Du bist Metalhead durch und durch? Dann ist das hier ein Buch für und über dich! "Hard, Heavy & Happy" von Dr. Nico Rose, einem ehemaligen Professor für Wirtschaftspsychologie, Management Experten, promovierten Psychologen, leidenschaftlichen Headbanger und Leiter des "Ministerium für Schwermetall" auf Facebook, hinterfragt die psychologische und emotionale Welt des Heavy Metal und ihrer Fans. Womit beschäftigen wir uns? Womit beschäftigt sich Heavy Metal? Welchen Stellenwert hat der Metal für uns persönlich? Und wie wirkt er sich auf Außenstehende aus? Was macht diese Art der Musik mit uns? Was machen wir mit dieser Art der Musik? Und wie hilft uns Heavy Metal im täglichen Leben? Nico Rose spricht den Leser direkt an, nimmt ihn an die Hand und begleitet ihn durch sein Werk. Eine Pflichtlektüre für jeden Metalhead ist das 2022 erschienene Sachbuch "Hard, Heavy & Happy" allerdings nur bedingt, da sich Nicos Essay fast ausschließlich auf den psychologischen Aspekt der Musik, ihrer Fans und ihrer Gegner bezieht. Meines Erachtens allerdings ein interessanter Blickwinkel und somit eine durchaus lohnenswerte Lektüre.
Der Autor stellt in "Hard, Heavy & Happy" die erfreulichen Theorien auf, dass Metal "schlau mache", über Depressionen hinweghelfe und uns Metalheads im Allgemeinen glücklicher mache. Natürlich kann ich das an meiner eigenen Person und Persönlichkeit vollumfänglich ausmachen und bestätigen! 😄 Mit Charme und Wortwitz hinterfragt Nico die Philosophie und die Psychologie der harten Klänge und in welcher Form sie Einfluss auf den gemeinen Metalfan nehmen. Was treibt Selbigen an? Wie weit treiben sie ihn? Und vor allem warum und auf welche Weise treiben sie ihn an? Der Autor beschreibt die Gefühlswelt, die den Metaller mit Heavy Metal umgibt, bzw. ohne Heavy Metal augenscheinlich umgeben würde, mit leichter, zugänglicher Sprache. Die paar verwendeten Fachbegriffe...geschenkt..., die kann man zur Not auch googeln.
Mit einem wissenschaftlichen Blick, der seine Ergebnisse oftmals auf eigene (Berufs-)Erfahrungen oder eine eigens durchgeführte Studie mit über 6.000 Metalfans bezieht, zeigt das 368 Seiten umfassende "Hard, Heavy & Happy" auf, wie das breitgefächerte Genre Heavy Metal mit all seinen Genres und Subgenres Einfluss auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit nimmt. Lediglich die vielen Querverweise und Zitate stören den Lesefluss ein wenig, wenn man sie nicht einfach überliest (was für mich als Rezensent selbstredend kaum infrage kommt). Dennoch ist "Hard, Heavy & Happy" gerade für Metal Fans und die, die es werden wollen ein netter Zeitvertreib, ein ungewöhnlicher, unter Umständen völlig neuer Blick auf diese seit Dekaden bestehende Community und eine zusätzliche Bestätigung, dass man mit seinen Gedanken und Gefühlen in bester Gesellschaft ist. Das Werk beleuchtet dabei allerlei Aspekte rund um das Weltliche, die Rolle des ureigenen Ichs und das außerordentliche, metaphysische Empfinden, das diese spezielle Form der Musik bei seinen Liebhabern hervorruft. Das Essay zeigt auf, wie einem Heavy Metal im Leben und im Umgang mit Emotionen hilft und bezieht dabei den Umgang der Metaller untereinander, sowie den Einfluss, den diese vielseitige Art der Musik auf den Menschen hat, mit ein. Nico Rose geht auf die ersten, wie auch aktuellsten Studien über Heavy Metal und deren Anhänger ein, führt Interviews mit Fans, Musikern, Youtubern, Autoren, Vereinen, Kunsthistorikern und Supportern der Szene. Er übt Kritik an Kritikern und nimmt sich die unterschiedlichsten Spielarten des harten Klangkosmos vor.
Dem 44-jährigen, verheirateten Familienvater Nico Rose ist mit "Hard, Heavy & Happy" ein sympathischer, empathischer, bisweilen gar emotionaler Versuch gelungen, die psychische und physische Seite der Metalheads, mit der Wirkung des Heavy Metal auf selbige, in Korrelation zu setzen. Diese Auswirkungen, die sich oftmals in Glücksgefühlen, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, allgemeine Akzeptanz und Zugehörigkeitsgefühl äußern, werden in seinem Rundumschlag gemeinsam mit den Thematiken Kultur, Lebenseinstellung, Selbsterkenntnis, Idealismus, Individualisierung, Inspiration, Identität, Sitten und Gebräuche, Ängsten und Depressionen, seelische Unterstützung, des Metal im Wandel der Zeit und der Szene an sich beleuchtet.
So erhält der Homo metallicus einen humorvollen, gleichwohl ernsthaften Einblick in seine eigene Psyche. "Hard, Heavy & Happy" wird mit einem kurzen Vorwort der Wacken Open Air Macher (Holger Hübner und Thomas Jensen), Zitaten diverser Musiker, allerlei kurioser Anekdoten, sowie diverse Illustrationen von Stephan Baumgarten abgerundet. Im beruflichen Leben beschäftigt sich Nico Rose mit Personalführung, Personalentwicklung und der Gestaltung von Unternehmenskultur.
Nachgesang 1:
Ich (als Laie und Normalsterblicher) glaube allerdings nicht, dass der Anteil von Menschen mit Depressionen und artverwandten psychischen Störungen unter Metalfans signifikant höher ist, als im übrigen Teil der Bevölkerung, wie es Nico Rose in seinem Werk als These aufstellt. Der Mann dürfte allerdings (alleine schon) durch seine jahrelange Berufserfahrung wesentlich kompetenter auf diesem Gebiet sein, als meiner einer. Meine persönliche Erfahrung deutet für mich lediglich darauf hin, dass sich diese Form der psychischen Krankheit(en) unter "Normalos", wie der Autor Nicht-Metaller bezeichnet, einfach nur anders äußern, zum Teil gar nicht erst von den Betroffenen als solche wahrgenommen oder vielfach verdrängt und als "schlechte Phase" abgetan werden.
Der Metalfan beschäftigt sich augen- und ohrenscheinlich intensiver mit dieser Problematik, schon alleine weil sich gefühlt jeder zweite Songtext mit weitreichenden, misanthropischen, nihilistischen oder gar suizidalen Tendenzen befasst und die Musik oftmals intensiver, emotionaler und einen Gutteil vielseitiger wahrgenommen wird, als beispielsweise Hip-Hop, Pop, Funk, Soul oder RnB.
Nachgesang 2:
Als eher Richtung extremerem Metal schielender Fan muss ich allerdings zugeben, dass mir Nico Rose durchaus etwas zu einseitig auf die eher lowere Metalschiene eingeht, die seinem persönlichen Geschmack entspricht. Für mich wiederum ist es ganz klar die Energie, die von Brutal Technical Death Metal ausgeht, das Abgedrehte am Djent, das Ketzerische am Black Metal, das Urgewaltige am Doom und das Durchgeknallte, Verrückte, Neue und Progressive an Teilen des Extrem Metal. "Normaler Metal" (mit cleanem Gesang) ist für mich oftmals kaum zu ertragendes Geheule, das ich nur äußerst selten genießen, geschweige denn überhaupt ernst nehmen kann. Ausnahmen bestätigen hier selbstverständlich die Regel. Genauso wenig, wie ultrabrutales, kaum zu verstehendes und obendrein auch noch mies aufgenommenes Potpourri aus ohrenzerfetzenden und teilweise echt mülligen Zutaten. Gerade bei Letzterem fragt man sich als Rezensent/Blogger schon des Öfteren mal nach dem Sinn des Vorgetragenen. Es gibt aber auch Momente, gerade wenn ich abends mit Freunden bei Lagerfeuer im Garten sitze, in denen mir ein Reinhard Buhr mit seinem Live-Looping oder auch seichte House Music, wie von meinen DJ-Freunden gerne aufgelegt, äußerst zupasskommt. Auch Klassik, Hip-Hop oder Pop haben ihre Reize, vor allem hat es mir damals wie heute, neben dem Metal, die Musik der 80er Jahre angetan. Aber was diese übel ins Souterrain getunten Badass Bonesaws, ein endfett prattelnder Bass, ein (ganz im Allgemeinen) "unangepasster" Gesang oder ein wüst auf die Felle gedroschene Polyrhythmik an Emotionalität in mir auslösen, ist nun mal ein purer und einzigartiger Ohrgasmus!
Und jetzt aber husch, husch in den Buchladen und gefälligst "Hard, Heavy & Happy" lesen...!!! 😄
(Janko)
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Brutalität/Gewalt: 07/100
Spannung: 51/100
Action: 15/100
Unterhaltung: 82/100
Anspruch: 32/100
Humor: 14/100
Sex/Obszönität: 04/100
LACK OF LIES - Wertung: 81/100
"Hard, Heavy & Happy" beim Heyne Verlag
Nico Rose - Hard, heavy & happy
Heyne Verlag
Sachbuch
ISBN-13: 978-3-453-21829-1
368 Seiten
Paperback , Klappenbroschur
Erscheinungstermin: 14.06.2022
EUR 18,00 [DE] [inkl. MwSt]
Weitere Formate:
eBook epub ISBN: 978-3-641-29132-7
Erscheinungstermin: 14.06.2022
EUR 15,99 [DE] [inkl. MwSt]