SEPULTURA - Machine Messiah
So merkwürdig sich das Cover des Brasilianischen Experimental Thrash/Death Quartetts SEPULTURA auch ausnimmt, so unkonventionell sind auch die musikalischen Accessoires, mit denen sie ihren 14. Silberling „Machine Messiah“ ausstaffiert haben. Die Südamerikaner, die seit 1984 auf der großen Bühne der Thrash Titanen wandeln, haben natürlich auch wieder an die SEPULTURA typischen, extravaganten Eingeborenen Percussion Rhythmen gedacht, selbige mit unkonventionellen, verstörenden Keyboardsounds und den verschiedensten Stilen, bis hin zum Death Metal à la DISBELIEF gemischt. Der feine, klare Thrash Sound wurde den zehn neuen Tracks, vom renommierten Produzenten Jens Bogren (u.a. AMON AMARTH, KATATONIA, KREATOR, OPETH, PARADISE LOST, SOILWORK) in den Fascination Street Studios in Örebro, Schweden eingehaucht. Herausgekommen ist dabei eine epische, gleichwohl wuchtige und experimentelle Evolution der Gedanken und Stimmungen, voller unkonventioneller Momente, mit einer Kurzweil von 46:05 Minuten. „Machine Messsiah“ ist zwar kein Meisterwerk und braucht schon ein paar Durchgänge, um sich dem geneigten Hörer zu öffnen, ist mit seinen technisch hochwertigen Experimenten aber als solide Handwerkskunst zu bezeichnen.
Der Grundsound wurde intuitiv und innovativ weiterentwickelt und der modern ausgelegten Thrash Metal nicht zuletzt dadurch mit den unterschiedlichsten, feinen Nuancen bedacht. SEPULTURA mischen Aggression und Härte mit ausgebuffter technischer Finesse und eingängigen, teils richtig schön schrägen und extrovertierten Strukturen. „Machine Messiah“ weißt vielleicht keine einzelnen Klassiker auf, die den potentiellen Hörer gleich beim ersten mal voll bei den Eiern packen, funktioniert aber in seiner Gesamtheit wirklich gut und wirkt dabei wie aus einem Guss. Der Gesang von Derrick Leon Green ist ebenfalls wesentlich vielseitiger und umfangreicher geworden.
Stimmt man mit dem Opener und gleichzeitigen Titelsong „Machine Messiah“ noch recht ruhige Töne an, die alles andere als repräsentativ für das restliche Material des neuen Albums sind, startet man härtemäßig spätestens mit dem Hardcore/Thrash Brecher „I Am The Enemy“ voll durch. Die Trademarks der Band, nämlich der schreiende, anprangernde Gesang, das deftig schranzende, tiefergestimmte und bassunterstützte Circlepit Riffing, die abwechslungsreiche und tödlich präzise Schlagzeugarbeit, sowie die schnellen, fiesen Soli bilden nach wie vor die Grundstruktur des SEPULTURA Sounds. Aufgrund des interessanten, vielseitigen Stilmixes und seiner technisch hochwertigen Umsetzung, gilt es immer wieder etwas neues zu entdecken und man kann dem organischen, lebendigen Stilmix eine gewisse Eigenständigkeit kaum in Abrede stellen. Mit „Sworn Oath“ hat man noch ein geiles Brett und mit „Iceberg Dances“ ein klasse Instrumental im Gepäck. Das Konzept rund um das neue Album und den Titel „Machine Messiah“ ist die fragwürdige Anbetung unserer Gesellschaft gegenüber unseren technischen Errungenschaften. Sänger Derrick Green sagt dazu: “It’s controlling our lives. We feel safe with it, or security with it, and when we don’t have it, we’re loosing our minds.”
Meine Wertung: 83/100
SEPULTURA in der aktuellen Besetzung:
Derrick Leon Green – Vocals, add. Guitars
Andreas Kisser – Guitars
Paulo Xisto Pinto Jr. – Bass
Eloy Casagrande – Drums
Tracklist:
01. Machine Messiah
02. I Am The Enemy
03. Phantom Self
04. Alethea
05. Iceberg Dances
06. Sworn Oath
07. Resistant Parasites
08. Silent Violence
09. Vandals Nest
10. Cyber God
Hier könnt ihr euch das Lyric Video zu "I Am The Enemy" reinziehen: