MADBALL - For The Cause
Die New York Hardcore Triade MADBALL, welche 1988 vom damals gerade mal 12 Jahre alten Sänger Freddy Cricien gegründet wurde, haut dieser Tage ihre neunte Vollwertkost „For The Cause“ raus. Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist ein Hammeralbum vor dem Herrn geworden! Der ehrliche, fetzige, leicht abgefuckte NY Hardcore/Street Punk Lifestyle hat mächtig Eier, auf die man eine Prise Thrash Metal gestreut hat. Die astreine Performance des thrashigen Hardcoresounds hat höchst ambitionierte Tracks hervorgebracht, die frischer sind, als Obst und Gemüse vom Bauern nebenan.
Seit 30 Jahren tingeln die New York HC Kings MADBALL also bereits über den Erdball. Die Genre Pioniere haben ihren vielschichtigen, gar sprunghaften NYHC/Street Punk in seinen unterschiedlichsten Ausrichtungen und Stilen vorgetragen. Damit hat man die Langeweile von vorneherein gänzlich ausgegrenzt. Textlich beleuchtet man die Härte des Lebens, den Kampf ums Überleben, das Zusammengehörigkeitsgefühlt, die Ehre, Familie, Entwicklung und übt Gesellschaftskritik mit empathischem, meist positivem Gedankengut.
MADBALL plädieren dafür, dass man seinen eigenen Standpunkt haben, dafür einstehen, nicht dumm rumlabern und respektvoll im Umgang miteinander sein sollte. Kein bisschen müde, kaum gealtert und durchdringend wie eh und je bringt es der 32:43-minütige, groovebeladene Hardcore/Street Punk Crossover auf den Punkt. Freddy Criciens’ fette, aussagekräftige und im Vordergrund stehenden Hardcore-Brüll-Vocals, die richtig geil verzerrten Gitarren vom früheren Gitarristen Matt Henderson (Langzeit-Gitarrist Brian "Mitts" Daniels, der seit 2001 die Klampfe bei MADBALL schwang, musste die Band 2017 aus privaten Gründen verlassen), die bombastische Bassperformance von Jorge „Hoya Roc“ Guerra und die druckvolle, wie abwechslungsreiche Fellbearbeitung von Drum-Animal Mike Justian (ex-UNERATH), mit arschtighter Freak Out, Jump and Shout Attitüde sind die Eckpfeiler auf denen MADBALLs‘ Soundarchitektur fußt. Was will man da noch großartig mehr? Das „For The Cause“ Klangbild ist erstaunlich sauber und aufgeräumt, was das differenzierte, musikalische Spektrum natürlich in jeder Nuance ansteuert, dafür aber auch ein wenig Authentizität der traditionellen Hardcore/Street Punk Schiene einbüßen lässt. Mir gefällt’s so aber besser, dann kratzt und knarzt auch nichts Störendes beim laut Hören.
Der fetzig-punkige Rundumschlag „For The Cause“, der frisch und frei von der Leber weg performt, direkt aus den rebellischen Revolting Youth Zeiten der 80er/90er entspringen könnte, ist zu jeder Sekunde spritzig, eingängig und ausgeklügelt. Die Songs kommen, wie von MADBALL nicht anders zu erwarten ausgereift und erwachsen rüber. Die Hardcore Kings wissen eben ganz genau, wie man fette Rhythmen verarbeitet, diese perfekt in seine Songs integriert und sie soundtechnisch in punkig-thrashiger Ausrichtung garniert.
Das New Yorker Trio beschwört hierdurch eine ganz besondere Art des Crew- und Zusammengehörigkeitsgefühls hervor, schreit sich (in den Refrains schon mal im Chor) die Wut auf gesellschaftliche Missstände vom Leib und feiert dadurch seine authentische Fuck-you-I’m-right Attitüde. Die, durchaus partytauglichen Songs sprühen förmlich vor Energie und verbreiten richtig viel Spaß, weil sie solch eine innere Lockerheit nach außen tragen. Dieses hart zu erwerbende Privileg obliegt nur recht wenigen Bands auf diesem Erdball. Und MADBALL ballern ihre bockstark umgesetzten Ideen als Dutzendware raus. Die Jungs haben eben echt einen feinen Riecher für Songs mit Hitpotential. Mit Gastperformances von Sick Jacken beim Street Punk Monster „Rev Up“, Rapper, Schauspieler und BODY Count Frontmann ICE „Motherfucking“ T auf „Evil Ways”, der den Song durch sein unverkennbar energisches Gangsta-Thrash-Organ zusätzlich aufwertet, sowie Tim Timebomb & Steve Whale beim neunten Track „The Fog“ hat man auch einige Freunde und Größen des Musikbusiness für sich gewinnen können.
„For The Cause“ ist ein Arschtritt für die grimmige, verbissene, unmoralische und vor allen Dingen verdammt langweilig gewordene Gesellschaft. Für mich sind der zehnte Track „Es Tu Vida“ (mit seinen schweren Gitarren, der verlässlichen Street Credibility, wie auch der nahezu unersättlichen Intensität), sowie die darauffolgende Hardcore Punk Halbballade „For You” (ein Song, der auch live sicherlich gut funzen dürfte) die wahren Perlen des Albums. Schade, dass MADBALL nicht ein Nebenprojekt mit Spanischen Texten gegründet haben, auch wenn man sich des Öfteren schon dieser audiogenen Sprache bemächtigt hat. Denn so klingen sie sogar noch geiler! MADBALL kicken also auch nach 30 Jahren noch gewaltig Arsch und scheinen nach wie vor unersättlich zu sein. Wahres Leben wurde „For The Cause“ von Produzent Tim „Timebomb” Armstrong (RANCID) eingehaucht. Soundtechniker Tue Madsen (ILLDISPOSED, MESHUGGAH, MOONSPELL) handelte den finalen Mix und das Mastering in seinen Antfarm Studios in Arhus/Dänemark.
In der normalen Version beinhaltet „For The Cause” insgesamt zwölf Tracks, die auf CD und LP mit dem Bonustrack „Confessions“ auf 13 Tracks aufgepimpt werden.
Meine Wertung: 90/100
MADBALL in der aktuellen Besetzung:
Freddy Cricien – Vocals
Jorge „Hoya Roc“ Guerra – Bass
Mike Justian – Drums
Tracklist:
01. Smile Now Pay Later (03:31)
02. Rev Up (feat. Sick Jacken (PSYCHO REALM)) (02:20)
03. Freight Train (02:36)
04. Tempest (02:25)
05. Old Fashioned (02:10)
06. Evil Ways (feat. Ice-T) (01:46)
07. Lone Wolf (02:37)
08. Damaged Goods (02:19)
09. The Fog (feat. Tim „Timebomb” Armstrong (RANCID) & Steve Whale) (03:10)
10. Es Tu Vida (02:27)
11. For You (03:18)
12. For The Cause (04:04)
Bonustrack (nur CD & LP):
13. Confessions
TT: 32:43 Minuten
Anspieltipps: Es Tu Vida; For You; Freight Train; Old Fashioned; Evil Ways (feat. Ice-T); The Fog (feat. Tim Timebomb & Steve Whale); For The Cause; Confessions
Die aktuellen MADBALL Tourdates könnt ihr hier anchecken: Klick!
„Old Fashioned“:
Rev Up:
The Fog: