LORNA SHORE - Immortal
Dass auf dem Deathcore Sektor noch längst nicht alles abgegrast wurde, beweist das 2010 gegründete Extrem Metal Fourpiece LORNA SHORE aus New Jersey. Mit einem Major Deal bei Century Media in der Tasche, frischem Wind im Gebläse, abwechslungsreich gestalteter Architektur, catchy Refrains und melodischen Untertönen, haben die unsterblichen Reiter der Apokalypse zehn Tracks voller cineastischer, monströser Soundlandschaften kreiert, die gerne mal zum Gigantismus neigen. So durchlebt der Hörer auf der dritten LORNA SHORE Schlachtplatte "Immortal" sämtliche Höhen und Tiefen einer deftig drückenden Produktion, mit leicht psychopathisch-divergentem Touch und ausgedehnten, atmosphärischen, dennoch stets aggressiven Deathcore/Technical Death Metal Passagen. Der aggressive Brüll-, Kreisch- und Grunzgesang legt sich hierbei perfekt um die jeweiligen rhythmischen, oftmals mit Keyboardsoundlayers und many, many Breakdowns untermalten musikalischen Landschaften. Das derbe Vomit Deathcore Gegrunze von CJ McCreery (zuvor SIGNS OF THE SWARM), der von Juni 2018 bis Ende 2019 bei LORNA SHORE die Mikromembranen malträtierte, aber indes schon wieder Geschichte ist, klingt derart fett, dass es geradezu eine Schande ist, dass er sich offensichtlich durch diverse Übergriffe auf Frauen selbst ins Aus katapultiert hat. Es gab dahingehend anscheinend mehrere Vorwürfe, aufgrund derer CJ seinen Hut nehmen musste und achtkantig aus der Band flog. Ihn zu ersetzen wird sicherlich kein leichtes Unterfangen.
LORNA SHORE und ihr Plattenlabel Century Media hatten lange hin und her überlegt, ob man das bereits fertige "Immortal" in unveränderter Weise herausbringen solle oder die neue Situation nach einer Alternative verlange. Der Veröffentlichungstermin wurde einige Male nach hinten verschoben, doch letztlich hat man sich dazu entschieden, die Musik für sich sprechen zu lassen und das Album doch unverändert herauszubringen. Was da auch immer vorgefallen sein mag, soll die Freude über diesen gelungenen musikalischen Leckerbissen nicht trüben. McCreery, für den man bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Ersatz gefunden hat, bringt auf "Immortal" zwar keine Pigsqueals zum Einsatz, dafür sind die extremen Laute, die er ins Mikro grunzt näher am Schwein dran, als so manches Schwein höchstselbst. Klingt barbarisch und ist es auch. Dabei wechseln sich symphonische, chorale und orchestrale Passagen mit Blastbeatsequenzen, sowie extremem Deathcore Growling, Grunting und Shrieking ab, was ein majestätisch-apokalyptisches Feeling hervorruft. Mit dem atmosphärischen Riffing, einer enormen Extrem Metal Vocal Range, vielen Breaks, frickelnden aber nicht unpassenden Lead Gitarren, sowie einer kontrastierenden Keyboarduntermalung bauen die US-Boys ebenfalls eine komplexe musikalische Dichte auf. LORNA SHORE sind ähnlich wie ihre Landsmänner von WHITECHAPEL stets offen für experimentelle Fragen, agieren dabei alles andere als engstirnig und führen sämtliche Komponenten zu einer funktionierenden Symbiose aus einem kontrastreichen und abwechslungsreichen Neo-Deathcore-Geballer zusammen.
In teils epischen Ausmaßen wird hier einfach alles geboten, was der Death-, Deathcore- oder Slam-begeisterte Fan in sich aufsaugen möchte. Bereits die bezeichnende cineastische, chorale Einleitung zum Titelsong "Immortal", mit seinem extrem düsteren, monströsen und grobschlächtigen Deathcore Growling, dem nicht minder aggressiven, hellen Death Gekreisch bietet diese endfetten Breaksdowns, bockstarke Leads und ein bombastisches Drumming. Finster und bedrohlich geht es auch im zweiten Track "Death Portrait" zur Sache. Hier kommen neben CJ's derbem Pig Grunting extreme Timebending Sequenzen zum Einsatz. Auch hier gelten die allgegenwärtigen Synths als legitimes und durchaus brauchbar eingesetztes Hilfsmittel.
Die Songs sind überwiegend wuchtig, gleichermaßen aber auch melodiös gehalten. Auch die Stilwechsel innerhalb der Songs sind definitiv cool gesetzt und machen einen Gutteil der Kurzweil aus, die LORNA SHORE 3.0 innewohnt. Die US Neo-Deathcore Abrissbirne stolpert von einem Extrem ins andere, ohne dabei jemals ihren ureigenen Stil zu verraten. Beim Übersong "Misery System" werden auch mal vermehrt elektronisch veränderte Passagen zum Einsatz gebracht und vor allen Dingen die Timebending Sequenzen auf die Spitze getrieben, was ich äußerst passend und gelungen finde. Auch "King Ov Deception" ist so ein Song, der einfach alles zu bieten hat. Man ziehe sich nur mal die fette Vocal Range, der mit Slimeeffekt verzerrten, Schweinelauten ähnlichen Grunz- und Kotz-Vocals, aggressivem Gebrüll und fiesem Gekreisch unterlegten Blastings rein.
Die Aufnahmen, der Mix und das Mastering, des 46:06 Minuten auf die Waage bringenden Schwergewichts "Immortal", wurden von Teilen der Band, sowie Produzent Josh Schroeder (BATTLECROSS, KING 810, FOR TODAY) in den Random Awesome Studios in Midland, Michigan durchgeführt. Hierbei hat man auch hin und wieder CJ's extremen Gesang durch Vocaldoubeling angereichert und fetter gemacht. Das ansprechende Cover Artwork zu "Immortal" hat der, aus Ohio stammende Caelan Stokkermans kreiert.
(Janko)
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LACK OF LIES - Wertung: 86/100
LORNA SHORE in der "Immortal" Besetzung:
CJ McCreery – Vocals
Adam De Micco – Guitar
Andrew O’Connor – Guitars
Austin Archey – Drums
Tracklist:
01. Immortal (6:53)
02. Death Portrait (5:09)
03. This Is Hell (5:22)
04. Hollow Sentence (3:51)
05. Warpath Of Disease (4:02)
06. Misery System (3:54)
07. Obsession (3:42)
08. King Ov Deception (3:54)
09. Darkest Spawn (4:34)
10. Relentless Torment (4:24)
TT: 46:06 Minuten
Anspieltipps: Misery System; King Ov Deception; Immortal; Death Portrait
Death Portrait:
Immortal:
King Ov Deception: