Das Brutal Death Metal/Deathcore Bollwerk NECROTTED aus Abtsgmünd besteht bereits seit 2008 und hat mit "Operation: Mental Castration" seinen vierten Longplayer am Start. Mittlerweile zum Quintett geschrumpft - Ende 2019 verließ der zweite Sänger Pavlos Chatzistavridis die Band aus persönlichen Gründen - marschierten die Baden-Württemberger im Mai 2020 in die The Engine Recording Studios in München ein, um gemeinsam mit ihrem neuen Produzenten Aaron Rusch zehn brachiale, aber auch abwechslungsreiche Tracks aufzunehmen. Herausgekommen ist ein 33:21-minütiger, rabiater, aggressiver und intensiver Hassklumpen, mit ansprechender und moderner Spielweise, der die scheinbar zur kruden Normalität gewordenen gesellschaftlichen und kapitalistischen Normen en Detail seziert und ganz klar an den American Way Of Brutal Death Metal angelegt ist.
Fabian Finks versierte Aggro Vokill Performance lässt den Weggang von Pavlos Chatzistavridis allenthalben gut verschmerzen. Derbe in den Keller getunte, fett schranzende Gitarrenriffs, die hin und wieder disharmonische bis kontrastierende, melodische Gitarrenläufe ausspucken, stehen neben den groovigen bis sprunghaften, stets variabel gezockten Hochleistungsdrumworks, sowie dem niederfrequenten Fourstringer, der sämtliches Mobiliar durchs Wohnzimmer hüpfen lässt, als hervorzuhebende Trademarks, der technisch niveauvoll agierenden Todesfraktion NECROTTED.
Die Jungs agieren also einerseits wie eine fett blastende Druckwelle, andererseits zeigt man sich in diversen Slam Death Sequenzen auch gerne mal deutlich grooviger. Es ist somit alles vorhanden, was man als unerbittlich schädelspaltende Schranz- und Schredder-Legion braucht. Die Geschwindigkeit, der nötige Druck, Aggressivität, Goove, Biss und Durchsetzungsvermögen.
Finks Wechsel zwischen grobschlächtigem, finsterem Death Growling und hohem, aggressivem Deathcore Kreischgesang dürfte gerne viel öfter kommen, wie das beim, meiner bescheidenen Meinung nach besten Song des Albums "Compulsory Consumption" geschehen ist, um so für mehr Variabilität innerhalb der einzelnen Songs zu sorgen. Auch das zermürbende Gitarrengeschranze wurde bei diesem impulsiven Roadburner sehr geil und massiv eingesetzt. Die saftigen Breakdowns, wie sie beispielsweise bei "Asocial Media Whore" zum Einsatz gebracht werden, bei dem auch Gastsänger Julien Truchan, von den französischen Brutal Death Metal Abräumern BENIGHTED zu Wort kommt, unterfüttern das fett walzende Gitarrenwerk der schranzenden Saitenhexer. Den soundtechnischen Feinschliff erhielt "Operation: Mental Castration" im Übrigen vom oben bereits angesprochene Aaron Rusch, der sich letztlich auch für Mix und Master der neuen Extrem Metal Scheibe verantwortlich zeigte.
Auf der einen Seite packen NECROTTED immer wieder interessante musikalische Muster in ihren, auf den ersten Blick recht gewöhnlich erscheinenden Brutal Death Metal/Deathcore, der ihre enorme Zerstörungswut mit Kurzweil anreichert, auf der anderen Seite muss ich aber auch ehrlicherweise zugeben, dass für mein Empfinden auch nach dem vierten Durchgang nicht so richtig viel davon in meinen Hirnwindungen hängen geblieben ist. Man verstehe mich bitte nicht falsch, die süddeutsche Brutal Death Armada NECROTTED zockt technisch auf allerhöchstem Niveau und "Operation Mental Castration" ist auch alles andere als ein schlechtes Album, dennoch ist mir die musikalische Architektur letztlich nicht innovativ, originell und individuell genug ausgestaltet, als dass sie sich erheblich von den dutzenden starken Releases im Extrem Death Metal Bereich absetzen würden. Aber Luft nach oben ist schließlich immer und überall!
(Janko)
https://www.facebook.com/NECROTTED/
LACK OF LIES - Wertung: 81/100
NECROTTED in der "Operation: Mental Castration" Besetzung:
Fabian Fink - Vocals
Philipp Fink - Guitars
Johannes Wolf - Guitars
Koray Saglam - Bass
Markus Braun - Drums
Tracklist:
01. My Mental Castration (03:27)
02. Compulsory Consumption (04:08)
03. Asocial Media Whore (03:08)
04. Work Hard, Gain Nothing (03:23)
05. Happy Dysphoria (03:12)
06. Abhorrence and Anxiety (02:41)
07. The Burning Emptiness In Me (03:15)
08. Drained (02:59)
09. Mirror’s Malicious Glance (03:08)
10. Cynic Suicide (04:00)
TT: 33:21 Minuten
Anspieltipps: Compulsory Consumption; Asocial Media Whore; Cynic Suicide
Asocial Media Whore:
My Mental Castration:
Compulsory Consumption: