Wir befinden uns in der ersten Hälfte des 22. Jahrhunderts. Reisen zwischen Kolonien im Weltall gehören mittlerweile zum Alltag und so sitzen Mike Warnock, seine Frau Ellie und ihr fünfjähriger Sohn Neil an Bord der abgehalfterten Raumfähre Challenger, die sie zum Planeten Omicron 3 bringen soll. Die Warnocks werden ein neues, wenn auch karges Leben als Kolonisten, fernab der verhassten Gesellschaft auf der Erde beginnen. Der Krieg in den man Mike Warnock zuvor geschickt und der ihn zum Massenmörder gemacht hatte, hing ihm auf der Erde ständig nach. Mike hatte lediglich Befehle befolgt, dabei aber eine immens große, nicht wieder gut zu machende Schuld auf sich geladen.
An Bord der Challenger befinden sich, neben einigen Zivilisten, die ebenfalls als Pioniere den Planeten Omicron 3 besiedeln wollen, auch eine Gruppe Soldaten. Diese sollen die neuen Siedler auf Omicron 3 vor Piratenangriffen schützen. Kommandantin Christine Dillinger gibt ihrer Crew das Ziel vor. Die gesamte Hin- und Rückreise, zu dem 240 Lichtjahre entfernten Planeten, wird inklusive Wartung und einem Überlichtflug mit fünf Wochen angegeben. Lieutenant Diego del Toro, seines Zeichens Ingenieur an Bord der heruntergekommenen Challenger, äußert jedoch seine Bedenken bezüglich des eigentlichen Überlichtflugs, der vom Computersystem mit nur 2,5 Millisekunden berechnet wird. Dass die Bedenken des Ingenieurs bezüglich der alten Challenger wohl nicht ganz unberechtigt sind, wird allen an Bord schlagartig klar, als der Flug zum Omicron System alles andere als planmäßig verläuft. Plötzlich haben die Crew und ihre Passagiere ein arges Problem. Irgendetwas ist entsetzlich schiefgegangen. Nur keiner der Crewmitglieder weiß so recht, was hier vor sich geht oder wo man sich genau befindet.
Mit diesem Ereignis ist auf einmal die lang erwartete Spannung da. Was ist passiert? Wo befindet sich die Challenger? Und kann die Crew die Passagiere und sich selbst aus ihrer misslichen Lage befreien? Anscheinend gab es eine unumkehrbare und folgenschwere Fehlfunktion während des Überlichtflugs. Als sich die Crew der Konsequenzen dieses Worst Case Szenarios bewusst werden, sind alle zutiefst geschockt. Ihr aller Leben, wie sie es gekannt haben, ist mit einem Schlag vorbei. Die Stimmung unter den Crewmitgliedern, wie auch den Passagieren ist zu Anfang sehr gedrückt und es dauert nicht lange, bis die ersten gereizt reagieren und allmählich durchzudrehen beginnen. Ihre komplette Existenz und so vieles darüber hinaus steht auf dem Spiel. Und selbst wenn Kommandantin Christine Dillinger und ihre Crew die Challenger aus ihrer unvorstellbar misslichen Lage herausbefördern könnten, wäre nichts mehr so, wie es einstmals war. Bei den unterschiedlichen Versuchen, aus ihrer Misere zu entkommen, treffen sie immer wieder auf unerwartete Gefahren im Universum.
Der 1977 in der Marktstadt Waldbröl, in Nordrhein-Westfalen geborene, freiberufliche Autor Phillip P. Peterson, pflegt in seinem neuesten Hard-SF Thriller "Universum" einen eingängigen Schreibstil, der zwar gelegentlich von dem ein oder anderen Fachbegriff ausgeknockt wird, ansonsten aber wie im Plauderton daherkommt. Die Probleme und Animositäten der einzelnen Passagiere, wie auch der Crew, werden innerhalb des 448 Seiten fassenden Hard-SF Plots recht vordergründig behandelt, um Sympathien und Antipathien zwischen Leser und den Protagonisten auszuhandeln. Mit den vielen ins Spiel gebrachten Namen dürfte die potenzielle Leserschaft im Laufe der Geschichte ganz gut zurechtkommen.
Das durchaus interessant aufgebaute Storyboard, des unter Pseudonym schreibenden, ehemaligen Ingenieurs für zukünftige Trägerraketenkonzepten und Satellitenprogramme Phillip P. Peterson, könnte allerdings zu Beginn etwas mehr Action gebrauchen, denn bis die Geschichte einmal so richtig in Fahrt kommt, muss man schon eine nicht unwesentliche Anzahl an Seiten durchgeackert haben. Dafür wird der Leser jedoch mit einem enorm spannenden und niveauvollen Edutainment Roman voller schicksalsschwangerer Momente, sowie äußerst interessanter Gedankenspiele belohnt. An der Theorie der exzellenten und spannend umgesetzten Ideen könnte sich der ein oder andere zwar die Zähne ausbeißen, der oder die einigermaßen Weltraum-, SF- und Technikbegeisterte, sollte mit dem Verständnis des Hard-SF Romans "Universum" aber keine größeren Schwierigkeiten haben. Je weiter man mit der Crew und den Passagieren in die schiere Unendlichkeit des Universums vordringt und ihren Entdeckungen, ihren Schlussfolgerungen, sowie deren Konsequenzen folgt, je spannender entwickelt sich der intelligent aufgebaute Plot. Die Lage wird immer aussichtsloser und die Menschen an Bord umso verzweifelter. Die einstigen Pioniere sind zu Todgeweihten geworden und das wissen sie alle ganz genau...
Phillip P. Peterson schreibt im Übrigen bereits an seinem nächsten Science-Thriller, der im Deutschland der Gegenwart spielt und bereits im nächsten Jahr bei FISCHER Tor erscheinen soll. Dieses Mal geht es um ein wissenschaftliches Experiment, das gewaltig schiefgeht und unser aller Leben bedroht. Man darf gespannt sein!
(Janko)
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Brutalität/Gewalt: 20/100
Spannung: 85/100
Action: 66/100
Unterhaltung: 85/100
Anspruch: 34/100
Humor: 03/100
Sex/Obszönität: 02/100
LACK OF LIES - Wertung: 82/100
Phillip P. Peterson - Universum
FISCHER Tor
Hard-SF Thriller
ISBN-13: 978-3-596-70086-8
448 Seiten
Taschenbuch broschiert
Originaltitel: Universum
16,99 Euro
Erscheinungsdatum: 29.09.2021
"Universum" bei FISCHER Tor: https://www.fischerverlage.de/buch/phillip-p-peterson-universum-9783596700868