S. J. Watson - Ich.darf.nicht.schlafen.
„Ich darf nicht schlafen“…das einzige, was mich beim Lesen dieses erfolgreichen Psychothrillers aus dem Jahr 2011 davon abgehalten hat nicht einzuschlafen, war die Spannung, die der britischen Autor Steve „S. J.“ Watson in seinem Debüt von Anfang bis Ende hoch gehalten hat. Das muss man ihm durchaus lassen. Leider war es das aber auch schon mit den positiven Seiten, die ich diesem 397 Seiten währenden, emotions- und seelenlos konstruierten Roman abgewinnen konnte. Überwiegend in der Ich-Perspektive geschrieben, dümpelt die unblutige Story, die weit mehr auf das „Was und Wie“ setzt, in ihrer stakkatohaften Erzählweise lauwarm vor sich hin. Die ständigen Wiederholungen des Tagesablaufs, der von Amnesie betroffenen Protagonistin beginnen den potentiellen Leser irgendwann zu nerven und der nur ab und an, in Miniportiönchen eingestreute Lokalkolorit lässt das Kopfkino nicht so recht in Gang kommen „Ich.darf.nicht.schlafen“ ist ein undurchdachter Psycho Thriller ohne geistigen Tiefgang, der viel zu viele Ungereimtheiten in sich birgt, welche den gesamten Plot leider unnötig unrealistisch und nahezu ad absurdum führen. Ein oberflächliches und unrealistisches Psychogramm, welches klar auf Cliffhanger und Effekthascherei aus ist. Die Story ist dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass sie an manchen Stellen ungewollt peinlich, gar lächerlich wirkt. Warum zum Beispiel schreibt und liest die amnesiekranke Christine immer wieder in ihrem Tagebuch, was enorm viel Zeit in Anspruch nimmt, anstatt ein Videotagebuch mit dem Handy oder auf dem Rechner zu führen? Audiovisuelle Erlebnisse wären bezüglich ihrer Erinnerung und ihrer Genesung wesentlich effektiver gewesen. Hierbei hätte sie auch sich selbst und ihr fortgeschrittenes Alter sehen können. Des Weiteren stellt sich mir die Frage, wie man eine Person aus einer geschlossenen Anstalt zu sich nach Hause holen kann, ohne ein Verwandtschaftsverhältnis ersten Grades nachzuweisen? Und dafür, dass sie sich an nahezu nichts erinnern kann, sind die plötzlichen Erinnerungsschübe Christines doch recht ausführlich beschrieben. Sehr merkwürdig das Ganze. Bis der Plot letztendlich mal zu Potte kommt, ist der Leser auch schon fast am Ende...und das in zweierlei Hinsicht. Das Thema an sich ist wirklich 1A, nur leider scheitert es doch etwas an der Umsetzung. Viel gewollt, doch (zu) wenig erreicht. Mit dem Lesen eines weiteren seiner Bücher werde ich es halten, wie im zweiten Satz seines Nachfolgethrillers „Tue es. Tu es nicht.“ Ich jedenfalls tue es nicht!
Meine Wertung: 57/100