MELANCHOLIC SEASONS - Interview zum vierten, eigenproduzierten Langeisen "Melancholia" mit Gitarrist und Bassist Andi Henke vom 06.05.2017
- von einem ersten Schritt zurück in die Öffentlichkeit, einer kleinen Zeitreise, den Grenzen technischer Möglichkeiten und der Suche nach einem Bassisten und einem Schlagzeuger -
Seit 1995 spuken MELANCHOLIC SEASONS aus dem Rodgau bei Frankfurt bereits im Death/Thrash Bereich herum. Mit ihrem vierten Output in 22 Jahren haben sie ihr bislang reifstes Werk abgelegt. Bei der, am 17.02.2017 erschienenen, eigenproduzierten Kunststoff Drehscheibe "Melancholia" handelt es sich um ein frisch und ungezwungen gezocktes, zweistimmiges Melodic Death/Thrash Brett. Die Aufnahme hätte sicherlich ein Upgrade nötig, aber rein musikalisch gibt's hier wenig zu meckern. Neben kreativer stilistischer Vielfalt kommen noch die durchsetzungsstarken Arrangements, sowie die melodiösen Elemente und zugängliche Melodieführungen zum Tragen. Leicht unterbesetzt (Bassist und Schlagzeuger fehlen noch zur festen Bandbesetzung) arbeitete die hessische Thrash/Death-Triade mit einem Drumcomputer, was allerdings nicht weiter ins Gewicht fällt. Ende April schrieb ich Melancholic Andi eine E-Mail, die er mir auch prompt wie folgt beantwortete:
Janko: Ich hatte ja kürzlich das Vergnügen eure neue und vierte Thrash/Death Scheibe „Melancholia“ zu rezensieren. Da gab es ja bis auf den Sound eigentlich nichts großartig dran auszusetzen. Was sagen denn eure Fans, die Presse und die Online Magazine im Allgemeinen zu „Melancholia“ und wurdet ihr auch in größeren Medien gefeatured?
Andi: Wir haben vielerlei Rückmeldungen sowohl aus dem Freundes- und Bekanntenkreis als auch aus Muckerszene erhalten. Endlich können wir Interessierten wieder aktuelles Material in die Hand drücken. Das ist sehr motivierend. Umso schöner, dass wir viel Lob, Anerkennung und Respektsbekundungen für „Melancholia“ erhalten haben. Dabei spielt sicher auch die Tatsache eine Rolle, dass wir nun schon so lange dabei sind und am Ball geblieben sind, auch wenn es teils ein sehr steiniger Weg war. Aber gerade das macht es ja auch noch besonderer. Wir haben einiges an Reviews erhalten, wobei sich die schreibende Zunft sehr uneinig ist. Von Lob über sehr sachliche bis hin zu völlig vernichtender Kritik war alles dabei. Wir wissen es dabei sehr zu schätzen, wenn sich jemand die Mühe macht, sich mit der Musik auseinanderzusetzen und dann konstruktive Kritik übt. Das können wir gut annehmen. Von den großen Medien kam kein Support. Gerade da zählt sicher auch noch mehr die Verpackung, sprich die Produktion. Aber, für uns ist „Melancholia“ auch erst ein erster Schritt zurück in die Öffentlichkeit. Und im Prinzip haben wir bereits erreicht, was wir uns erhofft haben, nämlich ein erstes Signal zu setzen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Weitere Schritte werden folgen! Für uns ist es zunächst mal ein gutes Gefühl, endlich wieder ein Lebenszeichen gesendet zu haben. Aus vielerlei Gründen hatten wir die letzten Jahre wenig öffentliche Präsenz. Nun, mit der Veröffentlichung von „Melancholia“, hat sich dies endlich wieder geändert. Es bieten sich uns neue Möglichkeiten, es ergeben sich Dinge, die uns aus dem Alltag im Proberaum rausholen. Wobei ich, auch nach 22 Jahren in der Band, immer noch sehr gerne proben gehe. Sagen wir es so, das Bandgeschehen wird sehr viel vielseitiger.
Janko: Was kannst du mir ansonsten zum neuen Album sagen und was habt ihr bislang an Promoarbeit geleistet?
Andi: Also die auf dem Album befindlichen 10 Tracks bilden einen Querschnitt aus verschiedenen, aber neueren Schaffensphasen. Das ist so etwas wie eine kleine Zeitreise und deckt verschiedene Facetten aus unserer Historie ab. Wobei die Linie irgendwie immer sichtbar bleibt. Unsere Herkunft ist ja immer traditioneller Death/Thrash Metal. Wir versuchen nicht, zwanghaft jeden Stil zu integrieren. Wir machen unsere Mucke aus Überzeugung. Die Mucke ist ja vor allem sehr rifflastig, und davon gibt’s schon einige. Neben thrashigeren Elementen („Dead-End Street“) haben wir viele harmonische Melodien, Songs im Midtempobereich, aber mit dem Titeltrack auch eine langsamere Nummer. Diesem haben wir versucht mit Interludien noch ein wenig mehr Dramatik zu verleihen. Mit „Martyrium“ gibt es auch einen Song mit deutschem Text. Äußerst depressiv, aber dies ist ausdrücklich eher als ästhetisches Stilmittel zu betrachten. Interessanterweise wird man bei deutschen Texten eher auf den Inhalt angesprochen, obwohl es in unseren englischen Texten durchaus ähnliche Denkansätze gibt.
Ja, promotechnisch gibt es ja mittlerweile auch vielerlei Möglichkeiten. Da waren wir auch fleißig am Neuaufbau. Wir haben zum Release eine neue Facebookseite gestartet, die ebenso wie unsere Homepage regelmäßig gefüttert wird. Zudem haben wir für offizielle Interessenten eine eigene Promo-Page geschaltet, wo alle möglichen Infos zu Album und Band, diversen Internetlinks usw. serviert werden. Dann haben wir natürlich unseren eigenen YouTube-Kanal eröffnet. Dort haben wir neben drei Trailern auch das komplette Album bereitgestellt. Und dann haben wir natürlich viele Magazine über den Release informiert, was ja eben auch einige Reviews und Newseinträge eingebracht hat. Und äh, nicht zuletzt ja auch dieses Interview. Gerade sind wir dabei, das Album intensiv für unsere Muckersuche zu nutzen. Auch da gibt es ja viele Foren, die wir so nun gut nutzen können. Ganz klassisch verteilen wir natürlich auch unsere im „Melancholia“-Look kreierten Flyer. Ja und entsprechende Aufkleber gibt es natürlich auch. Da waren wir sehr fleißig. Aber das ist es, was ich vorhin meinte. Es gibt einfach viele neue Dinge zu tun. Und das bringt Abwechslung und Freude!!!
Janko: Ihr seid mehrere Jahre in der Versenkung verschwunden und nennt „Melancholia“ euer Comeback Album. Was hat euch die ganze Zeit aufgehalten oder davon abgebracht weiterzumachen?
Andi: Nun, also wir waren ja immer weiter aktiv, nur eben nicht öffentlichkeitswirksam. Es gab keine Bandpause oder so, wir haben ganz normal jede Woche geprobt. Uns haben die andauernden Line-Up-Wechsel immer wieder zurückgeworfen. Du investierst viel Zeit, ordnest der Einarbeitung eines neuen Muckers vieles unter. Und dann merkst Du, manchmal nach einigen Monaten, manchmal erst nach Jahren, wie das Engagement nachlässt. Oder jemand an seine Grenzen gekommen ist, und keine Bereitschaft hat, sich da wirklich reinzuknien. Vielleicht ist die Musik dann doch anspruchsvoller, als man zu Anfang meint. Zumindest muss man sich schon reindenken. Da hat es einfach immer wieder gefehlt. Es gab zudem auch wirklich komische Geschichten. Dann kommt es zum Bruch und jemand neues folgt, und das Spiel beginnt von vorn. Wir haben da zu Hauf Erfahrungen. Wir waren stets enthusiastisch dabei. Am Ende bleibt dann die Erkenntnis, dass man wieder Zeit verschenkt hat. Wir mussten also Alternativen finden. Auch da hat sich die Technik ja enorm entwickelt. So sind wir dann zu dem Entschluss gekommen, uns auf den Gedanken mit Drumcomputer zu proben einzulassen. Aufhören, Auflösen oder weiterhin auf den Richtigen warten und bis dahin das Bandgeschehen einstellen, das waren keine Optionen für uns. Viele andere Bands hätten und haben längst in den Sack gehauen. Da haben wir viele Kommen und Gehen sehen, auch etliche Hypes. Dieses Durchhaltevermögen ist schon etwas Besonderes, wie ich finde. Ironischerweise sind es trotzdem wir, die stets weitergemacht haben, die sich dafür rechtfertigen müssen, und nicht diejenigen, die uns letztlich ausgebremst haben. Diese „unöffentliche“ Zeit hat aber auch Früchte getragen, nur liegen diese noch im Verborgenen. Wir haben auf jedenfall ordentlich Songmaterial, welches wir gerne auch präsentieren wollen.
Janko: Erzähl mir etwas über den Entstehungsprozess zu eurem neuen Album. Ihr habt immer wieder mit Besetzungsproblemen zu kämpfen gehabt und sucht noch immer nach einem Bassisten und einem Drummer oder seid ihr mittlerweile fündig geworden?
Andi: Da wir nicht komplett sind, lastete der Großteil der Aufnahmen auf meinen Schultern. So habe ich neben meinen Gitarren auch den Bass eingespielt und dazu die Drums programmiert. Ich musste mir erstmal extra einen Bass kaufen. Als Linkshänder ist das mit dem Ausleihen so ne Sache. Und da habe ich dann auch merken müssen, dass da etwas mehr Kraft gefragt ist. Ich musste mich also in verschiedene Dimensionen reindenken. Und dann kamen mehrere Unterbrechungen des Aufnahmeprozesses dazwischen, weil wieder ein Mucker angeklopft hat. Wir mussten uns dann wieder zurückbesinnen. Irgendwann war dann klar, dass wir vor allem die Aufnahmen für einen Restart zu Ende bringen wollten, womit die Priorität deutlich wurde. Dann steigst du wieder ein, und hinterfragst die Qualität, machst dies nochmal, friemelst da noch n bissl rum. Als dann alles im Kasten war, kam der Mix. Auch dieser lag in meinen Händen.
Bei der Muckersuche haben wir erste Interessenten, die sich bei uns gemeldet haben. Bisher ist es aber noch nicht absehbar, was daraus wird. Wir sind gespannt. Wenn sich über dieses Interview jemand angesprochen fühlt, möge er/sie sich schnellstmöglich melden. Wenn es uns gelänge, jemanden für uns zu begeistern und damit einen vakanten Posten zu besetzen, wäre das mit das Beste, was uns durch die Veröffentlichung passieren könnte.
Janko: In meinem Review schrieb ich ja, dass die Aufnahme leider nicht besonders gelungen, die Musik an sich aber umso besser ist. Wie kommt’s nach all der Zeit und Erfahrung, die man hat?
Andi: Mmh, also ganz sicher haben wir uns nicht gedacht, wir bringen jetzt möglichst schnell ne Low-Budget-Produktion raus. Eher wollten wir uns auch mal mit den technischen Möglichkeiten auseinandersetzen und schauen, wie weit wir dies nutzen können, welche Möglichkeiten wir damit haben. Ich denke, die Erfahrung zu machen, wo hier die Grenzen liegen ist auch wichtig für eine Band. Aufgrund unserer langen Aufnahmepause müssen wir uns das neu erarbeiten. Ist so n bissl das Prinzip „trial and error“. Ich hab jedenfalls das Gefühl, dass die Erfahrungen, die wir gerade machen, wichtig sind und uns in der Zukunft weiterbringen werden.
Ich habe schon auch sehr viel Zeit in den Mix investiert, auch um erstmal die theoretischen Basics zu begreifen. Natürlich klingt das nun nicht wie die neue Kreator. Aber das wäre auch sehr komisch und würde jedem professionellem Mischer seine Daseinsberechtigung entziehen. Mein Anspruch war es, dass man die Instrumente differenziert hören kann, es nicht in Gänze drucklos klingt und man beim Hören einen Eindruck unserer Mucke bekommt. Dazu gab es technische Grenzen, mit denen wir uns aber weiter befassen werden. Mit dem Ergebnis kann ich deshalb leben und muss die Kritik am Mix aushalten. Für uns ist „Melancholia“ dennoch die bisher beste Scheibe von uns, sowohl inhaltlich als auch von der Hörbarkeit. Wir entstammen ja auch noch aus einer Zeit, wo das mit den Aufnahmen technisch noch sehr kompliziert war. Da ging das noch nicht am PC und Aufnahmegeräte waren sehr teuer. Auch da mussten und müssen wir uns orientieren. Wenn ich da daran denke, wie ich früher meine Ideen auf Kassetten verewigt habe…ei jeijei!
Aber, natürlich wollen wir nicht stagnieren und uns da gerne zukünftig verbessern. Nur, bei diesem Output war die Zielsetzung ein bisschen eine andere. Als wir mit den Aufnahmen begonnen haben, war das auch etwas aus Trotz. Vielleicht haben wir unbewusst auch nach einer Aufgabe gesucht, damit wir uns trotz der Rückschläge bei Laune halten. Ich glaube, uns ist tatsächlich erst später klar geworden, was wir da eigentlich machen. Aber auch das fand ich einen wichtigen Schritt. Denn dabei formiert man sich ja auch als Band neu und schöpft Selbstvertrauen. Das ist für zukünftige Schritte sicher nicht von Nachteil.
Janko: Du hattest mir geschrieben, dass ihr Die Kritikpunkte hört und versucht da die Schippe draufzulegen. Wie werdet ihr dieser Kritik also begegnen? Schon ne Ahnung? J
Andi: Wir werden unser Aufnahmesetting etwas frisieren. Vor allem benötigen wir Alternativen was den Drumcomputer angeht. Ich kann Dir sagen, das ist wahrlich eine unglaubliche Friemelei. Bei der von uns verwendeten Technik war es leider nicht mal möglich, die Becken am Ende einfach runterzuregeln. Das war ja auch Dir im Review aufgefallen. Da brauchen wir auf jeden Fall eine andere Lösung, zumal auch die Bedienung echt nicht praktikabel ist. Jedenfalls nicht für eine ausgefeiltere Produktion. Zudem würden wir mindestens das Mastering in fremde, erfahrene Hände geben wollen, um ne fettere Produktion zu erhalten. Da werden wir uns informieren und natürlich klären, was mit Blick auf das Ausgangsmaterial zu beachten ist. Wobei wir da gut aufgestellt sind, wie ich denke. Denn da wir unsere Klampfen clean einspielen, gibt es ja was den Sound angeht genügend Anpassungsmöglichkeiten.
Janko: Liegt es am finanziellen Aspekt oder warum habt ihr noch kein professionelles Studio geentert? Weißt du, was eine professionelle Produktion in etwa an Kosten verschlingen würde? Wie habt ihr und wie würdet ihr gerne produzieren?
Andi: Da Musik unsere Passion ist, bin ich mir sicher, dass wir das Geld irgendwie zusammenbekommen würden. Es liegt also nicht unbedingt am Geld. Ich denke auch, dass ein solcher Schritt ins Studio kommen wird. Vielleicht ist es nicht der nächste, aber vielleicht der übernächste Schritt. Wir haben noch soviel Material, was es wert wäre, nicht nur für uns konserviert zu werden. Da überlegen wir, wie wir dies anstellen. Natürlich wollen wir auch neue Ideen umsetzen. Langweilig wird es uns ganz sicher nicht. Aber vielleicht wäre ein professionelles Studio auch vor allem dann eine Option, wenn wir als Band komplett sind. Vor allem dann mit neuem Material, welches aber eigentlich auch bereits vorhanden ist. Mmh, da müssen wir uns nochmal weitere Gedanken machen. Aber das sind ja eben auch alles Themen, die nun neu aufpoppen. Aber es ist schon klar, dass die HörerInnen im Metalbereich mittlerweile äußerst verwöhnte Öhrchen haben Da würden selbst Alben großer Bands aus den Anfangstagen durchfallen. Was weder ein Vergleich noch eine Ausrede sein soll.
Janko: Wie sieht es den zurzeit mit Auftrittsmöglichkeiten aus? Könnt ihr? Wollt ihr? Bekommt ihr denn auch Angebote oder sieht es da eher mau aus?
Andi: Diese Frage haben wir uns auch bereits mehrfach gestellt. Prinzipiell würden wir auch mit Drumcomputer auftreten. Allerdings nur, wenn der Bassposten besetzt ist. So ganz ohne Untenrum, das wäre dann doch zu viel von zu wenig. Angebote haben wir bisher keine erhalten. Ich denke, da ist der Markt auch so überfüllt, da muss man sich schon selbst kümmern. Aber ich denke schon, dass es da Möglichkeiten gibt. Ein Spaß wäre es sicherlich.
Janko: „Gänseblümchen wächst aus Totenkopf“! Das ist euer Trademark seit dem 2006er „Just Seasons“ Album und findet sich seither auf all euren Albumcovern wieder. Soll wohl in gewisser Weise „aus alt mach neu“ darstellen oder?
Andi: Mmh, diese Darstellung ist für uns tatsächlich vielsagend und hat mehrere Bedeutungen. Vielleicht eignet sie sich gerade deshalb so sehr, um sie immer wieder einzubauen. Vor allem hat es aber etwas Gegensätzliches. Etwas Schönes, Helles, Lebendiges. Und dann als Gegenstück das Tote, Verlebte, mit Angst Behaftete. Es steht auch sinnbildlich für unsere Musik. Wir sagen, diese ist gespeist von Aggression und Depression, aber es sind auch viele positive Empfindungen, die uns antreiben. Euphorie z.B., Nostalgie und natürlich…die Melancholie. Das Sinnbild wird im Text von „Just Seasons“ gut beschrieben. „The same place, the same light, but something is different, it's another time“. Das hat auch etwas mit Vergänglichkeit zu tun. Oft können wir doch erleben, dass wir auf alte, vertraute Orte treffen und dabei feststellen, dass die Bedeutung eine ganz andere ist, weil wir uns verändert haben. Nicht die Orte ändern sich, sondern unsere emotionale Bindung zu diesen. Das ist so im entfernteren wohl das, was Du in Deiner Frage mit „aus alt mach neu“ beschrieben hast. Zudem liegt in diesem Kontrast ja auch etwas Tragisches. Ohne Altes, nix Neues und umgekehrt. Das ist im Prinzip ein Sinnbild für das Leben. Unausweichlich, unveränderbar, und doch tragisch! wer dabei nicht melancholisch wird…;-)
Janko: Weißt du noch, warum ihr damals MELANCHOLIC SEASONS als Bandnamen gewählt hat und was hat und hatte er damals wie heute für euch zu bedeuten?
Andi: Tatsächlich ist ja kein Gründungsmitglied mehr in der Band. Ich selbst bin 1995 kurz nach Gründung zur Band gestoßen und habe den damaligen Gitarristen ersetzt. Deswegen habe ich bei dem Bandnamen nicht mitentschieden. Ich denke aber, er stammt vor allem von den damaligen musikalischen Einflüssen. Das waren neben den Klassikern wie Iron Maiden, Metallica oder Slayer Bands wie Paradise Lost, My Dying Bride, Tiamat oder Depressive Age, die ja wie bekannt sein dürfte jetzt nicht unbedingt als musikalische Frohnaturen durchgehen. Und wer solcherlei Musik hört, der muss ja auch irgendwie einen Hang mindestens zur Nachdenklichkeit haben.
Ich finde der Name beschreibt auch heute noch gut, was unser Antrieb zur Kreativität ist. So gut, dass eine Namensänderung nie wirklich Thema war. Damit hätten wir es uns vielleicht etwas leichter gemacht, weil man bei einer neuen Band die Messlatte vielleicht nicht so hoch anlegt wie wenn man 22 Jahre existiert bzw. eben Fragen kommen, warum unsere Schaffensphasen so wechselhaft waren. Aber, wir stehen zu dem wie es ist. Und wir als Trio mit Björn (vox, seit 1999) und Rene (git, seit 2007) bilden ja nun mit 10-jähriger Konstinuität auch das stabilste Fundament, was die Band je hatte.
Janko: Wie ist es um das lyrische Konzept bestellt? Worauf wollt ihr im Endeffekt hinaus und was ist euch an euren Messages besonders wichtig?
Andi: Da sowohl Björn als auch ich Texte schreiben, sind die Ansätze da leicht verschieden, wobei sie eine ähnliche Richtung haben und man das oberflächlich betrachtet vielleicht auch gar nicht unterscheiden kann. Ich weiß bei manchem Text im ersten Moment manchmal selbst gar nicht mehr genau, wer den verbrochen hat. Im Prinzip werden alle Facetten von menschlichen Regungen mit einem leichten Hang zum Düsteren beschrieben. Wenn der Mensch so zivilisiert wäre, wie er oft euphemistisch dargestellt wird, dann hätten wir wenig Futter für solcherlei Lyrics. Aber er, der Mensch, macht es uns leicht und bietet eine Vielzahl an Themen, über die man sich auslassen kann. Da schwingt immer auch eine gehörige Portion Sozialkritik mit, die mal offen, mal subtil zum Ausdruck kommt. Zu meinen Texten kann ich zudem sagen, dass sie für mich, vor allem im Nachhinein betrachtet, so ein bisschen wie ein codiertes Tagebuch sind. Wenn ich sie lese, weiß ich genau, warum ich diesen Text geschrieben habe. Das ist auch jedes Mal eine Zeitreise in mich selbst.
Janko: Was machen MELANCHOLIC SEASONS eigentlich im reellen Leben? Vergrabt ihr euch in eurem dunklen Kellerloch und zergeht vor Melancholie, Selbstzweifel und Depressionen oder seid ihr eher Frohnaturen und steht voll im Saft?
Andi: Haha, nee, wir sind echt am Arsch, haha. Nee, wir sind, wie ich denke, eher ganz normale Typen, die bei Betrachtung der Verhältnisse bestimmte Wallungen verspüren. Die wollen kanalisiert werden. Da ich aber z.B. mit Stift und Pinsel in hohem Maße untalentiert bin, blieb eher die Musik. Und damit haben wir doch ein gutes Vehikel gefunden, um damit umzugehen. Wir sind kreativ, nicht destruktiv. Und nein, dunkles Kellerloch, da halten wir uns eher selten auf. Frohnatur passt da eher. Voll im Saft, na ja…manchmal, wir sind ja keine 20 mehr, hehe.
Beruflich sind wir bodenständig. Unser Sänger Björn ist Chemikant, also ein körperlicher Malocher. Unser Gitarrist Rene hat nun angedroht, sein Studium abzuschließen. Genaugenommen befindet er sich gerade mächtig auf der Zielgeraden. Ich selbst arbeite als Sozialarbeiter in einer Beratungsstelle für Jugend- und Suchtfragen.
Janko: Was habt ihr noch vor mit MELANCHOLIC SEASONS? Worauf müssen wir uns also gefasst machen? J
Andi: Also, wenn wir irgendwie MitstreiterInnen fänden wäre natürlich die Rückkehr auf die Bühne für uns ein hoch erfreulicher Akt. Das fehlt schon! Darum hoffen wir, dass wir unsere Mannschaft komplettieren können. Tja, und ohne zu sehr auf ungelegte Eier einzugehen, ist aber ehrlich gesagt der nächste Output bereits in der Mache. Das wird keine Full Length, aber eine ausgedehnte Mini-CD, die je nach Betrachtung 6 bzw. 7 Songs enthalten wird und einen direkten Bezug zu "Melancholia" hat. Landläufig nennt man sowas wohl eine Auskopplung. Die Gitarren dazu sind bereits im Kasten, aber mehr wird noch nicht verraten, hehe!!!
Janko: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit zur Beantwortung meiner Fragen genommen habt und Metal on!!!
Andi: Wir danken Dir für Deine Unterstützung und Dein offenes Ohr. Stay brutal!!!
https://melancholic-seasons.jimdofree.com/
Trailer zu "Melancholia"-CD:
Trailer "Beyond From Nowhere":
Trailer "Dead-End-Street":