Auf ihrem dritten Opus "Vermilion" (Zinnober) begibt sich die, 2003 gegründete Progressive Rock/Metal Combo ODDLAND auf regelrecht herzergreifendes, einfühlsames und empathisches Terrain. Gerade zu Beginn des untypisch aufgebauten Albums, bei dem die harmonischen und anspruchsvollen Vocalparts schon mal rückwärts laufen gelassen werden, kredenzt die vierköpfige Entourage, ihrem Auditorium ausladende instrumentale Passagen aus stakkatohaft angeschlagenen Vier- und Sechssaitern, unterschwelligen bis atmosphärischen Keyboardpassagen, floating Percussions, treibenden E-Gitarren, warmen Pianoklängen, fernöstlicher Sitar und sehnsuchtsvollem Saxophonspiel. ODDLAND stehen vermehrt auf ruhigere Töne, spielen aber gerne mal mit Lautstärkedynamiken, wie der geneigte Hörer bereits mit den ersten, bedächtigen Klängen des Albums vernehmen kann. Die Finnen wirken dabei alles andere als verkopft und lassen unaufdringlich-sinnliche, sowie intensive, harte Klänge zu einem sympathischen und empathischen Hörvergnügen voller musikalischer Hingabe verschmelzen. Die 38:52-minütige Ode an das Leben und Sterben, lässt sich daher am besten noch mit neuen, bis mittelalten OPETH und PAIN OF SALVATION (wie die Band selbst immer wieder betont) vergleichen, lässt aber auch ab und an Parallelen zu TOOL, oder MESHUGGAH und sogar zu MARILLION durchsickern.
Von resignierend melancholisch, bis fröhlich lebensbejahend ist der dritte ODDLAND Epos ein durchweg Aufmerksamkeit heischender, mondäner, gleichwohl unaufdringlicher Silberling geworden, der zum Träumen einlädt und sich in seiner kaum zu fassenden Dynamik tatsächlich ein bisschen so, wie ein lebender Organismus verhält. Statisch geladene, sphärisch-spacige Gitarrenriffs, die schon mal in Djent-Gefilde abdriften, rockige, bisweilen gar psychedelische Rhythmen und betörende cleane Gesänge, erobern mein Herz im Sturm. Das Hauptaugenmerk, der aus Turku (an der Südwestküste Finnlands) stammenden Psychedelic Klangchimäre, liegt allerdings ganz klar auf den charismatischen Melodien der acht neuen Kompositionen. Sie sind die treibende Kraft des komplexen, anmutigen Werks, das geschickt Progressive-, Industrial-, Math- und Djent-Versatzstücke ineinanderfließen lässt und hierbei ein Großfeuer der Emotionen abbrennt. Ich empfinde "Vermilion" daher glücklicherweise auch bei weitem nicht so kompliziert, wie dies im Vorfeld von Band und Label angemerkt wurde. Vielmehr erinnert es mich von seiner progressiven bis psychedelischen Ausrichtung, den Lautstärkedynamiken, sowie vom Sangeseinsatz immer wieder an die Frühwerke der grandiosen Band MARILLION. Ähnlich wie der Sänger Fish, lässt Sakari Ojanen, seine weitgreifende Gesangsrange leicht wie eine Feder auf das jeweilige Geschehnis herabfallen, welche sich bei ihrem Aufkommen sofort an die jeweiligen rhythmischen Vorgaben anschmiegt.
Das spacig-rituell gehaltene "Vermilion", dessen erste fünf Songs in ein Konzept eingebunden wurden, ist ein annähernd zur Perfektion gereiftes Meisterwerk zum tief darin eintauchen und vielleicht nie wieder daraus auftauchen, das sein vielfältiges Bouquet, wie ein zeitlich perfekt dekantierter Wein entfaltet. Mix und Master des grandiosen Longplayers wurden im Atrium Audio in Lititz, Pennsylvania von den beiden Grammy-nominierten Produzenten Carson Slovak und Grant McFarland (BLACK CROWN INITIATE, RIVERS OF NIHIL, THE BLACK DAHLIA MURDER) durchgeführt. Die beiden werden sicherlich einen gewichtigen Anteil daran haben, dass man beim Genuss der Scheibe die vielschichtigen und exzellenten Arrangements 1A nachvollziehen kann. Das Artwork zu "Vermilion", stammt vom Schlagzeuger Ville Viitanen himself. Ein, auf 300 Stück limitiertes, rot/schwarz marmoriertes Vinyl wird im April nachgeschoben. Wer hierbei keine weichen Knie bekommt, in dessen Brust muss wohl ein kaltes Herz aus Stahl schlagen.
(Janko)
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LACK OF LIES - Wertung: 91/100
ODDLAND in der "Vermilion" Besetzung:
Sakari Ojanen - Vocals, Guitars
Jussi Poikonen - Guitars
Joni Palmroth - Bass
Ville Viitanen - Drums
Tracklist:
01. Vermilion Pt.1: Arrival (01:56)
02. Vermilion Pt.2: Below (04:22)
03. Vermilion Pt.3: The Walls Of The Mind (06:49)
04. Vermilion Pt.4: Feed The Void (04:30)
05. Vermilion Pt.5: Emancipator (08:12)
06. Pathway (02:07)
07. Resonance (04:39)
08. Unity (06:17)
TT: 38:52 Minuten
Anspieltipps: Feed The Void; Below; Unity; Emancipator
Feed The Void:
Unity:
Pathway: