SUICIDE SILENCE - Become The Hunter
"Become The Hunter" - Die Abkehr vom Stilbruch. Das neueste Werk der Extrem Metal Veteranen SUICIDE SILENCE aus Riverside, Kalifornien ist einmal mehr eine düstere, aggressiv tiefer gestimmte und hart gezocktes Deathcore Scheibe geworden. Dabei geht es auf der kernigen Wuchtbrumme weniger um Geschwindigkeit, als vielmehr um die Ausarbeitung überwiegend im Midtempo angelegter Rhythmus Strukturen. Das US-Extrem Metal Fivepiece hat sich von Album zu Album immer stark weiterentwickeln können, stets die Langeweile ausgegrenzt und immer wieder starke Ideen in ihrer Musik untergebracht, um so für die nötige Würze innerhalb der Songs zu sorgen. So macht auch das sechste Fangeisen "Become The Hunter", der 2002 gegründeten Post Deathcore Combo SUICIDE SILENCE keinerlei Ausnahme. Allerdings verzichtet Frontbrüllwürfel Hernan "Eddie" Hermida mittlerweile auf den psychotischen Klargesang, wie er noch auf dem selbstbetitelten, 2017er Vorgänger-Album "Suicide Silence", mit seinen äußerst bizarren Tracks zu vernehmen war. Man hat also wieder eine klarere Linie in seinem Stil untergebracht und sich vermehrt dem ursprünglichen Deathcore Style mit diversen Hardcoreeinflüssen angenähert. Ich gehe einfach mal davon aus, dass SUICIDE SILENCE mit dem zu sehr aus der Reihe tanzenden Vorgängermaterial viele ihrer Fans arg geschockt und zum Teil auch vergrault haben dürften. So verkauften sich innerhalb der ersten Woche lediglich 4.700 Einheiten, womit die Deathcore-Truppe den schlechtesten Wert ihrer Bandkarriere in den Vereinigten Staaten einfuhr.
Die Southern California Extrem Metaller haben also wieder einiges an Boden gut zu machen und das gelingt ihnen mit "Become The Hunter" richtig gut. Die Zeit der deutlich zu extravagant ausgefallenen Experimente scheint definitiv ad acta gelegt. Vielleicht liegt es an der erneuten Zusammenarbeit mit Produzent Steve Evetts (EVERY TIME I DIE, HATEBREED, SEPULTURA, THE DILLINGER ESCAPE PLAN) vom The Omen Room, der sich für die Erfolgsalben "The Black Crown" (2011) und "You Can’t Stop Me" (2014) verantwortlich zeigte. Die facettenreichen Strukturen, die sich der verschiedensten extremen Komponenten bedienen und selbige zu einem stimmigen Hörvergnügen formen, wurden jedenfalls passgenau miteinander verwoben. Melodisch bis disharmonisch steuert man nach wie vor gelegentliche Ruhepausen an, um nicht zu verbissen daherzukommen, dem brutalen Konstrukt ein bisschen Luft zum Atmen zu geben und das soundtechnisch schwere und komprimierte Konstrukt ein wenig zu entzerren. Nicht zuletzt dieses perfekt ineinander greifende Zusammenwirken macht einen Gutteil der deftigen Schlachtkeule "Become The Hunter" aus. Beim hart angerissenen, ultratiefen Gitarrengeschranze wird häufig mit Palmmuting gearbeitet. Auch die Leadgitarren verhalten sich vorbildlich und sind bockstark, weil äußerst variabel eingesetzt. Das monströs pumpende und bollernde, nach vorne treibende Drumming vereinnahmt die unterschiedlichsten Gangarten. Breakdowns und Timebending-Sequenzen inklusive. Die durchdringende und aggressive Extrem Metal Gesangsperformance besitzt eine ordentliche Range, deren Gesangstechnik die verschiedensten Extrem Metal Varianten durchläuft. So wechselt Eddie Hermida vom düsteren Deathcore Growling über aggressives Roaring hin zu brachialen Aggro-Shrieks und kreischt sich schon mal die Stimmbänder blutig. Genauso schön brutal, wie man ihn von früher her kennt.
SUICIDE SILENCE haben also eindeutig zu alter Stärke zurückgefunden und agieren wieder wie eine Einheit aus Chaos, Zerstörungswut und Anarchie. Das schlägt sich über alle Maßen im völlig durchgeknallten Technical Death Metal Brett "Disaster Valley" nieder, bei dem sich die Human Drummachine Alex Lopez so richtig austoben darf. Zum Reinhören kann ich den ultrafett ballernder Track "Serene Obscene" mit seinem extrem geilem Brutalo-Refrain wärmstens empfehlen. Des Weiteren empfand ich die, mit wütend-verzweifeltem Kreischgesang belegte, melancholische Nummer "Skin Tight", das monströses Gitarrengeschredder zu "The Scythe", die beiden Tracks "Two Steps" und "Feel Alive", sowie den, alle vorgenannten Trademarks vereinenden Titeltrack und Rausschmeißer "Become The Hunter" als absolut empfehlenswert. Inklusive der Einleitung "Meltdown" kommt SUICIDE SILENCE 6.0 mit seinen elf fetten Midtempobrechern auf eine Gesamtlaufzeit von 39:47 Minuten. Den soundtechnischen Feinschliff der Scheibe übernahmen Mischer Josh Wilbur (GOJIRA, LAMB OF GOD, MEGADETH, TRIVIUM) von Josh Wilbur Productions in Los Angeles, sowie Masterer Ted Jensen (BRING ME THE HORIZON, DEFTONES, PANTERA, SLIPKNOT) in den Sterling Sound Studios in Nashville, Tennessee. Verantwortlich für das Album-Artwork zeigte sich Adrian Baxter. "Become The Hunter" ist wütender, extrem ausgelegter Death Metal. Wie ein Paukenschlag und absolut auf der Höhe der Zeit. Die SUICIDE SILENCE-Fans dürfen sich also auf ein richtig stark inszeniertes und arrangiertes Album, voller 1A in die Fresse ballernder Extrem Metal Highlights freuen! Thumbs up again!!!
(Janko)
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LACK OF LIES - Wertung: 86/100
SUICIDE SILENCE in der "Become The Hunter" Besetzung:
Eddie Hermida - Vocals
Chris Garza - Guitars
Mark Heylmun - Guitars
Daniel Kenny - Bass
Alex Lopez - Drums
Tracklist:
01. Meltdown (02:12)
02. Two Steps (03:22)
03. Feel Alive (03:29)
04. Love Me To Death (04:15)
05. In Hiding (02:57)
06. Death's Anxiety (03:13)
07. Skin Tight (04:10)
08. The Scythe (04:42)
09. Serene Obscene (04:25)
10. Disaster Valley (03:54)
11. Become The Hunter (03:08)
TT: 39:47 Minuten
Anspieltipps: Serene Obscene; Two Steps; Feel Alive; Skin Tight; The Scythe; Become The Hunter
Two Steps:
Meltdown: Pt. 1:
Love Me To Death (FSK 18-Version):
Feel Alive: