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OSCAR DE MURIEL - Der Fluch von Pendle Hill
- Macht und Ohnmacht des Hexenbundes -
Der, 1983 in Mexiko City geborene Autor Oscar de Muriel studierte Chemie, arbeitete nebenbei als freiberuflicher Übersetzer um sein Studium zu finanzieren und verlegte seinen Wohnsitz letztlich nach England, um dort seinen Doktor zu machen. Die von ihm erdachten Geschichten um das ungleiche Ermittlerpaar Frey & McGray entstehen heute zu weiten Teilen in einem kleinen Schuppen im hinteren Teil des Gartens seines Hauses in seiner Wahlheimat, der Grafschaft Cheshire im Nordwesten Englands. Der zweite historischer Roman "Der Fluch von Pendle Hill", des leidenschaftlichen Violinenspielers Oscar de Muriel, wandelt als mysteriöser Kriminalroman des viktorianischen Zeitalters auf ähnlichen Pfaden, wie sie schon Sherlock Holmes und Dr. Watson beschritten haben. Aber nun zur Story...
Wir schreiben das Jahr 1882. Genauer gesagt den 02. Dezember 1882. Wir befinden uns an der Ostküste Schottlands, wo der ärztliche Leiter der königlichen Irrenanstalt von Edinburgh Dr. Clouston, begleitet von einem Krankenpfleger namens Tom, die Geisteskrankheit von Lady Anne Ardglass Sohn Lord Joel Ardglass bescheinigen soll. Dr. Clouston soll Joel, welcher seit seinem 23. Lebensjahr bereits mehrere Selbstmordversuche unternommen hatte, in seine Irrenanstalt einweisen und ihn für tot erklären lassen, auf dass er die Ehre der mächtigen Aristokraten-Familie aus dem Geschlecht der Ardglass nicht weiter beschmutzen möge. Was der Doktor mit der Vertragsunterzeichnung und der Übernahme von Lord Joel Ardglass lostritt, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen gewagt. Als Inspector Adolphus "Nine-Nails" McGray und Inspector Ian Frey von CID (dem Criminal Investigation Department) in der Neujahrsnacht 1889 in die örtliche Irrenanstalt gerufen werden, müssen sie mit ansehen, wie eine augenscheinlich von Dämonen oder dem Teufel höchstpersönlich besessene junge Frau, bis zur völligen Groteske verkrampft, in einem Krankenbett liegt. Der bereits anwesende Dr. Clouston, kann jedoch nicht mehr viel für die Todgeweihte tun. Hilflos müssen die Männer mit ansehen, wie die bedauernswerte Person vor ihren Augen aus dem Leben scheidet. Wie sich herausstellt, handelte es sich bei der Verstorbenen um die Krankenschwester Miss Greenweood. Die Bedauernswerte war jedoch keinesfalls von Dämonen oder gar vom Teufel besessen, wie Dr. Clouston erklärt. Es war schlicht und einfach Strychnin, welches man ihr verabreicht hatte. Jemand vollkommen irdisches hatte die junge Krankenschwester also vergiftet. Der hiernach flüchtige Insasse Lord Joel Ardglass gerät aufgrund seiner geradezu aufdringlich auffälligen Verhaltensweise selbstredend schnell unter Mordverdacht.
Patienten und Pfleger der Einrichtung berichten von schemenhaften Gestalten, die in Neumond Nächten über die Flure huschen und durch die Gärten der Anstalt streifen. Pansy McGray, ebenfalls Insassin der königlichen Irrenanstalt von Edinburgh, befindet sich seit den schlimmen Vorfällen, die sie hier herbrachten, in einem dauernden Zustand der Katatonie. Die zwanzigjährige Schwester von Inspector Nine-Nails McGray hatte seit den damaligen Vorfällen angeblich kein einziges Wort mehr gesprochen. Nachdem eine Krankenschwester jüngst vor dem Mord an ihrer Kollegin beobachtet haben will, wie Pansy in einem vermeintlich unbeobachteten Moment mit Lord Joel Ardglass Konversation trieb, wird der Vorfall und die Jagd auf Ardglass für Inspector Nine-Nails McGray zu einer persönlichen Angelegenheit, um nicht zu sagen zur Besessenheit. Die beiden Ermittler des CID bekommen es mit schwarzer Magie, toxikologischen Substanzen, psychoaktiven Stoffen, Hexenbräuchen, Zauber, Okkultismus und Aberglaube zu tun. Was oder wie viel weiß Dr. Clouston? Wohin ist die Hellseherin Miss Oakley verschwunden und warum? Wohin will Lord Ardglass und was hat es mit dem Begriff "Marigold" auf sich, den Pansy Inspector Frey in krakeliger Schrift auf einen Zettel schrieb? Eine Verfolgung des geisteskranken Lord, nimmt seinen Lauf und führt den Leser durch weite Teile des Königreichs bis hin zum Pendle Hill, dem Hexensitz von Lancashire.
Oscar de Muriel versucht die Kälte, die Feuchtigkeit, den Nebel und die mysteriösen Ereignisse, die sich in Schottlands Hauptstadt Edinburgh zum Ende des 19. Jahrhunderts abspielen, für den Leser ein Stück weit greifbar zu machen. Er bemächtigt sich dabei einer Sprache, die für die damalige Zeit durchaus angemessen scheint. Ähnlich dem Stile von Sherlock Holmes, lässt der mexikanische Schriftsteller Muriel seine beiden Protagonisten durch das halbe Königreich hetzen. Das, im Taschenbuchformat insgesamt 512 Seiten umfassende "Der Fluch von Pendle Hill" ist aus der Sicht von Inspector Frey geschrieben, der zwei Monate zuvor von London nach Edinburgh versetzt wurde. Ian Frey & Nine-Nails McGray, der seinen Spitznamen dem Verlust eines Fingergliedes verdankt, sind sich anfangs nicht grün. Es ist in der Hauptsache McGray, der gegen Frey schießt, doch im Laufe der Geschichte lernen sie einander allmählich Wert zu schätzen und vielleicht auch ein klitzeklein wenig zu vertrauen. Doch McGray ist aufbrausend, unbeherrscht und hat sich nur selten im Griff, was den Auftrag der beiden nicht immer ganz leicht gestaltet. McGray ist eben kein Kind von Traurigkeit und lässt auch gerne mal die Fäuste fliegen.
Frey & McGray ermitteln, befragen, untersuchen, investigieren, jagen, rätseln, grübeln, zerbrechen sich die Köpfe und ziehen mit Miss Jane Oakley letztendlich sogar eine Hellseherin zu Rate. Doch Lord Ardglass scheint auf Rache zu sinnen und den beiden Ermittlern immer einen Schritt voraus. Die Leichen, die er hinterlässt tragen ein filigranes Zeichen. Ein Mal, das unter die Haut geht. Und dann sehen die beiden Ermittler ein mysteriöses grünes Feuer und noch eines und noch eines. Ein Lärmfeuer? Und was hat es zu bedeuten? Und was ist da noch, das Inspector McGray antreibt Lord Ardglass' Person habhaft zu werden. Etwas, das vielleicht besser im Verborgenen geblieben wäre? "Der Fluch von Pendle Hill" ist mysteriös, nebulös, durchaus atmosphärisch, vielleicht sogar ein wenig gruselig und sogar ein bisschen cozy. In manchen Passagen aber auch etwas verwirrend. Das Lokalkolorit hätte ebenfalls gerne etwas galanter ausfallen dürfen. Etwas mehr Spannung wäre der ansonsten flüssig zu lesenden Geschichte sicherlich nicht minder zuträglich gewesen. So bleibt "Der Fluch von Pendle Hill" leider nicht mehr als ein wirklich recht gutes, aber kaum überragendes Mysterienspiel, das man lesen kann, aber sicherlich nicht gelesen haben muss.
Meine Wertung: 80/100
Link zur Buchseite des Verlags:
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus dem Englischen von Peter Beyer
Originaltitel: A Fever Of the Blood (2)
Originalverlag: Penguin
Taschenbuch, Broschur, 512 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-48506-2
Erschienen am 15. Januar 2018
Taschenbuch
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