Mit den Zutaten Ärzte, Heilanstalt, Experiment, Amoral, Liebe, Leben und Tod hat der, 1975 in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires geborene Schriftsteller und Drehbuchautor Roque Larraquy, eine extraordinäre Horror-Komödie an den Start gebracht. Das Original, des heuer in Deutschland erschienenen Festa Must Read Band 37 "Die Mutterfresserin", wurde im Jahre 2010 in Argentinien unter dem Titel "La Comemadre" publiziert und umfasst in der deutschen Version 192 Seiten.
Provinz Buenos Aires, Argentinien, im Jahre 1907. Ledesma, seines Zeichens Direktor der "Heilanstalt Temperley", möchte durch seine Ärzteschaft ein makabres Experiment durchführen lassen. Für seinen Auftraggeber und Besitzer der Anstalt, Mr. Allomby, soll er auf unmoralische und ethisch verwerfliche Weise die Fragen nach dem Tod und dem "Danach" klären. An Skrupellosigkeit kaum zu übertreffen, spielt Ledesma mit dem Anspruch auf und der Sehnsucht nach Leben, seiner Patienten. Den Tod selbiger nimmt er dabei billigend in Kauf, will er doch Ergebnisse präsentieren können. Und so setzt sich eine Tötungsmaschinerie ungeahnten Ausmaßes im Gang. Die Ärzte spielen mit, als gäbe es an der infamen Vorgehensweise weder in ethischer, noch moralischer Weise irgendetwas zu überdenken.
Roque Larraquys unorthodoxer Plot ist skurril, humorvoll, einfach nur zum Kopfschütteln! Mit seinem eigenwilligen, verstörenden, um nicht zu sagen grotesk ausufernden Gedankengut, ist "Die Mutterfresserin" ein wahrlich seltsames Konstrukt und alles andere als leicht zu lesen. Ihm haftet stets ein bizarrer, von Phantasmagorie getriebener Unterton an. Der staubtrockene und bitterböse, schwarze Humor liegt bei Larraquy oft im Wortwitz selbst begründet. Die Atmosphäre wandelt im Dunstkreis zwischen Gleichgültigkeit, Wahn, Glauben und Aberglauben. Der argentinische Autor wirft dabei nur allzu gerne mit Fremdwörtern, häufig aus dem Ärztejargon, um sich. Larraquys Sprache beruht auf einer Art kurz angebundenem Pragmatismus und ist doch von tiefgreifenden Verwurzelungen geprägt. Ein dreidimensionales Denken scheint hier ab und an nicht mehr ausreichend zu sein. Zu Beginn des zweiten Teils, in dem der Argentinier zunächst die Unzulänglichkeiten eines Lebens als übergewichtiger Teenager beschreibt, kam ich aus dem Lachen fast nicht mehr heraus. Diese Passage ist einfach göttlich geschrieben. Im weiteren Verlauf macht mir Larraquys bizarres Gefasel jedoch den Eindruck, als habe er indes einen mittelschweren Hirnschlag erlitten und schreibe nur mehr wirres, unzusammenhängendes Zeug. Ich kann seinen Ausführungen oder deren Sinn ab diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht mehr so recht folgen. Von da an nimmt der groteske Roman "Die Mutterfresserin" leider eine unaufhaltsame Talfahrt. Das Ganze bleibt mir letztlich ein unlösbares Rätsel, das mich einigermaßen sprachlos und vollkommen verwirrt zurücklässt. Man kann die "Die Mutterfresserin" als hohe Kunst an der Literatur verstehen oder auch als Verbrechen an selbiger betrachten. Dies zu beurteilen, bleibt letztlich jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil habe mich durchaus unterhalten gefühlt, hätte mir von Roque Larraquy aber etwas klarere Strukturen gewünscht. "Die Mutterfresserin" wurde für den National Book Award in den USA und für den Best Translated Book Award 2018 nominiert.
(Janko)
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Brutalität/Gewalt: 25/100
Spannung: 23/100
Action: 21/100
Unterhaltung: 75/100
Anspruch: 54/100
Humor: 20/100
Sex/Obszönität: 12/100
LACK OF LIES - Wertung: 71/100
Roque Larraquy - Die Mutterfresserin
Festa Verlag
Horror-Komödie
Buchreihe: Festa Must Read Band 37
ISBN: 978-3-98676-022-9
192 Seiten
Gebundene Ausgabe in der Festa-Lederoptik; mit Leseband
Originaltitel: La Comemadre (2010)
Aus dem argentinischen Spanisch übersetzt von Linus Guggenberger
Erscheinungstermin: 22.09.2022
EUR 22,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
Weitere Formate:
ISBN eBook (epub) oder Mobipocket Kindle Format: 978-3-9867-6023-6
Erscheinungstermin: 17.08.2022
EUR 5,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
"Die Mutterfresserin" beim Festa Verlag: https://www.festa-verlag.de/die-mutterfresserin.html