METALLICA - Hardwired...To Self-Destruct

(Blackened Recordings / Universal Music Group)

 

Da mussten sich die METALLICA Fans doch tatsächlich acht Jahre in Geduld üben, bis der „Death Magnetic“ Nachfolger „Hardwired...To Self-Destruct“ (Festverdrahtet...bis zu Selbstzerstörung) in die Plattenläden Einzug erhielt. Diejenigen, die es gar nicht mehr aushielten, harrten vor ausgewählten Shops aus, die um Mitternacht zum 18.11.2016 ihre Pforten für die ungeduldigen Die-Hard-Fans öffneten. Seit 1981 ist die Heavy Metal/Thrash Legende nicht mehr aus dem Musikbusiness wegzudenken, sie gingen unbeirrt ihren Weg, machten Ausflüge in diverse Metal Genres, vergraulten einen Teil ihrer Fans, ließen sich dabei aber nie vorschreiben, wie sie sich verhalten oder welchen Stil sie spielen sollten und veröffentlichen nun, in ihrem 36. Lebensjahr mit „Hardwired...To Self-Destruct“, Album Nummer elf („Garage Inc.“ mitgerechnet). Ob sich das Warten tatsächlich gelohnt hat, muss natürlich letzten Endes jeder für sich lebst entscheiden. Die, aus Los Angeles/San Francisco, California stammende, dienstälteste (ehemalige) Thrash Metal Band der Welt veröffentlichte vorab mit „Hardwired“ und „Moth Into Flame“ zwei Teaser Singles und zwei Tage vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin sämtliche Videos zu ihrem 2-CD Studiosilberling.

 

Das Album hat so seine Höhen und Tiefen, ist vom Stil her ein Querschnitt durch den kompletten Backkatalog, was verdammt viel Abwechslung verspricht, aber leider auch sehr durchwachsen. Wo die erste Halbzeit noch richtig gut rüberkommt, und mit dem Opener „Hardwired“, dem darauffolgenden „Atlas, Rise!“, dem vierten Track „Moth Into Flame“ und dem unkonventionellen fünften Song „Dream No More“ noch vier starke Nummern enthält, an die sich allerdings in ein paar Monaten niemand mehr erinnern wird, scheint METALLICA in der zweiten Halbzeit wie ausgewechselt. Eine langweilige, gar nervige Nummer löst die nächste ab. Traurig! Das neue Album ist super produziert und fett durcharrangiert, die Songs hätten im Allgemeinen aber wesentlich mehr Herz, Spirit und Seele vertragen können. Die Leads sind einfach nicht gut, ja teilweise richtig grottig geschrieben, die Bridges teilweise zu lang. Manche Riffs werden zu oft wiederholt und wirken dadurch ab einem gewissen Punkt eher kontraproduktiv. Auch die Drums klingen in manchen Sequenzen wie ein kaputter Diesel oder ein bisschen zu flat. Das Langstreckenrumgefrickel und das Herumexperimentieren an den Gitarren wird zu oft durchexerziert und nervt ab einem gewissen Zeitpunkt gnadenlos. Mir fehlen auch die richtigen Hits. Kein einziger Track auf „Hardwired...To Self-Destruct“ hat das Zeug dazu, im Laufe der Zeit zu einem Klassiker zu avancieren. Man hätte einfach mehr Energie, Aggressivität und Durchsetzungsvermögen in die Songs legen müssen. Denn seien wir mal ehrlich: METALLICA hat Härte, Schnelligkeit und Power verdient und keine halbgaren Angelegenheiten. Wenn dann im  zehnten Track gefragt wird „Am I Savage?“, kann ich nur noch müde lächeln und antworten: Nein...leider nur noch langweilig! Das ganze Album ist doch weder Fisch noch Fleisch!

 

James Hetfield hätte ebenfalls mehr Intensität in seinen Gesang einfließen lassen und einen Tacken energischer rüberkommen sollen. Das Ganze erinnert mich immer mal wieder an Dave Mustaine, nur dass der Gesang nicht ganz so flennerhaft daherkommt, nerven tut er aber trotzdem. Hetfield versucht schön und euphonisch zu singen, was schon bei Mustaine deutlich in die Hose gegangen ist und dabei kann er es doch wesentlich besser. Diese Art der „Beschneidung“ nimmt leider viel vom harschen und fetzigen Effekt, scheint aber der durcharrangierten und abgerundeten Produktion geschuldet zu sein. Dadurch wurde den Tracks ohnehin einiges an Härte und Durchsetzungsvermögen genommen. Neben den typischen, eingängigen METALLICA Refrains haben ein paar extravagante Sounds auf dem Album Einzug gehalten, aber nach ein paar Durchgängen bemerkt man dann doch, dass das Album streckenweise richtig anstrengend wird. Was ist nur aus der Hard Rock/Heavy/Thrash Metal Legende aus Los Angeles/San Francisco, Kalifornien geworden, die über 110 Millionen Alben verkauft und neun Grammys abgeräumt hat? Vielleicht ist aber auch genau das schuld?!?

 

Aus der regulären 2-CD holen METALLICA insgesamt 12 Tracks und eine beachtliche Gesamtspielzeit von 77:30 Minuten raus. Das ist auf jeden Fall „value for money“!!! Es wird auch eine Deluxe-Edition des Albums, mit vier Studiotracks (drei davon Coverversionen von RAINBOW (als Medley), DEEP PURPLE und IRON MAIDEN) und zehn Live Songs geben. "Hardwired...To Self-Destruct" wurde von Mai 2015 bis August 2016 von Sänger und Gitarrist James Hetfield, Schlagzeuger Lars Ulrich und Producer/Mixer/Engineer Greg Fidelman, der bereits Alben für U2, JOHNNY CASH, SLAYER, MARILYN MANSON, GOSSIP etc. aufnahm, im bandeigenen Studio produziert. Auch betreibt man mit Blackened Recordings mittlerweile ein eigenes Label, über welches man das neue Album veröffentlichte, was sicherlich auch unter finanziellen und rechtlichen Gesichtspunkten geschah. Noch eine lustige Anekdote zum Schluss: 2013 spielten METALLICA, in weniger als einem Jahr, auf allen Kontinenten (inkl. der Antarktis) und stellten so einen Guinness Welt Rekord auf. Ich hätte mir mit „Hardwired...To Self-Destruct“ ja eher ein reines Thrash Album erhofft, to make METALLICA great again! Dass das Ding aber ohnehin ein Megaseller wird, steht wohl außer Frage, schließlich steht METALLICA auf der Verpackung drauf, was das elfte Werk zu einer Art Selbstläufer machen wird.

 

www.metallica.com

 

Meine Wertung: 79/100

 

METALLICA in der aktuellen Besetzung:

James Hefield - Vocals, Guitar

Lars Ulrich – Drums

Kirk Hammett - Guitar, Background Vocals

Robert Trujillo - Bass, Background Vocals

 

Ein ausführliches "Hail or Kill" zu "Hardwired...To Self Destructgibt es auf www.totentanz-magazin.de



 

- Wir bitten von der Übersendung nicht angeforderter Rezensionsexemplare in physischer Form abzusehen, da Wir diese in der Regel nicht bearbeiten Können -