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UNE MISÈRE - Sermon
UNE MISÈRE wurden im April 2016 in Reykjavik gegründet. Das Brutal Hardcore Sixpack aus Islands Hauptstadt hat seitdem eine steile Karriere hinter sich (Auftritte auf dem Wacken Open Air, dem Summer Breeze, dem isländischen Eistnaflug-Festival, dem niederländischen Roadburn Festival, sowie den slowenischen MetalDays inklusive) und bezieht den Großteil seiner Inspiration aus Islands düstersten und rauesten Aspekten. Dass man der Musik diese Aspekte anhört, steht mal deutlich außer Frage. UNE MISÈRE zocken auf ihrem ersten Studio-Langeisen 3-stimmige, endfett bratende Gitarren, impulsive Drums, lassen ein gesangstechnisches Ungeheuer von der Kette und paaren das Ganze mit unbändiger, intensiver, aggressiver und weniger auf Massentauglichkeit ausgelegter Leidenschaft. Der groovige und dynamische Extrem Metal, den "Sermon" versprüht, wummert, dröhnt, schallt, scheppert und kracht daher auch äußerst gehaltvoll aus den Speakern.
Das hart angerissenes Riffgeschranze ist räudig bis noisy (dennoch glasklar), erzeugt phasenweise gar einen sphärischen Sound und wird immer wieder von irrwitzigem Doublebass Gebolze angeheizt. Mit seinen versludgeten, schartigen Gitarren und dem kraftvollen Hardcore Roaring sind UNE MISÈRE eher auf Krawall gebürstet. Melodisches hat hier kaum eine Chance. Die enorme Power beziehen die Isländer aber nicht in erster Linie durch ihre Schnelligkeit, sondern vielmehr durch die wuchtigen Saiteninstrumente der drei Gitarristen Finnbogi Örn Einarsson*, Fannar Már Oddsson und Gunnar Ingi Jones, sowie Bassist Þorsteinn Gunnar Friðriksson. Natürlich haben auch das brutal aggressive und emotional kaum zurückzuhaltende Hardcore Shouting von Frontbrüllwürfel Jón Már Ásbjörnsson, wie auch die impulsive, urgewaltig hämmernde Schlagzeugarbeit von Benjamín Bent Árnason einen großen Anteil an der enormen Durchschlagskraft des Hardcore Schwergewichts.
*Am 24.10.2019 gaben UNE MISÈRE auf ihrer Facebook Seite bekannt, dass sie sich aufgrund unterschiedlicher künstlerischer und persönlicher Ansichten von Gitarrist und Backgroundsänger Finnbogi Örn Einarsson getrennt haben.
Das 36:53-minütige "Sermon" beinhaltet inklusive der beiden Interludien "Grave", sowie "Offering" zwölf Tracks und handelt von Isolation, von Zweifeln, davon an Herausforderungen zu wachsen und sich von den Qualen des modernen Lebens nicht runterziehen zu lassen. So handelt der Titeltrack beispielsweise von den inneren Dämonen und Kämpfen, die jeder mit sich selbst austragen muss. Hammerharte Breakdowns, immer wieder schräge Gitarrenausbrüche und ein ansprechendes abwechslungsreiches Hybridgeballer zeichnen diesen skrupellosen Islandcore mit modernem Anstrich aus, der auch gerne mal in tiefschwarze, doomige Gewässer abtaucht. Beim darauffolgenden "Overlooked / Disregarded" setzt ein kaum zu bändigendes Brachialgeballer ein, das im Mittelteil pervers geile jump-or-die Rhythmen mit ordentlich Wumms auspackt. Absolut Moshpit-tauglich das! "Fallen Eyes" hingegen besticht mit seinem balladesken, Klargesang untermalten, atmosphärisch dichten Beginn, der alsbald in ein verzweifelt melancholisches Blastgewitter ausartet, das sämtiche Emotionen in einen Malstrom aus Zerwürfnis, Depression und angestauter Wut hinunterreißt. Assig, brachial, morbide, grobschlächtig und unbeherrscht. Unmenschliche Zerstörungswut inbegriffen.
Das Groove Monster "Failures" hingegen erzählt von Sänger Jón Már Ásbjörnssons Abkehr von den Drogen. Die Einsicht, die Ausnüchterung, der Entzug und der Selbst-Hass, den das mit sich gebracht hat. Es ist ein Song über Wut und Reue, aber auch über die Erleichterung, die man einfach braucht. Es hält einen fern von den Drogen. Dieser Song geht an all die Straight Edge Kids da draußen! Auf "Damages" sägen, ballern und kreischen sich die Isländer, in ihrer abgefuckten, halsbrecherischen und angepissten Aggro-Manier, sämtliche angestauten Emotionen vom Leib. Textlich geht es darum, am Ende zu sein, unter der Last von Depressionen, Angst oder Süchten zusammenzubrechen und das man diese niemals völlig loswird. Diese Schatten folgen dir bis ins Grab. Also dreh dich besser niemals um und schau immerzu nach vorne. Aber auch das deftige, etwas langsamere, Sau cool besungene "Spiral", sowie der letzte Track "Voiceless" sind zwei ultrabrutale Sahneschnitten! Und so reißt die Island-Neo-Hardcore-Bratze UNE MISÈRE mit ihrem zügellosen, maßlosen und hemmungslosen Hardcore Gebolze sämtliche Trommelfelle entzwei.
Die Aufnahmen zu Sermon fanden zum Teil in den Sundlaugin Studios zu Reykjavik statt. Den klangtechnischen Feinschliff besorgten die renommierten Produzenten Sky van Hoff (u.a. EMIGRATE, RAMMSTEIN), der das Album mit seinem Team Marco Bayati & Marco Kollenz in den Barracks Studios produzierte und abmischte, sowie Svante Forsbäck im finnischen Chartmakers, der den Part des Masterings übernahm. Der Sound ist dermaßen durchdringend und aggressiv geworden, dass es eine helle Freude ist. Das Artwork des Covers stammt übrigens von Niklas Sundin, dem Gitarristen und Gründungsmitglied der schwedischen Melodic Death Metal Institution DARK TRANQUILLITY. Laut Gitarrist Fannar Már Oddsson spiegelt es diese Schönheit und das Elend gleichermaßen wider. UNE MISÈRE is an experience, a movement and a plague.
Das komplette Album kann auf der Bandcamp-Seite der Harcore Combo angehört werden:
https://unemisere.bandcamp.com/album/sermon
https://www.facebook.com/UneMisere/
LACK OF LIES - Wertung: 86/100
UNE MISÈRE - in der "Sermon" Besetzung:
Jón Már Ásbjörnsson - Vocals
Finnbogi Örn Einarsson - Guitar and vocals
Fannar Már Oddsson - Guitar and vocals
Gunnar Ingi Jones - Guitar
Þorsteinn Gunnar Friðriksson - Bass
Benjamín Bent Árnason - Drums
Tracklist:
01. Sin & Guilt (03:23)
02. Sermon (04:12)
03. Overlooked / Disregarded (04:03)
04. Burdened / Suffering (03:36)
05. Fallen Eyes (03:25)
06. Beaten (03:19)
07. Grave (00:34)
08. Failures (02:05)
09. Damages (03:41)
10. Offering (01:10)
11. Spiral (02:05)
12. Voiceless (05:20)
TT: 36:53 Minuten
Anspieltipps: Failures; Spiral; Damages; Overlooked; Beaten
Hier checkt ihr die aktuellen UNE MISÈRE Tourdates!
Damages:
Sermon:
Failures:
Grave: