"Viscera", der Zweitschlag der britischen blackened Doom/Death/Cruster STRIGOI, ist ein Album genau nach meinem Geschmack geworden. Die atmosphärische und düster-beklemmende Down-Tempo-Sounddichte stammt unverkennbar aus den subterranen Sphären der Erdkruste und ist stellenweise so zähflüssig wie frisches Bitumen. Seit September 2018 spuken STRIGOI aus Suffolk, in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire, bereits im Metalsektor umher. Vielleicht entstammt gerade aus dieser geografischen Lage auch ihre Affinität zum Mythologischen und Paranormalen. In der rumänischen Mythologie gelten die Strigoi nämlich zu Beginn ihrer Existenz als ruhelose Geister, die aus ihren Gräbern auferstehen. Erst später werden sie zu einer Art Vampirwesen, die ihren Verwandten Krankheit und Leid bringen, um ihnen später das Blut direkt aus dem Herzen zu saugen. Einen passenderen Hintergrund für diese verstörende Art der Musik kann man sich eigentlich gar nicht auf die Fahnen schreiben.
Die Eckpfeiler des vielseitig ausgelegten Doom/Death setzen auf finstere Soundgefilde, mit bedrohlich-dramaturgischem Aufbau und bärenstarkem Ambient-Horrorvision-Gitarrenriffing. Das fast schon gesprochene, gutturale Todesröcheln von Frontreibeisen, Gitarrist und Gründungsmitglied Greg Mackintosh (PARADISE LOST) hinterlässt schon mal Gefrierbrand und jagt dem Auditorium ein tiefes Frösteln nach dem anderen über den Rücken. Die Rhythmusfraktion watet zumeist in den unteren bis mittleren Geschwindigkeitsbereichen des Doom/Death Sumpfs. Guido Zima (eigentlich Montanarini), der neue Mann hinter den Kesseln, kann einfach alles. Polyrhythmik, von unten raus enorm pushendes Atmo-Gepoller, derbe rumpelnde Beats oder auch dynamisches, abwechslungsreiches Drumplay. Der italienischstämmige Montanarini vermag aber hin und wieder auch in einen kurzweiligen Blastrausch zu verfallen.
Das zehn Tracks und 46:32 Minuten umfassende "Viscera" ist ein einnehmendes und enorm vielschichtig ausstaffiertes Soundgelage voller bedrohlicher Sequenzen, welches die tödliche Schnittstelle zwischen einsetzender Psychosen, verzweifelter Trostlosigkeit und ausgefeilter Todessehnsucht erforscht. Die statisch aufgeladenen Gitarren sind der absolute Burner. Subtil eingesetzte, elektronisch aufgepimpte Horrorelemente, Chris Caskets (DEVILMEMT) niederfrequent prattelnder Fourstringer, das beklemmend jammernde Leadgitarrenwerk von Mackintosh, sowie das sauber schranzende Riffing vom zweiten Gitarristen Ben Ash, unterstützen den Eindruck von den ruhelosen Geistern der Strigoi ungemein.
Die Aufnahmen zu "Viscera", welche sich neben den hauptsächlich biblischen Themen, mit Hilflosigkeit, Isolation, Hass, Gängelung, Heuchelei, Elend und Zwietracht befassen, entstammen den Orgone Studios, in der Nähe von Woburn, im britischen Bedforshire und wurden dort von Produzent und Studiobesitzer Jaime Gomez Arellano vorgenommen. Den Mix besorgte der Tontechniker und Besitzer des Godcity Recording Studios Kurt Ballou (FULL OF HELL, GATECREEPER, GOATWHORE) in Salem, Massachusetts. Das Mastering hingegen wurde in die fähigen Hände des Mastering Engineers Brad Boatright (FULL OF HELL, KONVENT, OBITUARY), dem Besitzer des renommierten Audiosiege Studio in Portland, Oregon gelegt. Die, aus der Asche von VALLENFYRE hervorgegangenen STRIGOI und ihr bockstarkes Zweitwerk sind eine weitere, meiner persönlichen Entdeckungen und Highlights des Jahres 2022. "Viscera" is Doom fuckin` hell! Düsterer geht es kaum noch!!!
(Janko)
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LACK OF LIES - Wertung: 91/100
STRIGOI in der "Viscera" Besetzung:
Greg Mackintosh - Vocals and Guitar
Ben Ash - Guitar
Chris Casket - Bass
Guido Zima - Drums
Tracklist:
01. United in Viscera (06:44)
02. King of All Terror (02:38)
03. An Ocean of Blood (04:13)
04. Napalm Frost (02:26)
05. Hollow (06:20)
06. A Begotten Son (03:51)
07. Bathed in a Black Sun (04:19)
08. Byzantine Tragedy (05:28)
09. Redeemer (02:38)
10. Iron Lung (07:55)
TT: 46:32 Minuten
Anspieltipps: Hollow; An Ocean of Blood; Byzantine Tragedy; United in Viscera
King Of All Terror:
Hollow:
An Ocean Of Blood:
Full Abum Stream: