Island und speziell die Hauptstadt Reykjavik entwickeln sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem Mekka der Extrem Metal Kultur. Die Modern 'n' Progressive Tech Deather OPHIDIAN I, die seit nunmehr elf Jahren gemeinsam musizieren, scheinen sich dem Chaos verschrieben zu haben und bestätigen genau diesen Trend. Druckvoll, agil und vor Vitalität berstend, ballern uns die unbarmherzigen Meister der metallhaltigen Maßlosigkeit, in einem äußerst niveauvollen Zusammenspiel, zehn brachiale Tracks vor den Latz. Eine komplizierte und komplexe, aber auch äußerst interessante Darbietung. "Desolate" bietet nämlich neben Brutalität und Destruktivität auch einen ganzen Arsch voll Melodie und Harmonie. Und so werden technisch exzellent performte Leads und Hooklines, in ein kompositorisches Highlight nach dem anderen gepackt, welche trotz ihrer musikalischen Dichte und Komplexität zu keiner Zeit überfrachtet wirken.
Das krakenarmige Tech Death Ungeheuer OPHIDIAN I zeigt sich auch auf seinem zweiten Studioinferno "Desolate" stets experimentierfreudig. Das Quintett aus Islands Hauptstadt greift hierbei eine zwar brutale, aber gleichwohl eingängige, auf seine extreme Weise gar harmonische Melodieführungen auf und unterbricht selbige immer wieder mit derben Passagen, nur um den bereits gesponnenen Faden im Anschluss daran sofort wieder aufzunehmen. Innerhalb des 38:51 Minuten wirbelnden Zweitschlags zeichnen sich OPHIDIAN I durch ein pfeilschnelles, stets klar definiertes Gitarrengefrickel aus, das aber zu keinem Zeitpunkt aus dem Ruder läuft oder gar in Albernheiten abzudriften droht.
Das recht unbewegliche, dafür aber umso besser zum scheinbar chaotischen Flexi-Style der isländische Todesschwadron passende, dunkle und kräftig-dogmatische Growling von Neueinstieg John Olgeirsson, wird von extrem schnellen, rhythmischen Drum- und Gitarren-Abfolgen durch den Äther gejagt.
Der erfrischenden Mischung, die irgendwo in der Schnittmenge zwischen OBSCURA und RINGS OF SATURN liegt, drücken die Extrem Metal Connaisseurs ihren ureigenen Stempel auf. Vor den genannten Bands haben es OPHIDIAN I somit auch kaum nötig, sich in den Staub zu werfen. Die Next Generation Death Metaller zeigen vielmehr auf, dass es gerade im progressiven und melodischen Extrem Metal Bereich noch so einige interessante Nischen und Facetten zu entdecken gibt. Eingetrümmert wurde "Desolate" im Sundlaugin Studio. Für den Drumsound engagierte man Stephen Lockhart. Was den Gesang und die Saiteninstrumente anbetraf, lieferte Gitarrist Daníel Máni Konráðsson gemeinsam mit der Band einen bombastischen Sound ab, der von Soundengineer Christian Donaldson im The Grid final abgemischt und gemastert wurde. "Desolate" ist Wildheit, Kälte, Sturm, Technik, Verschlagenheit, Blitz, Donner, Vulkanausbruch, Brutalität und Gletscherschmelze in musikalischer Reinform. Für Tech Death Fans das wahre Paradies!
(Janko)
https://www.facebook.com/OphidianI
LACK OF LIES - Wertung: 87/100
OPHIDIAN I in der "Desolate" Besetzung:
John Olgeirsson – Vocals
Daníel Máni Konráðsson - Guitars
Simon Thorolfsson - Guitars
Þórður Hermannsson - Bass
Ragnar Sverrisson - Drums
Tracklist:
01. Diamonds (04:35)
02. Spiral to Oblivion (03:31)
03. Storm Aglow (04:12)
04. Unfurling the Crescent Moon (02:53)
05. Sequential Descent (04:31)
06. Captive Infinity (03:43)
07. Enslaved in a Desolate Swarm (04:05)
08. Dominion Eyes (03:13)
09. Jupiter (04:01)
10. Wither on the Vine (04:07)
TT: 38:51 Minuten
Anspieltipps: Captive Infinity; Storm Aglow; Diamonds; Unfurling the Crescent Moon; Dominion Eyes
Diamonds:
Spiral to Oblivion:
Storm Aglow:
"Desolate" Full Album Stream: