Streetdate: 17.02.2017 / Eigenproduktion
Streetdate: 17.02.2017 / Eigenproduktion

MELANCHOLIC SEASONS - Melancholia

(Eigenproduktion)

 

Gänseblümchen wächst aus Totenkopf. Das passt so gut, wie die Faust auf’s Auge und ist seit etwas über einer Dekade der Trademark des 1995 gegründeten Thrash/Death Metal Trios MELANCHOLIC SEASONS aus dem Rodgau. Ihr viertes, eigenproduziertes Langeisen „Melancholia“ beinhaltet im Prinzip acht vollwertige Tracks, sowie zwei Interludien und bringt es auf eine Gesamtlaufleistung von 43:38 Minuten. Mit deftigem, hellen bis gutturalen Kreischgesang, der zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, weil nicht hundertprozentig ausgereift daherkommt und seiner akustisch etwas flachen, sowie obendrein auch noch klirrenden Aufnahme (das künstliche Becken surrt schrecklich nach), baut das neue Material leider nicht den nötigen Druck auf. Auch was den Gesang anbetrifft wäre auf jeden Fall mehr Abwechslung und Mut auch mal andere Stile (wie zum Beispiel bei „Martyrium“) auszuprobieren, mehr Konzentration und viel Geduld für die Aufnahmen nötig gewesen. Gute Ansätze sind zu Hauf vorhanden, aber ohne die Produktion in einem professionellen Studio, unter Anleitung eines versierten Aufnahmeleiters, der hier und da noch ein paar Arrangements umstellt, werden es die Südhessen wohl schwer haben aus der ewigen Verdammnis der Versenkung herauszukommen.

 

So, nun aber genug gemeckert, denn schließlich handelt es sich bei „Melancholia“ um eine selbstfinanzierte Eigenproduktion. Wenn man also über die vorgenannten Aspekte hinwegsieht oder sich erstmal daran gewöhnt hat, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus, denn von der Instrumentalsektion gibt es durchaus Erfreuliches zu berichten, spielt diese doch richtig schön frisch und ungezwungen auf. Das ansprechende, versierte Riffing zeugt durchaus von guten Ideen und starker Umsetzung. Es gibt kaum verspieltes oder gar nerviges Herumgefrickel, sondern ernsthaft kreative stilistische Vielfalt, die überwiegend mit englischen, aber auch mit deutschen Texten veredelt wurden und wie in einem einzigen Take aufgenommen klingen. Neben den durchsetzungsstarken Arrangements legen die drei Rodgauer Thrash/Death Metal Barden auch gesteigerten Wert auf melodiöse Elemente und zugängliche Melodieführungen. Spätestens ab dem zweiten Durchgang bemerkt man das hohe Potential, dass in den zu Anfang noch recht unscheinbar wirkenden Songs schlummert und man wünscht sich ein fette, vor allem gesangstechnisch aufpolierte Version von „Melancholia“. 

Als Anspieltipps würde ich neben dem deutschsprachigen „Martyrium“ noch das wuchtig fetzige „A Deranged One“, das abgefuckt brachial angepisste „In Pain“ mit seinem treibenden Headbanger Zwischenpart und vor allem und über alle Maßen den doomig melancholischen (oh, welch Wunder), dafür aber oberst cool interpretierten und astrein rübergebrachten Titeltrack „Melancholia“ vorschlagen. Bei diesem, überwiegend im Midtempobereich fahrenden Stampfer stelle ich mir einen muskelbepackten Haufen, raubeiniger und grobschlächtiger Seemänner unter Deck beim Singen und Rudern in Richtung ihrer letzten Schlacht vor. Sehr geile, leicht verweste Hymne, in der der Gesang mehr als nur passend rüberkommt. Warum nicht immer so?

 

Auch wenn einem das ein oder andere Element eventuell bekannt vorkommen mag, kann man MELANCHOLIC SEASONS eine gewisse Eigenständigkeit nicht wirklich in Abrede stellen. Da die hessische Thrash/Death-Bratze momentan noch auf der Suche nach einem Schlagwerker aus Fleisch und Blut ist, arbeitet man derzeit noch mit einem Drumcomputer, was ich allerdings kaum als störend oder irritierend empfinde, da dies ohnehin nicht auffällt und astrein mit den Saiteninstrumenten korrespondiert. Aber auch ein Bassist fehlt den Jungs noch, um das Line-Up zu komplettieren. Wer also Bock hat, mit den Jungs ein wenig Thrash und Death Metal zu zocken und dazu noch aus dem Großraum Rödermark, bzw. aus dem Frankfurter Umland stammt,...immer ran an die Buletten. Also MELANCHOLIC SEASONS, jetzt gilt es restliche Musiker und restliche Kohle zusammenzukratzen und dann ab in ein professionelles Studio!!! Tja, wenn sich das nur immer leichter durchführen, als aussprechen (bzw. niederschreiben) ließe... 

 

(Janko)

 

https://melancholic-seasons.jimdofree.com/

https://www.facebook.com/MelancholicSeasons.Metal

https://www.instagram.com/melancholic_seasons/

 

Meine Wertung: 82/100

 

MELANCHOLIC SEASONS in der aktuellen Besetzung:

Björn Hoppe – Vocals

Rene Glaser – Guitar

Andi Henke – Guitar, Bass, Progs.

 

Tracklist:

01. Dead-End Street (05:49)

02. Beyond From Nowhere (05:07)

03. Martyrium (05:00)

04. A Deranged One (04:34)

05. Just Seasons Pt. 1 (05:21)

06. In Pain (04:35)

07. Just Seasons Pt. 2 (05:31)

08. Anteludium (01:20)

09. Melancholia (05:04)

10. Postludium (01:21)

 

TT: 43:38 Minuten 


Trailer zu "Melancholia"-CD:

Trailer "Beyond From Nowhere":

Trailer "Dead-End-Street"






 

 

Das meint LACK OF LIES zum 2018 erschienenen "Martyrium"




 

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