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Streetdate: 10.05.2019 / Nuclear Blast
Streetdate: 10.05.2019 / Nuclear Blast

POSSESSED - Revelations Of Oblivion

(Nuclear Blast)

 

Über dreißig Jahre ist es her, da mischten POSSESSED - die Godfather of Death Metal - die sich 1982 in San Francisco, Kalifornien gründeten, mit ihrer unvergesslichen Kult-Scheibe "Seven Churches" die damalige Metalwelt auf. Nun sind die sagenumwobenen Großmeister des early Death/Thrash nach Jahrzehnten der Abstinenz mit ihrem dritten Longplayer zurück. "Revelations Of Oblivion" haben sie ihr neues Opus getauft - Offenbarungen des Vergessens. Wir haben sie jedenfalls nicht vergessen, die Mitbegründer eines ganzen Genres, die sich leider bereits fünf Jahre nach ihrer Gründung im Jahre 1987 wieder trennten. Natürlich haben die Death/Thrash Dinos POSSESSED in all den Jahren nicht das Geringste verlernt, da sie immer wieder Exkurse in Sachen Wiederbelebung der Band anstrebten. Jedoch spülten diverse Line-Up Wechsel über die Jahre so manches Bandmitglied über Bord, sodass von der Urbesetzung nur noch Sänger und Ex-Bassist Jeff Becerra übrig blieb. Den Zahn der Zeit hat sich der diabolische Sündenpfuhl dennoch nicht ziehen lassen und genau das macht POSSESSED, die seit dem Jahre 2007 wieder on stage sind, zu etwas ganz besonderem. Das Flair der 80er und 90er des vergangenen Jahrtausends nahezu unverwaschen, fast bis in die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts mit hinüberzunehmen ist schon eine Kunst, die ihnen mit Leichtigkeit und Bravour gelungen ist. POSSESSED wissen nämlich immer noch ganz genau, wie man verdammt geile, mitreißende Songs schreibt. Das Besetzungskarussell drehte sich zwar erst kürzlich wieder heftig und warf hiernach zuletzt Bassist Tony Campos (2011 - 2012), sowie Gitarrist Mike Pardi (2013 - 2016) aus der Bahn. Mit neuen Mitstreitern an seiner Seite und frisch getanktem Elan machte sich Jeff Becerra, der Urvater des Death Metal jedoch noch mal munter und besessen an die Arbeit und schuf das Meisterwerk "Revelations Of Oblivion".

Photo Credit: Hannah Verbeuren
Photo Credit: Hannah Verbeuren

"Chant Of Oblivion", ein dramaturgisches, cineastisches Intro (das meiner Meinung nach zum Rest des Albums nicht so recht passen will) eröffnet den höllischen Soundreigen. POSSESSEDs technisch gezockter Thrash mit diversen Death Metal Einflüssen ist so richtig schön gefühlskalt, aber alles andere als gefühlsarm. Das soundtechnich dichte Brachialwerk "Revelations Of Oblivion" ist dabei enorm dynamisch und entwickelt sich von seiner Aura her wie ein guter alter Wein, über dessen Genuss man sich immer wieder freut. Zum eigentlichen Opener "No More Room in Hell" wurde auch ein Visualizer produziert, den man sich weiter unten reinziehen kann. Der thrashige Song überträgt gleich zu Beginn ein absolut geniales Old School Flair mit leicht okkulter Grundsubstanz. Schnell, fies und böse zucken niveauvoll gespielte Gitarren und passgenaue Soli durch den Äther, gleichermaßen dreschen auch die Drumsticks in perfekter Manier über die Felle hinweg. POSSESSED geben bereits hier ordentlich Gas und beweisen, dass sie als echte Death/Thrash Fossilien längst noch nicht zum alten Eisen gehören. Es ist ein dramaturgisches, machtvoll inszenierte Stück voller höllischer, schräger Disharmonien...eben unverkennbar POSSESSED! Der perfekte Einstiegssong in ein exzellent ausgearbeitetes Album auf allerhöchstem Niveau. Das dritte Stück "Dominion" überzeugt mit seinem polyrhythmischen Schlagwerk, welches nicht nur in diesem Falle extrem geil gezockt ist. Hier stimmt einfach alles, vom einwandfrei aufeinander abgestimmten Zusammenwirken der gesamten Rhythmusfraktion, bis hin zu den eingängigen Refrains, die sich niemals abzunutzen scheinen. Mit der fünften Nummer "Demon" haben POSSESSED den perfekten Song auf ihr Album gepackt. Ein wahres Monster von einem Track, der alles aufwartet, was sich POSSESSED über die Jahre an Skills draufgepackt haben. Extrem geiles Riffing, eine intensive Bassaxt, erdrückendes Drumming, dazu gesellen sich Becerras unnachahmliche und vielseitige Gesangsperformances, die dem Ganzen das i-Tüpfelchen aufsetzen. Es ist schon lange her, dass ich solch einen geilen, geistreichen und ausgeklügelten Song gehört habe. Das nachfolgende höllische Inferno "Abandoned" besticht mit bockstarken, fetzigen Arrangements, die POSSESSED und Peter Tägtgren in ein erstklassiges Licht oder sagen wir besser in die absolute Finsternis gesetzt haben. Zum darauffolgenden "Shadowcult" gibt es weiter unten ein Live-Video zu sehen, welches 2017 auf dem Bloodstock Festival aufgenommen wurde. Das Material entstammt der Bonus Blu-ray aus dem exklusiv bei Nuclear Blast erhältlichen, streng limitierten US-import Box-Set. 

Photo Credit Hannah Verbeuren
Photo Credit Hannah Verbeuren

Das 54:10 Minuten sägende "Revelations Of Oblivion" ist ein eindrucksvoll ineinander greifendes Konglomerat aus Death und Thrash Elementen, das so richtig schön dreckig, todernst, kompromisslos, sadistisch und absolut endgültig klingt. Ein Album mit Charme, Flair und Attitüde, das neben den genannten Attributen vor allen Dingen Melodie, Eingängigkeit und Technik für sich beansprucht. Aber ist es nun Death Metal oder Thrash Metal, was es da auf POSSESSED 3.0 zu hören gibt? Für mich überwiegen ganz klar die Thrash Elemente. POSSESSED selbst bezeichnen es als Death Metal...aber da scheiden sich wohl letztendlich die Geister. Wichtig ist nur, dass neben der Liebe zum Detail jede Menge Know-how, Action und ne geballte Ladung Power in den Songs steckt. Das Death/Thrash Fivepiece hat in meinen Ohren eine wirklich abwechlsungsreiche und kurzweilige Songauswahl getroffen. "Revelations Of Oblivion" lief bislang über dreißig Mal in meinem Player und jedes weitere Mal, wenn ich es höre, gefällt es mir noch besser. Auch das enorm dynamische "Omen", bei dem man hin und wieder Tägtgrens Einfluss bei den nachträglich hinzugefügten Hallgeschichten heraushört ist ein klares Highlight des Albums. Als eigentlicher Rausschmeißer fungiert "Graven", ein leicht unkonventionell, ja fast schon punkig oder anarchisch gezocktes, soundtechnich dichtes Brachialwerk, dem sich das, mit akustischer Gitarre unterlegte Outro "Temple of Samael" anfügt.

© POSSESSED
© POSSESSED

Einzig übriggebliebenes Urbesetzungsmitglied Jeff Becerra (eigentlich Jeffrey Benjamin Becerra Sr.), der ursprünglich Bass und Gesang bediente, nach einer Schießerei - Becerra wurde im Jahre 1989 auf dem Heimweg von seiner damaligen Arbeitsstelle auf offener Straße überfallen und in Brust und Rückenmark geschossen - jedoch Oberkörper abwärts gelähmt blieb, widmet sich heute ausschließlich dem Gesang. Die unterschiedlichen Stile oder Ausführungen derer sich Becerra bedient sind saustark umgesetzt und astrein in das rhythmische Konzept der Band eingepflegt. Jeff hat eben auch diese abgefuckte Coolness in der Stimme. die mich rein von der rohen Leichtigkeit her schwer an den Rock'n'Roll Gott Ian Frasier "Lemmy" Kilmister erinnert. Die Aktivitäten am Tieftöner hingegen übernahm zuletzt Robert Cardenas (AGENT STEEL, COFFIN TEXTS, ENGRAVE, MALICE, MASTERS OF METAL / seit 2012 bei POSSESSED). An den beiden Gitarren toben sich seit 2011 Daniel Gonzalez (GRUESOME, NAILSHITTER), sowie seit 2016 Claudeous Creamer (DRAGONLORD, GIRTH, SERPENT) aus. Emilio Marquez (BRAINSTORM, BRUJERIA, ENGRAVE, SADISTIC INTENT) bedient das POSSESSED Drumkit im Prinzip seit 2007. Emilio ist ein wahrer Meister an den Kesseln, dessen polyrhythmisches Schlagwerk den Thrash Metal neu belebt. Da gibt es keine zweite Meinung. Auch der Gesang geht hier ein klein wenig in die Tägtgren Richtung, was den Song quasi für ein künftiges PAIN Cover prädestiniert.

