OBITUARY - Ten Thousand Ways To Die
Vor 27 Jahren ereilte die noch recht junge Death Metal Gemeinde ein erster Nachruf aus Florida, als ein Teenager, in einer Gosse in Gibsonton langsam verrottend in den Gulli diffundierte. Als man ein Jahr darauf die Todesursache veröffentlichte, läutete dies bis 1992 das endgültige Ende ein, was sich wiederum zwei Jahre später in einem Weltuntergang offenbarte. Als man, im Jahre des Herrn 1997 von den Toten auferstand, fror die Zeit für ganze acht Jahre ein. Die Rückkehr des Xecutioners 2007 bildete die Vorhut zum dunkelsten Tag im Jahre 2009. Als man ihn 2014 mit Blut unterzeichnet hatte, ging der Nachruf um die ganze Welt, um Ende des Jahres 2016 in den Schoße der Heimat zurückzukehren und mit zehntausend Arten zu sterben einen kleinen Vorgeschmack auf den, für Frühling 2017 angekündigten, zehnten Nachruf zu geben.
Das zweite, offizielle OBITUARY Live Album „Ten Thousand Ways To Die“ enthält neben den elf Live Tracks, die im Februar und März 2016 während der Nord Amerika Tour in verschiedenen Locations aufgenommen wurden, mit „Loathe“ und dem Titelsong zwei nigelnagelneue Appetizer. Ob sich die Welt nun ausgerechnet nach einem weiteren OBITUARY Live Album gesehnt hat? Ich weiß es nicht, wobei der letzte offizielle Live Output der Band auch schon ganze achtzehn Jahre zurück liegt. In Zeiten von Blu-ray, YouTube und TV on Demand ist dieses eindimensionale, fragwürdige Medium doch aber eigentlich vollkommen fehl am Platz, oder? Es gibt aber sicherlich auch Fans, die freuen sich über solche Outputs wie Bolle. Obwohl selber Fan der ersten Stunde des bleischweren Todes Quintetts, hielt sich meine Begeisterung hinsichtlich „Ten Thousand Ways To Die“ anfangs noch einigermaßen in Grenzen, wobei ich sagen muss, dass die Liveaufnahmen und ihre Atmosphäre wirklich sauber eingefangen wurden und der Live Charakter dadurch unbenommen bleibt, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, denn Joe Cincotta, der Live Sound Engineer himself (Full Force Studio) hatte sein komplettes Equipment dabei und die kompletten Gigs der Tour aufgezeichnet. Die Songs wurden im Nachhinein auch nicht weiter bearbeitet. Die Songauswahl beschränkt sich hauptsächlich auf die ersten beiden Alben „Slowly We Rot“ („Intoxicated“, „Bloodsoaked“, „'Til Death“ und „Slowly We Rot“) und „Cause Of Death“ („Dying“, „Find the Arise“ und „Chopped in Half“). „The End Complete”, „Back From The Dead”, „Xecutioner’s Return” und die „Darkest Day” wurden komplett ausgespart. Den Anfang zum Live Set macht das etwas über vier minütige Instrumental „Redneck Stomp“ vom „Frozen In Time“ Album. Weiter geht es mit dem deftigen „Centuries of Lies“ („Inked In Blood“). Weitere Takes sind neben den bereits genannten noch „Don't Care“ von der „World Demise“, und „Visions in My Head“ von der „Inked In Blood“.
Die beiden neuen Tracks auf dem 54:40 minütigen Silberling "Ten Thousand Ways To Die" wurden natürlich ebenfalls in typisches OBI-Gewand gehüllt. „Loathe“ wird von trägen, zähflüssigen Gitarren, typischen tiefenverzerrten Knochensäge und John Tardys krass angepissten und unverkennbaren Death Screams getragen. Der darauffolgende Namensgeber hingegen ist schon spritziger und ein richtig geiles, riffbetontes Florida Death Metal Brett mit den genialen OBI-Melancholie Gitarrensoli direkt aus der Gruft. Der einmalige Aufbau dieser bedrohlichen Dramaturgie und das intensive Nach-Vorne-Preschen bilden immer wieder einen feinen Kontrast zueinander und erinnern an die Ruhe vor dem Sturm und ein völlig hemmungslose Zusammenspiel von Naturgewalten. Mit fast 30 Jahren auf dem Buckel, sind die Old School Florida Death Metal Pioniere OBITUARY eine der dienstältesten Bands dieses Genres und auch wenn sie mittlerweile etwas in die Jahre gekommen sind, versprühen die US Boys nach wie vor eine ganze Menge Power und Energie mit ihrem typischen OBI-Death Geballer. Wer nicht bis Anfang 2017 warten möchte darf hier vorab schon mal ran an den Speck...!!!
Meine Wertung: 88/100
OBITUARY in der aktuellen Besetzung:
John Tardy - Vocals
Trevor Peres - Guitars
Ken Andrews - Guitars
Terry Butler - Bass
Donald Tardy - Drums