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OPETH - In Cauda Venenum
(Moderbolaget Records / Nuclear Blast)
"In Cauda Venenum" (was aus dem Lateinischen so viel bedeutet, wie "Gift in den Schweif", bzw. als Redewendung: "am Ende kommt das Gift") ist das 13. Opus der schwedischen Meister der Verwandlung. OPETH's atmosphärisch extrovertierter Progressive-Trip-Rock ist experimentelle Exploration und wahre Kunst an zeitgenössischer Musik. Das schwedische Quintett stammt ursprünglich aus Huddinge (etwa 20 km südlich von Stockholm) und wurde 1990 von David Sebastian Isberg (heute BLOODOFJUPITER) gegründet. Selbiger sprach den heutigen Sänger und Gitarristen Mikael Åkerfeldt zu damaliger Zeit an und lud ihn ein, OPETH am Bass zu unterstützen. Mastermind Åkerfeldt ist heute das letzte verbliebene Originalmitglied. Vom einstigen Black/Death Metal hat man sich über die Jahre immer weiter entfernt und schließlich gar komplett verabschiedet, um sich zu einem festen und nicht mehr wegzudenkenden Teil der progressiven Rock, bzw. Metal Szene zu mausern.
"In Cauda Venenum" ist das zweite Album, dass OPETH, deren Bandname sich von Opet, der Stadt des Mondes in Wilbur Smiths' Roman „Der Sonnenvogel“ ableitet, über ihr bandeigene Label Moderbolaget Records (Muttergesellschaft Records) in enger Zusammenarbeit mit Nuclear Blast veröffentlicht.
Seit 2011 in unveränderter Besetzung, sind die zehn neuen Progressive/Psychedelic Rock/Metal Kompositionen, die "In Cauda Venenum" zu bieten hat, wieder deutlich leichter zu verdauen und auch eingängiger durchstrukturiert, dabei auch nicht mehr ganz so verkopft, wie noch auf dem 2016er "Sorceress"-Album. Leidenschaftlich detailversessen, vielschichtig aufgebaut und auf kreativer Ebene äußerst komplex ausgearbeitet, sind OPETH sicherlich alles andere als massenkompatibel.
Die Stockholmer waren schon immer wagemutig, gaben und geben sich musikalisch stets geheimnisumwoben und lieben nach wie vor die unausgetretenen Pfade unterschiedlicher Genre. "In Cauda Venenum" strahlt dabei vor schillernder Extravaganz. Åkerfeldt selbst nennt einen Teil seiner Musik Pop-Rock Musik mit Streichern, wobei ich die Musik beim besten Willen (oder eher glücklicherweise) nicht dem Pop zuordnen kann. Die Gefühlsrange reicht von melancholisch ruhig bis hin zu gestresst-offensiv. Mal agieren die Progressive Rocker aus Schwedens Hauptstadt eher introvertiert, mal donnernd extrovertiert. Das muss man schon mögen.
Åkerfeldt, dessen Gesangstechniken überragend sind und sich an die jeweiligen musikalischen Gegebenheiten anschmiegen wie eine schnurrende Katze, arbeitet auch gerne mit Lautstärkedynamiken, Synths und Samples, was bereits beim rein akustischen Opener "Livets trädgård / Garden Of Earthly Delights" erkennbar wird. "In Cauda Venenum" wurde eben nicht nur als Album zum passiven Hören konzipiert, es ist vielmehr Musik zum aktiven und offensiven Zuhören. Es ist definitiv ein Aufmerksamkeit einforderndes und nachhaltiges Album geworden. Auch sind die, bereits auf "Sorceress" vorhandenen, ab und an eingestreuten aufgeregten, verfrickelten, jazzigen oder gar bluesigen Parts aus OPETH‘s Arrangements kaum noch wegzudenken. Ich kann mich gegenüber meinem letzten Review zu "Sorceress" nur wiederholen: OPETH sprengen mit ihrer experimentellen, vielschichtigen Musik jegliche Konventionen.
Sie sind tiefgründiger, ausgedehnter, schöpferischer, weitsichtiger und feinfühlender als manch andere Band dieses Genres.
Es ist die Schönheit der Melancholie, die psychedelische Wildheit der Kontroverse und die Romantik der Empathie, die diese künstlerisch wertvollen und majestätisch progressiven Impressionen in das Bewusstsein der Hörerschaft pflanzt. Neben den filigranen bis kraftvollen Gesangslinien haben OPETH ihren Songs eine treibende Dynamik eingehaucht. Die schwedischen „Masters of Progressive Rock“ bringen auch wieder die verschiedensten Instrumente, wie Piano, Perkussionsinstrumente, Streichinstrumente, Flöteninstrumente, Harfe, Oboe und Akustikgitarren zum Einsatz. Daher erinnert mich der extraordinäre, open minded Musikstil, die fantastischen Leads und die bockstarken Arrangements auch immer wieder an Mike Oldfield.
Bandleader Åkerfeldt zog es vor "In Cauda Venenum" völlig ohne Druck oder zeitliche Vorgaben von außen zu schreiben. Hierfür nahm sich der Freigeist eine einjährige "Auszeit", die er nutzte, um heimlich und in völliger Ruhe der Bahn seiner kreativen Ader freien Lauf zu lassen. Vergleichbar ist das Ergebnis durchaus mit Alben der Musikgötter Mike Oldfield oder auch Jean Michel Jarre. Das zehn Tracks und 67:53 Minuten umfassende "In Cauda Venenum" wurde ab November 2018 von Stefan Boman in den Stockholm's Park Studios aufgenommen (welche lediglich 15 Minuten von Mikael's Haus und 5 Minuten vom OPETH Proberaum entfernt liegen) und von Mikael Åkerfeldt in englischer, wie in schwedischer Sprache eingesungen, wobei die schwedische Version die Hauptversion bildet.
OPETH 13.0 erscheint daher unter anderem auch als 2-CD Digipak mit beiden Aufnahmen. Mir persönlich gefallen beide Varianten gleichermaßen, auch wenn die englische Version in meinen Ohren ausdrucksstärker klingt als die schwedische, so lenkt letztere wiederum nicht so stark vom eigentlichen Geschehen innerhalb der Musik ab. Aber das ist selbstredend wie immer eine reine Frage des Geschmacks. Das Mastering zu "In Cauda Venenum" übernahm Geoff Pesch in den Londoner Abbey Road Studios, der bereits für Mike Oldfield, COLDPLAY, die SPICE GIRLS, Kylie Minogue, MOTÖRHEAD oder die DIRE STRAITS arbeitete. OPETH Fronter Åkerfeldt wollte mit "In Cauda Venenum" ein Meisterwerk schaffen, was ihm in mancher Hinsicht auch gelungen ist, keine Frage, aber über all dem Gegrübel, Experimentieren und Austüfteln hat Mikael doch glatt das echte Hitpotential vergessen, dass ich lediglich dem besten Song des Albums "Hjärtat Vet Vad Handen Gör / Heart In Hand", sowie in Ansätzen vielleicht noch "Svekets prins / Dignity" und "De närmast sörjande / Next Of Kin" zu bescheinigen bereit bin.
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Meine Wertung: 87/100
OPETH in der "In Cauda Venenum" Besetzung:
Mikael Åkerfeldt - Gesang, Gitarre
Fredrik Åkesson - Gitarre
Martin Mendez - Bass
Martin Axenrot - Schlagzeug
Joakim Svalberg - Keyboard
Tracklist (Schwedische Version):
01. Livets trädgård (03:29)
02. Svekets prins (06:36)
03. Hjärtat vet vad handen gör (08:28)
04. De närmast sörjande (07:08)
05. Minnets yta (06:34)
06. Charlatan (05:29)
07. Ingen sanning är allas (07:31)
08. Banemannen (06:44)
09. Kontinuerlig drift (07:23)
10. Allting tar slut (08:31)
TT: 67:53 Minuten
Tracklist (Englische Version):
01. Garden Of Earthly Delights (03:28)
02. Dignity (06:35)
03. Heart In Hand (08:29)
04. Next Of Kin (07:08)
05. Lovelorn Crime (06:34)
06. Charlatan (05:29)
07. Universal Truth (07:29)
08. The Garroter (06:45)
09. Continuum (07:22)
10. All Things Will Pass (08:33)
TT: 67:53 Minuten
Anspieltipps: Hjärtat vet vad handen gör / Heart In Hand; Svekets prins / Dignity; De närmast sörjande / Next Of Kin; Kontinuerlig drift / Continuum
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Hjärtat Vet Vad Handen Gör / Heart In Hand:
Dignity:
Svekets prins: