SikTh - The Future In Whose Eyes?
(Millennium Night)
Ganze elf Jahre mussten sich die Fans, der aus London und der Grafschaft Hertfordshire stammenden Progressive Metal/Mathcore/Thrashcore/Djent Formation SikTh gedulden, um endlich ein neues Album der Band in den Händen halten und in den Player schieben zu können. SikTh gibt es bereits seit dem Millennium, allerdings hat das SikTh-tett nicht zuletzt durch die lange Pause (von 2008 bis 2013 hatte die Band auf Eis gelegen) mit „The Future In Whose Eyes?“ insgesamt erst sein drittes full-length am Start. Es ist auch der erste Release mit Co-Sänger Joe Rosser, der im Jahre 2016 das Gründungsmitglied Justin Hill ersetzte. Die Ausgangslage bei SikTh ist klar: präsenter Bass, thrashiger Sound, wechselhafte, kontrastreiche Musik, harte Riffs, mehrstimmige, abwechslungsreiche Gesangsstile und zugängliche Refrains mit Klargesang und Ohrwurmcharakter. Das UK-Sixpack kreiert so eine wahrhaft interessante Mischung und brennt ein Feuerwerk an Emotionen ab. Es werden eigentlich so ziemlich alle modernen Spielarten von Rock und Nu Metal über Alternative, Punk, Metalcore, Djent, Thrash etc. durchexerziert, was das Ganze zu einer abwechslungsreichen und gehaltvollen Symbiose avancieren lässt. Und obschon man sich dieser unterschiedlichen, modernen Spielweisen bedient, sind SikTh als wegweisend zu bezeichnen und in ihrer Zusammensetzung sicherlich einzigartig. „The Future In Whose Eyes?“ is the future in my eyes!
Der zweistimmige Gesang von Mikee W Goodman, der sich zusätzlich für die Texte verantwortlich zeigt und Joe Rosser, sowie die zweistimmigen Gitarren von Graham "Pin" Pinney und Dan Weller treten eine mächtige Lawine los, die einmal ins Rollen geraten, so schnell keiner mehr aufhält. Auf dem 46:04 Minuten zirkulierenden „The Future In Whose Eyes?“ wird nicht nur gesungen, sondern auch gesprochen, gekrischen, gebrüllt und gegrölt. Hinzu gesellen sich die fetzig-thrashigen Gitarren, der greifbare und wuchtige Basssound, sowie die variabel eingestellten, punktgenauen Drumworx von Dan Foord. Man variiert in Rhythmus und Soundlage, erforscht das unerforschte und experimentiert mit Konterkarikaturen seiner selbst. Durch die so gewonnene stilistische Vielfalt begibt man sich immer wieder auf neues Terrain, auf dem man seine Kreativität und sein verrücktes "Ich" frei ausleben kann. Mal zügelt man sich selbst, mal spornt man sich gegenseitig zu Höchstleistungen an, wandelt stets auf einem hohen technischen Standard, baut psychedelische Passagen in sein Weirdo Soundgeflecht ein und mischt ein wenig der Verrücktheit von SYSTEM OF A DOWN mit wilden, ungestümen Kreischgesang und den ruhigen, melodischen, klar besungenen Passagen von LINKIN PARK. Ein Vergleich mit SYSTEM OF A DOWN hinkt zwar ein wenig, ist aber aufgrund der sich immer wieder auftuenden Parallelen durchaus angebracht. SikTh agieren skurril, allenthalben gar grotesk und begeben sich damit auf die hyperaktive, bisweilen psychoaktive Seite des Brainwash Metal.
Die musikalische Architektur der insgesamt zwölf Tracks, setzt ihr Fundament auf Divergenz und hat somit eine beträchtliche Variationsbreite anzubieten. SikTh bauen ein scheinbares Chaos auf, das sich aber bei genauere Betrachten, bzw. Hinhören als feingliedrig ineinander verkettetes Konglomerat aus den vorgenannten Stilen herausstellt, welches immer wieder Kurs auf die kontrastreich eingewebten eingängigen Refrains nimmt. „The Future In Whose Eyes“ ist in manchen Passagen auch dem durchgeknallten Breakcore von IGORRR nicht unähnlich, obschon die Grundausrichtung natürlich eine andere ist. Auch kleine EMMURE Pakete kann ich an allen Ecken und Enden erkennen. Mit “This Ship Has Sailed” (01:19), “The Moon's Been Gone for Hours” (02:46) und “When It Rains” (02:35) hat man drei "Spoken Word Skits" zwischen die übrigen neun Tracks gelegt. „The Future In Whose Eyes?” kommt mit sehr geilem Coverartwork, ansprechender Aufmachung und 16-seitigem Booklet.
www.facebook.com/sikthofficial
Meine Wertung: 85/100
SikTh in der aktuellen Besetzung:
Mikee W Goodman – Vocals and Lyrics
Joe Rosser – Vocals
Graham "Pin" Pinney – Guitars
Dan Weller – Guitars
James Leach – Bass
Dan Foord – Drums
Tracklist:
01. Vivid (04:28)
02. Century of the Narcissist? (04:09)
03. The Aura (04:03)
04. This Ship Has Sailed (01:19)
05. Weavers of Woe (05:31)
06. Cracks of Light feat. Spencer Sotelo (04:13)
07. Golden Cufflinks (04:07)
08. The Moon's Been Gone for Hours (02:46)
09. Riddles of Humanity (03:46)
10. No Wishbones (04:30)
11. Ride the Illusion (04:37)
12. When It Rains (02:35)
Lyric Video zu “Vivid”:
"Golden Cufflinks" (Official Video):
"No Wishbones" (Official Video):
TT: 46:04 Minuten
Anspieltipps: Riddles of Humanity, Golden Cufflinks, Vivid, Century of the Narcissist?, Cracks of Light, Ride the Illusion