. C.A.F.O (01:39)
03. Without Conscience (07:00)
04. Lockdown (01:59)
05. A Soul Purged (07:05)
06. Bissonnet (01:58)
07. Unseen (05:13)
08. Nihilophobia (01:05)
09. No God to Greet Me (07:12)
TT: 41:18 Minuten
Anspieltipps: No God to Greet Me; A Soul Purged; Unseen
Unseen:
No God To Greet Me: