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ODRAZA - Rzeczom
Aus Krakau in Polen stammt ein sehr interessantes Duo, das seit 2009 sein Unwesen im Black Metal Underground treibt. Bestehend aus Sänger, Gitarrist und Bassist Stawrogin, sowie Drummer und Bassist Priest, haben ODRAZA (zu deutsch "Der Ekel") mit dem, für Deutsche fast schon unaussprechlichen "Rzeczom", die zweite Schwarzwurzel am Start. Ihr schneller, aggressiver bis progressiver, vor allen Dingen aber vollkommen unkonventioneller Black Metal punktet mit einer äußerst coolen und experimentell aufgeschlossenen Mixtur. So pumpt beispielsweise viel traditionelles und folkloristisches Blut durch ODRAZAs progressive Adern.
Unsere polnischen Nachbarn, die neben ODRAZA noch gemeinsam bei MASSENMORD und TOTENMESSE zu Gange sind, zocken neben schrägen, neurotischen Gitarrenloops, viele groovige Parts mit brutalem bis sprunghaftem Drumgeballer, kräftigem Bass und episch ausladenden, zumeist diagonal konträr gehaltener Bridges. Der facettenreich ausgestaltete Gesang von Stawrogin wandelt dabei von kräftig guttural brüllend, über ein heiser bellendes Roaring bis zu beißendem Growling oder auch mal hin zu empathischem Klargesang. In der Halbwertszeit von 53:36 Minuten, die "Rzeczom" bereithält, geht es überwiegend kalt, depressiv oder melancholisch zur Sache. "Rzeczom" ist daher auch eine Art Spiegelreflexion, der aus der eigenen Gedankenwelt erwachsenden Lügen, der Tristesse, der Angst und der Einsamkeit in einer schier erdrückenden Masse von roboternden Menschen. Ausschließlich in polnisches Textgut gehüllt, vollführt man so einige Klang- und Gesangsexperimente, die jedoch zu keinem Zeitpunkt aus dem Ruder laufen, aber deutlich über den Tellerrand hinauszublicken vermögen.
ODRAZA lassen, traditionsbewusst wie sie nun mal sind, gerne mal heimatverbundene Stilelemente in ihre progressiv ausgelegte Musik, sowie ihre vielseitigen Gesangspassagen einfließen, wobei die polnische Sprache aber auch wirklich äußerst gut mit der musikalischen Darbietung ODRAZAs korrespondiert. Gerade beim groovigen "W godzinie wilka" (Zur Stunde des Wolfes) spielen ODRAZA ihre Stärken zur Gänze aus. Die neurotischen Gitarrenloops, das brutale bis sprunghafte Drumgeballer und der dezente Einsatz von Keyboard, der lediglich zur Untermalung einer zum psychedelischen Wahn neigenden Atmosphäre dient, werden auf eindrucksvolle Weise kredenzt. Aber auch die etwas langsamere, mit einem Augenzwinkern versehene und leidvoll vorgetragene, folkloristische Polka "...twoją rzecz też" (auch deine Sache), in ihrem Doom-laden Black Metal-Knuspermantel, hat es mir in besonderem Maße angetan. Das darauffolgende "Długa 24" ist eine, auf polnische Weise traditionell gehaltene, fast schon gesprochene und mit Klargesang bedachte interessante Doom/Dark/Black Metal Komposition geworden. Selbige geht direkt über in das nachfolgende "Świt opowiadaczy" (Morgendämmerung der Geschichtenerzähler) eine bellende, psychotische und verquer ballernde Pitch Black Metal Nummer samt Beschwörungsformel im epischen Mittelteil.
Hierauf folgt mit "Młot na małe miasta" (Hammer für Kleinstädte), ein grooviger Song, der Tradition und Moderne zu einem erstklassigen Hörvergnügen verbindet. Für mich eines der stärksten Stücke des Albums. Die kürzeste Ewigkeit leiten ODRAZA mit "Najkrótsza z wieczności" ein. Einer zu Beginn noch klar und einfühlsam gesungenen, ausladenden und Gitarren-basierten Nummer, die von vorne bis hinten zu überzeugen weiß und sich in ihrem weiteren Verlauf in ein waschechtes Black Metal Monster verwandelt. Ohne dabei pseudointellektuell an der Leadgitarre herumzunesteln, erfährt das Stück nach dem Mittelteil einen Rückfall ins eingängig ausgestaltete Gitarrennirvana. Ebenfalls ein bockstark inszenierter Kracher! "Bempo" mit seinen hämmernden Drumworks wiederum ist ein reißerischer Todeskampf voller bösartiger Energien und teuflischer Raserei, der sich immer weiter in einen neurotischen Wahn hineinsteigert. Den Rausschmeißer gibt das 08:01-minütige "Ja nie stąd" (Ich bin nicht von hier), das mit einem fast schon schläfrigen Gitarrensound den Vorgänger-Track kontrastiert, sich dann aber recht schnell zu einem ausladenden, zugänglich-groovigen und verdammt cool interpretierten, wie auch arrangierten, rein instrumentalen Schlussakkord mausert. Aufgenommen, gemixt und gemastert wurden die zehn neuen Tracks zwischen 2018 und 2020 im Impressive Art Studio & Kanały. Den kompletten Stream kann man sich im Übrigen auf Youtube oder der ODRAZA Bandcamp-Seite unter: https://odraza-official.bandcamp.com/ reinziehen. ODRAZA's "Rzeczom" erhebt sicherlich nicht den Anspruch ein reines Black Metal Album zu sein, dafür ist es ein fast schon zu vielseitiger Output geworden, der sicherlich so einige Gedankenkonstrukte und deren Horizonte einzureißen vermag!
https://odraza-official.bandcamp.com/
LACK OF LIES - Wertung: 87/100
ODRAZA in der "Rzeczom" Besetzung:
Stawrogin - Guitars, Bass, Vocals
Priest - Drums, Bass
Tracklist:
01. Schadenfreude (04:18)
02. Rzeczom (05:21)
03. W godzinie wilka (04:50)
04. ...twoją rzecz też (05:43)
05. Długa 24 (02:06)
06. Świt opowiadaczy (06:01)
07. Młot na małe miasta (05:41)
08. Najkrótsza z wieczności (05:06)
09. Bempo (06:29)
10. Ja nie stąd (08:01)
TT: 53:36 Minuten
"Rzeczom" (complete album stream):
Anspieltipps: Młot na małe miasta; Najkrótsza z wieczności; W godzinie wilka; ...twoją rzecz też
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