PAIN - Coming Home

(Nuclear Blast)

 

Ganze fünf Jahre ist es jetzt her, dass PAIN mit "You Only Live Twice" ein letztes Lebenszeichen von sich gaben. Nun ist der gut ausgelastete Herr Tägtgren, der neben seiner Produzentenkarriere noch sein Baby HYPOCRISY stillen muss, sich zusätzlich bei seinem überaus erfolgreichen Projekt LINDEMANN (mit Rammstein Sänger Till Lindemann) verdingt und so ganz nebenbei noch die Drumsticks bei der 70ies Rockband ROADHOUSE DIET schwingt, mit seinem achten PAIN Release "Coming Home" wieder in den „Schoß der Heimat“ zurückgekehrt. 1996 als Nebenprojekt zu seiner Hauptband HYPOCRISY (Heuchelei) gestartet, hat sich die schwedische Industrial/Alternative/Elektro Institution schnell zu einem wichtigen Bestandteil in Peters Lebenswerk gemausert. Jahrelang trug er sein überschüssiges und vor allem ins elektronische Technolager stechendes Gedankengut mit sich herum, tüftelte und feilte in seinen Abyss Studios in Pärlby/Gemeinde Ludvika an seinen Songideen und gründete letztendlich das Industrial Nebenprojekt PAIN, um seine überbordende kreative Ader nicht sinnlos und verschwenderisch ausbluten zu lassen. Auch wenn im Prinzip immer nach dem gleichen Schema vorgegangen wird - nämlich harte, schranzige Industrial Riffs mit präsentem, oftmals verzerrtem Bass, ausgedehnten Keyboardpassagen mit ein wenig Bombast, sowie hämmernder, aber stets variabler Schlagzeugarbeit zu paaren und dem ganzen fließende, eingängige, ab und an gar poppige, elektroelementgeschwängerte Refrains anzuhängen - ist die so erzeugte Klangwelt doch stets als gesunder Fortschritt zu verstehen. Eben ein qualitativ hochwertiger, klar gesungener und ziemlich komplexer Stilmix, der von Anfang an bis heute einwandfrei funktioniert und Peter immer wieder mit Leichtigkeit Lieder mit großem Hitpotential aus dem Ärmel schütteln lässt. Das ist nicht zuletzt den extrem eingängigen Songstrukturen geschuldet, die zwar teilweise recht deftig ausfallen, dennoch immer mal wieder in die Schnittmenge zwischen Extravaganz und Kommerz fallen. Ist es da eigentlich noch verwunderlich, dass sich Tägtgren bis heute keinen einzigen Fehltritt leistete? Zu eurer Beruhigung, es ist auch dieses Mal nicht der Fall, denn auch das achte PAIN Studio Album „Coming Home“ ist wie nicht anders zu erwarten, einmal mehr an Eigentümlichkeit und Finesse kaum zu übertreffen. Mal progressiv, mal thrashig, mal rockig, dann poppig oder auch orchestral, mal ruhig, mal extrem, mal wild, mal entschlossen, dann wieder in geordneten Bahnen, um sich nicht in den weiten Hemisphären der Musikwelt zu verirren oder gar ausschweifend zu werden. Nach vorne preschende Sequenzen splitten sich in Ohrwurm Refrains und bizarren, aber unendlich geilen Bridges auf, die spacig psychedelische und verschwurbelte Elektrosounds in sich bergen. Noch melodischer, elektronischer, extravaganter und inszenierter, dafür nicht minder zugänglich. Songs, mit euphonischen Hookline-Candies, die gleich beim ersten Mal zünden und sich mit jedem neuerlichen Abspielen tiefer in den Hirnwindungen verwurzeln. Von der musikalischen Farbgebung her ist Peter Tägtgren ohnehin wandlungsfähig wie ein Chamäleon. Auch stimmlich geht er verschiedene Wege, wobei er bei PAIN stets dem Klargesang frönt. Beim balladesken Titeltrack „Coming Home“ geht sein stimmliches Volumen sogar ein wenig Richtung Ozzy Osbourne. Beim orchestralen, mit harten Riffs unterlegten „Call Me“, erfährt Tägtgren gesangstechniche Unterstützung von Joakim Brodén (Sänger bei SABATON). Auch Peters Sohn Sebastian Tägtgren hat einige Drumparts für „Coming Home“ eingespielt. Der Industrial/Electronic/Alternative/Dark Rock/Crossover Mix vom schwedischen Übergott Peter Tägtgren war schon immer als innovativ, fantasievoll, schöpferisch, originell, ausdrucksstark und künstlerisch wertvoll einzustufen. Heavy Metal mit Techno, Pop und Industrial Einflüssen zu mischen ist sicherlich eine gewagte Sache, aber auch eine der vielen Qualifikationen des Musikgenies. So ziemlich alles was der experimentierfreudige Workaholic und Multiinstrumentalist anfasst wird zu Gold. Der bisherige Höhepunkt dürfte in LINDEMANNs Chart Platzierungen (Nr. 1 in den USA und Deutschland; letztere  inkl. Goldstatus) liegen, was allerdings zum großen Teil Till Lindemann (Sänger bei RAMMSTEIN) und seiner englischsprachigen, eindeutig zweideutigen sexistischen Sangesperformance zuzuschreiben sein dürfte. Das Streben nach Perfektion zahlt sich letztendlich eben aus. Mit „Absinthe Phoenix Rising” haben PAIN noch eine feine, rockige Industrialnummer mit richtig schön oldschooligem Refrain am Start. Beim achten Track „Final Crusade“, welcher sich ein paar LINDEMANN Riffs entlehnt, besingt Peter wie wir als letzte Generation und finale Kreuzfahrer mit Pauken und Trompeten untergehen....‘cause nothing lasts forever! Der spacig, psychedelische Elektrosong „Starseed“ ist dann der würdige Abschluss eines rundum gelungenen Albums. Zur Single Auskopplung und dem absolutem Killer Ohrwurm "Black Knight Satellite", welches laut Peters Aussage mit tuckernden Gitarren belegt ist und sich textlich mit dem Phänomen eines angeblich seit 13.000 Jahren um die Erde kreisenden (evtl. von außerirdischen platzierten) Satelliten auseinandersetzt, hat man ein Lyric Video kreiert.

 

Auch ein ziemlich bizarres audiovisuelles Schmankerl zum vergleichsweise harten Industrial Hitmonster „Call Me“, das ebenfalls ein paar übrig gebliebene LINDEMANN Riffs absorbierte, ist bereits im Kasten und kann unter unten stehendem Link angeschaut werden. Im Oktober/November werden PAIN, gemeinsam mit der deutschen Gothic Metal Band THE VISION BLEAK + 2 weiteren Supportbands auf Europareise gehen. So welcome Home, PAIN!

 

PAIN - Call Me (feat. Joakim Brodén):

https://www.youtube.com/watch?v=Ml4iBTfoplY

 

PAIN – Black Knight Satellite (Lyric Video):

https://www.youtube.com/watch?v=UBRMKyuwS54

 

www.painworldwide.com




 

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