Photo Credit Hannah Verbeuren
Photo Credit Hannah Verbeuren

Textlich behandeln die zwölf neuen Tracks (Intro und Outro mitgerechnet) nach wie vor Themen rund um Okkultismus, Satanismus, Anti-Christentum, Mord und Tod in einer deutlich gereifteren und greifbareren Variante. Es sind Momentaufnahmen des Umgangs der Menschen miteinander, ihre Religionen, Gewalt, Gier, Hass, das Streben nach Macht und Anerkennung, die Auseinandersetzung mit seinen eigenen Dämonen, sowie die Tilgung des Menschen von der Erde, die bei POSSESSED anno 2019 den Ton angeben. Das detaillierte Artwork stammt aus der Feder des polnischen Künstlers Zbigniew Bielak, der sich bereits für die Cover von DEICIDE, DIMMU BORGIR, GHOST oder PARADISE LOST verantwortlich zeigte. Es soll dem Gefühl der blanken Angst, die einst durch die Idee des Bösen hervorgerufen wurde, ein Gesicht verleihen und passt wie die Faust aufs Auge zr Attitüde, sowie zum Sound der US Death/Thrash Veteranen. Selbigen scheinen POSSESSED über die Jahre konserviert zu haben. Mit Gitarrist und Co-Produzent Daniel Gonzalez an seiner Seite, hat Sänger und leitender Produzent Jeff Becerra die NRG, sowie die Titan Studios unsicher gemacht. Den finalen Mix und das Mastering besorgte der schwedische Sounddesigner Peter Tägtgren (HYPOCRISY, PAIN, LINDEMANN) in den Abyss Studios zu Pärlby, Schweden. Tägtgren hat für "Revelations Of Oblivion" genau diesen intensiven, diabolischen und vor allem drakonisch kaltschnäuzigen Sound mit rüber genommen, den POSSESSED vor über drei Dekaden geschaffen haben. Absolut differenziert und authentisch! Becerra selbst sagt über die Arbeit mit Tägtgren: “Mit Peter zu arbeiten war eine fantastische Erfahrung. Wir haben sehr viel darüber nachgedacht, wer unser neues Album produzieren sollte. Da wir schon seit 30 Jahren keine Scheibe mit komplett neuen Songs mehr rausgebracht haben, war es extrem wichtig, den Richtigen für diesen Job zu finden. Peters Name ist während den Recherchen immer wieder aufgetaucht und nachdem wir in der Band darüber gesprochen hatten, waren wir uns einig, dass er auf Grund seiner natürlichen Art sehr gut zu dem Album passen würde.” "Revelations Of Oblivion" hat gewaltig Dampf und einen ordentlichen Punch! POSSESSED is okkult Death/Thrash out of Hell…an old star is reborn!!!

 

www.possessedofficial.com

www.facebook.com/possessedofficial

 

Meine Wertung: 94/100

 

POSSESSED in der "Revelations Of Oblivion" Besetzung:

Jeff Becerra - Vocals

Daniel Gonzalez - Guitars

Claudeous Creamer - Guitars

Robert Cardenas - Bass

Emilio Marquez - Drums

 

Tracklist:

01. Chant of Oblivion (01:53)  

02. No More Room in Hell (04:48)    

03. Dominion (04:25)     

04. Damned (05:00)       

05. Demon (05:16)

06. Abandoned (05:20)  

07. Shadowcult (04:43)  

08. Omen (06:41) 

09. Ritual (04:47)  

10. The Word (05:09)    

11. Graven (04:19)

12. Temple of Samael (01:49)

 

TT: 54:10 Minuten

 

Anspieltipps: Demon; Dominion; Abandoned; No More Room in Hell; Omen

 

Hier checkt ihr die aktuellen POSSESSED Tourdates!

 

Hier geht's zum ausführlichen Interview zu "Revelations Of Oblivion" mit Sänger und Bandgründer Jeff Becerra!

 

 

No More Room In Hell (Visualizer):

 

Shadowcult (Live-Videoclip vom Bloodstock 2017):

 

Graven:




 

- Wir bitten von der Übersendung nicht angeforderter Rezensionsexemplare in physischer Form abzusehen, da Wir diese in der Regel nicht bearbeiten Können -