- vom Gray-Goo-Szenario*, einem guten Mittel gegen Schreibblockaden und einem weiteren Roman, der nächstes Jahr im Herbst erscheinen wird -
Mit der Veröffentlichung seines drastischen und mitreißenden Katastrophenthrillers "Nano - Jede Sekunde zählt", hat der deutsche HardSF-Schriftsteller Phillip P. Peterson einmal mehr bewiesen, dass er zur Speerspitze der hiesigen Spannungs- und Edutainment-Kultur gehört. Auf äußerst spannende und spektakuläre Weise führt uns der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter für Luft-, Raumfahrt- und Nukleartechnik vor Augen, was passieren kann, wenn eine solche Technologie unkontrollierbar aus dem Ruder läuft. Wenn das mal kein guter Grund ist, sich mit einem wahren Meister seines Metiers, in einem netten, halbstündigen Plausch via Skype, über sein raffiniert geplottetes Endzeitszenario zu unterhalten.
LACK OF LIES: Wie und bei welcher Gelegenheit bist du auf die Idee zu deinem neuen und zugleich erschreckenden Endzeitszenario mit den sich selbst replizierenden Nanomaschinen gekommen?
Phillip P. Peterson: Das Thema Nanotechnologie interessiert mich schon seit einiger Zeit. In Romanen oder Texten stößt man immer mal wieder auf dieses Gray-Goo-Szenario, der sich wild vermehrenden Nanomaschinen. Ich habe das bekannte Buch von Eric Drexler gelesen (Engines of Creation / Anm. d. Verf.), in dem er dieses Szenario genau beschrieben und auch wissenschaftlich begründet hat. Das hat mir ein paar schlaflose Nächte bereitet, in denen ich viel darüber nachgedacht habe, ob ein solches Szenario, in dem Nanomaschinen den Forschern aus der Hand gleiten, wirklich irgendwann einmal möglich sein könnte. Ich dachte, das gäbe sicherlich einen tollen Roman, wenn man dieses Szenario einfach mal ausarbeitet und es vor allem, entgegen dem normalen Trend, dass es immer in Amerika passieren muss, einfach mal in Deutschland stattfinden zu lassen. Ich dachte mir, da mache ich mal ein richtig großes Epos draus, weniger Science Fiction, mehr Wissenschafts-Thriller, der im Hier und Jetzt spielt, mit mehreren Handlungsebenen, mehreren Hauptpersonen und lege das Ganze dabei als Epos mit über 700 Seiten aus. Da habe ich einerseits relativ lange dran gearbeitet, aber es hat mir andererseits auch sehr viel Spaß bereitet, das zu schreiben.
LACK OF LIES: Ja, das glaube ich dir. Das ist ja nicht gerade wenig Arbeit. Wie lange hast du denn daran geschrieben?
Phillip P. Peterson: Ich habe ein Jahr an dem Buch gearbeitet. Dazu kommt noch mal ein viertel Jahr Nachbearbeitung, gemeinsam mit dem Lektorat. Also insgesamt etwas über ein Jahr würde ich sagen. Es ist ungefähr doppelt so dick geworden, wie manche anderen Bücher und man ist geneigt zu denken, dass ein doppelt so dickes Buch doppelt so viel Arbeit macht. Aber in Wahrheit macht es die drei- bis vierfache Arbeit, weil man viel mehr Handlungsstränge hat, die man aufeinander abstimmen muss und viel mehr Dinge auch in der Nachbearbeitung berücksichtigt werden müssen. Das war schon ein Haufen Arbeit. Das stimmt.
LACK OF LIES: Ich habe gelesen, dass du dein komplettes Storyboard, wie auch das Ende deines jeweiligen Romans bereits vollständig im Kopf hast, bevor du dich ans Schreiben machst. War das im Falle von "Nano" ebenso oder hat es dieses Mal in irgendeiner Hinsicht variiert?
Phillip P. Peterson: Nein, ich mache das immer so. Das ist für mich ein grundsätzliches Prinzip, bevor ich überhaupt anfange einen Plot genauer auszuarbeiten. Da weiß ich, wie das Buch anfängt und wie es endet. Man kennt da andere Beispiele. Stephen King zum Beispiel. Der fängt mit einem Buch an und hat nicht die geringste Ahnung wo es hingeht und wie es irgendwann mal endet. Aber ich könnte so nicht arbeiten. Da hätte ich einfach nur Angst, dass ich irgendwo feststecke. Ich bin eigentlich ziemlich rigoros mit der Planung eines Plots. Bevor ich anfange zu schreiben, habe ich bereits eine genaue Kapitelliste, in der genau drin steht, was in welchem Kapitel mit welchen Personen passiert. Das ist auch ein gutes Mittel gegen eine Schreibblockade. So kann es überhaupt nicht passieren, dass man irgendwann feststeckt. Man weiß genau, im nächsten Kapitel passiert dies und jenes. Dann schreibt man das einfach nur runter. Das ist besonders wichtig, wenn man für Verlage schreibt und Abgabetermine hat. Wenn man nicht weiß wo es hingeht, kann man wirklich in Teufels Küche kommen.
LACK OF LIES: Hast du das Cover zu "Nano" selbst in Auftrag gegeben oder hat das FISCHER Tor gemacht?
Phillip P. Peterson: Für die Cover ist normalerweise der Verlag zuständig. Die haben ihre eigenen Grafikdesigner. Aber ich erinnere mich, dass mir bei "Nano" ein Entwurf gezeigt wurde, mit dem ich nicht einverstanden war. Den fand ich nicht gut. Der passte meiner Meinung nach nicht zum Roman. Ich hatte einen eigenen Coverentwurf erstellt, der im Großen und Ganzen auch so übernommen wurde. Da möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, meinem Verlag FISCHER Tor zu danken. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich weiß das von anderen Verlagen. Da bekommt man das Cover vorgegeben und hat kein Mitspracherecht. Das hat man dann als Autor einfach so zu schlucken. Und mein Verlag war hier sehr offen für Argumente. Da möchte ich ausdrücklich mein Lob für aussprechen. Das ist nicht selbstverständlich!
LACK OF LIES: Hattest du hinsichtlich der Nanotechnologie bereits im Vorfeld Berührungspunkte, außer dass du das Buch des US-amerikanischen Vordenkers der Nanotechnologie Eric Drexler gelesen hast? Also warst du schon vorher in der Materie drin oder musstest du dich mehr oder minder komplett einlesen und informieren?
Phillip P. Peterson: Im Gegensatz zu Raumfahrtthemen, innerhalb derer schon viel erforscht wurde, ist bei Nanotechnologie ja noch viel in der Schwebe. Wenn man die Standardwerke kennt, wie das Buch von Eric Drexler, kann man natürlich auch noch vieles der Fantasie überlassen. Auf der anderen Seite habe ich natürlich auch ein bisschen recherchiert, in welche Richtungen die Forschungen momentan gehen. Es ist zum Beispiel so, dass man für die Entwicklung von Nanomaschinen mittlerweile tatsächlich künstliche Intelligenz einsetzt, also Deep-Learning-Verfahren. Oder man benutzt interessanterweise bei der Konstruktion von Nanomaschinen biologische Einheiten, wie zum Beispiel Proteine. Man benutzt also biologische Komponenten, um technologische herzustellen. Das sind die Trends, um die es geht. Das versuche ich immer wieder in den Text einzustreuen, damit der Leser, der vielleicht selbst ein bisschen in der Technologie bewandert ist, merkt, dass ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Im Prinzip ist es aber so, dass es mir wichtiger ist, dass die Geschichte an sich stimmig ist. Man darf natürlich nicht irgendwelche Sachen behaupten, die einfach nicht stimmen. Da muss man als Science-Thriller Autor natürlich seine Hausaufgaben gemacht haben. Ich benutze dahingehend immer gerne den Vergleich zum Krimi. Da heißt es, der und der wurde erschossen. Die Klinge war 17 cm lang. So etwas will man einfach nicht lesen.
LACK OF LIES: Fehler habe ich bei "Nano" wenige entdeckt. Ich glaube, ich habe tatsächlich nur, ein oder zwei Fehler entdeckt. Das waren Kleinigkeiten, wo ein Wort doppelt vorkam.
Phillip P. Peterson: Man bekommt da viel mit, wenn man für Verlage arbeitet. Man kommt mit den Lektoren ins Gespräch und auch mit Übersetzern. Interessanterweise ist es so, dass je erfahrener und erfolgreicher Schriftsteller werden, desto schludriger werden sie am Ende mit ihren Recherchen. Die laden am Ende die ganze Arbeit beim Lektorat ab. Das sollte meiner Meinung nach nicht sein. Da sollte man an sich selbst einen gewissen Anspruch haben und die Arbeit nicht anderen überlassen. Wenn ich manchmal einen alten Roman von mir aus dem Regal nehme, denke ich mir „Oh Gott, was hast du da eigentlich geschrieben“. So ein Buch ist manchmal ähnlich wie ein Haus. Alles richtig perfekt zu machen, geht eigentlich überhaupt nicht, denn dann würde man nie fertig werden. Es ändert sich auch vieles im Laufe der Erfahrung. Nach ein paar Jahren würde man an ein gewisses Thema vielleicht ganz anders herangehen. Meine ersten Bücher sind mittlerweile zehn Jahre alt. Ich glaube, die würde ich heute ganz anders schreiben. Ob das jetzt gut wäre oder schlecht für den Leser, sei natürlich mal dahingestellt.
LACK OF LIES: Na ja, wahrscheinlich eher schlecht, denn die haben sich ja sehr gut verkauft, so wie sie sind.
Phillip P. Peterson: Mein erstes Buch war damals "Transport". Das habe ich mehr als Hobby geschrieben. Ich höre von vielen Lesern, dass es nach wie vor das Buch ist, das ihnen am besten gefallen hat, weil der Schreibstil einfach so locker ist. Ich hatte mal ein interessantes Gespräch mit dem Thriller-Autor Andreas Eschbach über dieses Thema. Und er meinte: „An das erste Buch, das man in der Frische als Hobby schreibt, kommt man nie wieder dran. Denn danach weiß man, die Leute haben Erwartungen. Die will man erfüllen. Von daher, ist diese Frische des ersten Buches, wahrscheinlich unwiderruflich verloren.“
LACK OF LIES: Ist denn die Nanotechnologie in deinen Augen eher Fluch oder eher Segen?
Phillip P. Peterson: Na ja, das wird sich in der Zukunft erst noch herausstellen. Das ist in jeder Technologie so. Ich meine, auf ein Messer in der Küche oder im Garten will keiner verzichten. Aber man kann natürlich auch ganz schlimme Dinge mit Messern anstellen. Mit Raketentechnik können wir Menschen zum Mond bringen oder Atombomben auf die andere Seite des Globus. Alle Technologien haben ihre Vor- und ihre Nachteile. Dann kommt es natürlich noch auf den Menschen an, wie er die Technologie am Ende einsetzt. Meine Befürchtung geht dahin, dass wir mit unserer Technologie immer mächtiger werden. Die Technologien, die wir entwickeln können immer größere Auswirkungen haben. Irgendwann werden wir vielleicht so weit sein, eine Technologie zu entwickeln, die uns ganz aus Versehen, ohne dass wir das wollen, um die Ecke bringt. Ich sehe in der Zukunft und da gehört die Nanotechnologie dazu, sehr große Gefahren, denen wir uns stellen müssen.
LACK OF LIES: Haben dich auch Stephen Hawkings Überlegungen (zu einer versehentlichen Schaffung eines Schwarzen Lochs) zu den Experimenten im Forschungszentrum CERN zu deiner apokalyptischen Idee inspiriert? Diese Frage hatte ich mir übrigens weit vorher notiert, bevor du selbst das Thema auf Seite 521 ansprichst.
Phillip P. Peterson: Vielleicht weniger im Hinblick auf das Buch, als vielmehr auf die Grundstimmung an sich, dass es eben immer mehr Technologien gibt, die uns auf der Erde gefährlich werden können. Aber gerade zu diesem Beispiel mit CERN nochmal. Ich komme ja aus dem nukleartechnischen Bereich und als man damals den neuen Beschleuniger in Betrieb genommen hat, wurde seitens der Wissenschaftler gesagt: „Nein, da kann nichts passieren. Das haben wir alles berechnet.“ Auf der anderen Seite muss man sich aber auch immer überlegen, dass die Beschleuniger in Betrieb genommen werden, um eine neue Physik zu finden. Denn das ist es ja, wonach die Forscher suchen. Aber es kann sein, dass diese neue Physik für uns auch einige Überraschungen bereithält. Das Risiko mag klein sein, aber es ist meiner Meinung nach ganz sicher nicht Null.
LACK OF LIES: Du gehst in deinem Katastrophenthriller auch auf die Hilflosigkeit der Akteure und die schwerfällig, wie auch behäbig reagierende Politik im Speziellen ein. Das wäre wohl im Ernstfall tatsächlich ein Problem. Die Ratlosigkeit der Regierung hat man ja auch schon in der Corona-Pandemie gesehen.
Phillip P. Peterson: Das Buch habe ich quasi auf dem Höhepunkt der Corona-Krise geschrieben. Da bleibt es natürlich gar nicht aus, dass solche Dinge mit einfließen. Keinesfalls war das Buch dazu gedacht, irgendjemand, irgendwelche Parteien oder Regierungsinstitutionen zu kritisieren. Ich glaube, es ist ganz einfach so, wenn eine Regierung vor solch neue, gefährliche Aufgaben gestellt wird, hat man eigentlich gar keine Chance 100%ig korrekt zu reagieren. Aber das zeigt sich alles erst im Nachhinein. Man muss dabei so vielen Klientelen und Problemen gerecht werden, dass es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist. Problematisch wird es natürlich bei den Dingen, bei denen die Experten sagen, dass sie nötig sind, um die Krise definitiv zu beheben. Wenn diese für die Politik aber sehr große Auswirkungen haben, dann wird man selbstverständlich zögern, da jeder Politiker bis zu einem gewissen Grad seine eigene Karriere im Blick hat. Wie jeder andere auch. Da kann die Politik im Angesicht von großen Krisen eigentlich nur versagen.
LACK OF LIES: Du exerzierst dein Gedankenkonstrukt beinahe bis zum bitteren Ende durch und machst sogar vor deiner eigenen Heimat nicht halt. Das fand ich sehr mutig und habe ich in der Form bislang in der Form noch nicht gelesen.
Phillip P. Peterson: Einerseits gebe ich dir da recht, auf der anderen Seite gehört es aber auch dazu. Es ist ganz einfach das Szenario, wie es sich entwickeln würde. Und wenn man dann davor zurückschreckt, diese wirklich naheliegen Konsequenzen zu beschreiben, dann dürfte man das Buch gar nicht erst anfangen. Das wäre ansonsten eine glatte Verharmlosung. Ich habe bereits einige Bücher über Nanotechnologie gelesen, die ebenfalls auf das Gray-Goo-Szenario eingehen. Dort wird die Krise aber sehr viel früher gelöst. Bevor es überhaupt zu großen Problemen kommt. Das kann aber eigentlich nicht sein, denn wenn ich solch ein Gray-Goo-Szenario beschreibe, dann muss ich auch bis zum bitteren Ende gehen. Dann muss ich auch die Konsequenzen beschreiben, sonst brauche ich damit nicht anzufangen.
LACK OF LIES: Nur würde das Szenario dann wahrscheinlich auch wegen der exponentiellen Vermehrung wesentlich schneller ablaufen, als bei dir beschrieben.
Phillip P. Peterson: Ja, das Vervielfältigungsverhältnis ist sehr konservativ und sehr niedrig bei mir. Eric Drexler geht in seinem Buch sogar so weit, dass die ganze Erde innerhalb von Stunden vernichtet werden könnte. Aber man muss sich als Schriftsteller auch schriftstellerische Freiheiten nehmen, um einfach auch eine gute Geschichte zu erzählen. Man kann diese Geschichte mit ihren ganzen Handlungsabläufen in dieser Konsequenz nicht erzählen, wenn das alles so rasant schnell geht. Dann hat die Menschheit auch keine Chance mehr. Da bleibt natürlich nur der Kunstgriff einfach zu sagen, okay, ich setze voraus, dass sich diese Nanomaschinen nur mit einer gewissen Geschwindigkeit "fortpflanzen" können. Bei dieser Technologie ist noch nicht so viel in Stein gemeißelt, als dass man sich nicht noch künstlerische Freiheiten erlauben könnte.
LACK OF LIES: Du widmest dich seit 2014 rein deiner schriftstellerischen Tätigkeit. Hältst du auch noch Vorträge, ich meine keine Leserunden, sondern richtige Vorträge bezüglich Raumfahrttechnologie?
Phillip P. Peterson: Ja, ich halte ab und an noch Vorträge. Ich war dieses Jahr auf zwei Vorträgen. Einmal in Bonn, einmal in Hamburg. Aber ich versuche das zu minimieren, weil da finanziell nicht viel bei rumkommt. Ich bin da ein bisschen perfektionistisch, da muss dann wirklich alles stimmen. Und wenn man ein, zwei oder gar drei Wochen in einen Vortrag von 90 Minuten investiert, dann denkt man, da hätte man auch schon wieder ein halbes Buch schreiben können. Bei Vorträgen ist man natürlich auch viel unterwegs. Ich habe eine junge Familie und das zieht natürlich auch wieder andere Probleme mit sich. Daher versuche ich das auf ein Minimum zu reduzieren.
LACK OF LIES: Was sind das genau für Vorträge?
Phillip P. Peterson: In dem Vortrag von diesem Jahr ging es um allgemeine Möglichkeiten interstellarer Raumfahrt. Also wie der Mensch irgendwann einmal die Sterne erreichen könnte.
LACK OF LIES: Darf man erfahren, um welche Überlegungen es dabei geht?
Phillip P. Peterson: In den Vorträgen, die ich ausgearbeitet hatte, ging es um Antriebe. Ich bin die wissenschaftliche Literatur der letzten 50 Jahre durchgegangen und habe geguckt, welche Ansätze etwas bringen. Hauptsächlich waren das Antimaterie und Solarsegel. Vieles andere, wie diese Fusionsgeschichten bringen nicht so viel. Das bringt uns in der Zukunft nicht zu den Sternen.
LACK OF LIES: Deine letzten HardSF-Thriller sind bei FISCHER Tor erschienen. Du veröffentlichst aber auch als Selfpublisher. Was ist für dich angenehmer?
Phillip P. Peterson: Angenehmer ist es sicherlich einen großen Verlag im Rücken zu haben, weil man sich dann um weniger Dinge kümmern muss. Man muss natürlich auch mit weniger in Vorleistung treten. Das Lektorat zahlt natürlich der Verlag. Wenn ich für ein Selfpublisher-Werk ein Lektorat in Auftrage gebe, kostet mich das einige tausend Euro. Die Grafik in Auftrag zu geben, auch wieder rund tausend Euro. Das muss ein Buch auch erst einmal erwirtschaften. Ich habe tatsächlich Bücher veröffentlicht, die sich im Nachhinein nicht gelohnt haben. Da hat man es bei einem Verlag natürlich leichter. Der tritt in Vorlage. Man ist dann finanziell auf der sicheren Seite. Auf der anderen Seite schöpft der Verlag natürlich auch einen großen Teil der Tantiemen vom Umsatz ab. Das Potenzial im Selfpublishing ist ganz einfach größer. Man muss das also immer ein bisschen abwägen. Ich mache weiterhin auch Selfpublishing, überlege mir dann aber genau, für welche Bücher ich Selfpublishing mache und welche in einem Verlag besser aufgehoben sind. Große Epen, wie "Nano", erreichen bei einem Verlag noch einmal ein ganz anderes Publikum. Für schnell geschriebene Action-Romane, wie meine Transport-Reihe kann man durchaus weiterhin Selfpublishing betreiben.
LACK OF LIES: Hat sich denn hinsichtlich Filmadaptionen deiner Werke in Zwischenzeit etwas zum Positiven entwickelt?
Phillip P. Peterson: Nein, gar nichts. Da ist auch kein Interesse vorhanden. In Deutschland werden keine Science-Fiction Filme gedreht und in Hollywood türmen sich die Drehbuchentwürfe auf den Schreibtischen. Da wartet man nicht noch auf einen deutschen Autor.
LACK OF LIES: Schade eigentlich! Was liest du denn eigentlich selber zurzeit?
Phillip P. Peterson: Im Moment lese ich gerade Perry Rhodan Band 3.200, der heute rausgekommen ist. Ansonsten muss ich gestehen, lese ich inzwischen meistens Sachbücher. Vieles für die Recherchen und weil es mich mittlerweile mehr interessiert. Ich habe noch ein interessantes Buch über den kalten Krieg hier liegen. Habe mir noch einen Band über Filmrezensionen von Quentin Tarantino (Cinema Speculation - Die Filme meines Lebens / Anm. d. Verf.) bestellt, der müsste diese Woche kommen. Also querbeet. Da bin ich von meinen Interessen her breit gestreut. Ich lese auch gerne Biografien oder etwas über Entdeckung- und Forschungsreisen. Alles, was mich eben interessiert.
LACK OF LIES: Es ist schon etwas länger her, dass ich das gelesen habe, aber du bist gerade dran, einen Fantasy-Roman zu schreiben. Ist das Neuland für dich und um was geht es dabei?
Phillip P. Peterson: Der ist mittlerweile schon draußen. Als Selfpublisher. Der heißt "Die Dungeons von Artak". Das habe ich unter einem anderen Pseudonym veröffentlicht. Als Ray R. Beam. Das ist ein ganz gradliniger Actionstreifen in einer Fantasy Welt. Orientiert sich so ein bisschen an die alten "Drachenlanze-Romane", falls du dich da noch dran erinnerst. Dabei ging es für mich weniger darum, in diesem Fantasy-Genre Fuß zu fassen, als einfach mal ein bisschen geistige Frischluft zu schnuppern und einfach mal was anderes zu schreiben. War nicht sonderlich erfolgreich, muss ich offen gestehen. Ich glaube, die Leute erwarten von mir doch eher Hard Science Fiction, als High Fantasy. Da habe ich aber auch mit gerechnet.
LACK OF LIES: Vielleicht liegt es aber auch an dem Pseudonym. Das kennen die Leser nicht. Viele lesen gerne Bücher vom gleichen Autor.
Phillip P. Peterson: Das war für mich natürlich auch ein Experiment. Ich habe es als offenes Pseudonym veröffentlicht. Das heißt, ich hab eigentlich jedem gesagt, dass das Buch von mir ist. Ich habe auch über meine Social-Media-Kanäle auf das Buch aufmerksam gemacht. Ich werde das im nächsten Jahr nochmal neu veröffentlichen. Dann allerdings mit dem Originalnamen darunter. Dann gucken wir mal. Stephen King hat ja auch ein paar Experimente mit mehreren Pseudonymen gemacht. Das ist jetzt nichts, wovon ich mir einen großen Publikumserfolg erhoffe, das ist für mich eher eine Art Experiment.
LACK OF LIES: In einem Interview mit dir habe ich gelesen, dass du gerne auch mal in das Genre Action-/Politthriller vorstoßen würdest. Was ist daraus geworden?
Phillip P. Peterson: Ja, das steht immer noch auf meiner To-do-Liste, ist allerdings noch nicht konkret. Dahingehend wollte ich erstmal den Erfolg von "Nano" abwarten und wie die eine Handlungsebene, die ja auch stark in der Politik verwurzelt ist, bei den Fans ankommt. Wenn ich höre, dass das gut ankommt und dass die Leute das interessiert, dann werde ich mich dem Thema sicherlich auch noch mal widmen. Das ist allerdings nichts, was in der nächsten Zeit aktuell wird. Man hat als Schriftsteller immer so dermaßen viele Stoffe und weiß dann gar nicht, was man als Nächstes dran nehmen wird.
LACK OF LIES: Also ich fand die Politsache recht gut. Da muss man ja immer aufpassen, dass das nicht zu trocken wird. Aber das hast du gut umgesetzt.
Phillip P. Peterson: Anstatt den reinen Polit-Thriller zu schreiben, ist es vielleicht wirklich irgendwann interessant, Anteile eines Polit-Thrillers zu nehmen und sie mit etwas anderem zu kombinieren. Ich glaube diesen 100% Polit-Thriller werde ich wohl eher nicht schreiben, sondern vielleicht eher noch mal ein anderes Buch wie "Nano". Das muss ja nicht unbedingt ein Katastrophen-Thriller sein, der allerdings auch eine politische Ebene beinhaltet. Ich glaube, das ist etwas, das man ganz gut kombinieren kann.
LACK OF LIES: Du hast die Hilflosigkeit der Akteure und der Politik authentisch dargestellt. Rein nach dem Motto: „Ach da wird schon nichts passieren. Wir haben das alles im Griff.“ Aber das ist eben nicht der Fall. Da muss man schnell handeln, kann es aber aufgrund politischer Hürden und eventueller illegaler Handlungen, die das nach sich ziehen würde, nicht. Das war eine sehr gute Überlegung. Da werden sich die Politiker vielleicht auch noch nicht so viele Gedanken drüber gemacht haben.
Phillip P. Peterson: Wir leben in einer Demokratie und wir wollen ja auch in einer Demokratie leben. Zumindest möchte ich das. Aber das heißt natürlich auch, dass bei sehr schwierigen Fragen, bei denen sehr schnell reagiert werden muss, eine Regierung auch schnell mal handlungsunfähig sein kann. Da ist mitunter auch die Gefahr, dass es in irgendwelchen wichtigen Bereichen tatsächlich mal einen längeren Stillstand gibt.
LACK OF LIES: Um zum Ende des Interviews zu kommen, möchte ich gerne noch von dir wissen, was deine Fans in nächster oder auch in fernerer Zukunft von dir zu erwarten haben.
Phillip P. Peterson: Ich brauche jetzt tatsächlich mal ein kleines bisschen Pause. Ich nehme mir ein halbes Jahr Auszeit, habe aber einen weiteren Roman bereits fertig geschrieben, der nächstes Jahr im Herbst, auch wieder bei FISCHER Tor erscheinen wird. Das ist ein Raumfahrt-Thriller, der im Hier und Heute spielt, mit politischen Elementen. Ich denke, wem "Nano" gut gefallen hat, dem wird dieses Buch sicherlich auch gut gefallen. Es hat noch keinen Titel. Da sind wir mit dem Verlag noch in der Entscheidungsfindung.
(Janko)
*Gray-Goo-Szenario (Graue-Schmiere-Szenario): Hypothetisches, apokalyptisches Endzeitszenario, bei dem sich Nanomaschinen an Atomen aus ihrem direkten Umfeld bedienen, um sich selbst wieder und wieder zu replizieren, bis keine brauchbaren Atome mehr für die Replikation zur Verfügung stehen. Letztlich würden die Nanomaschinen in ihrer exponentiellen Vermehrung innerhalb weniger Tage die komplette Materie der Erde zu ihresgleichen umgeformt haben.
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Brutalität/Gewalt: 53/100
Spannung: 90/100
Action: 87/100
Unterhaltung: 90/100
Anspruch: 41/100
Humor: 01/100
Sex/Obszönität: 09/100
LACK OF LIES - Wertung: 87/100
Phillip P. Peterson - Nano - Jede Sekunde zählt
FISCHER Tor
Katastrophen-Thriller
ISBN: 978-3-596-70764-5
704 Seiten
Kartoniert, Paperback
Erscheinungstermin: 30.11.2022
EUR 18,00 Euro [DE] inkl. MwSt.
Weitere Fromate:
ISBN E-Book: 978-3-10-491456-5
Erscheinungstermin: 30.11.2022
EUR 14,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
"Nano - Jede Sekunde zählt" bei FISCHER Tor: https://www.fischerverlage.de/buch/phillip-p-peterson-nano-9783596707645