Die Schweden LIK (zu Deutsch: Leiche) gehören für mich, neben ihren Landsleuten BLOODBATH, den Deutschen ENDSEEKER, sowie den Finnen FESTERDAY zur absoluten Speerspitze der momentan agierenden Buzzsaw-Szene. Der straighte, erzürnte Gitarrenanschlag, die schranzig gebrüllten Aggro-Vocals in mittlerer Stimmfarbe, die räudig und massiv prattelnde Bassaxt, sowie das brachial auf die Felle gedonnerte Drumgebolze, sind indes zum Markenzeichen der Stockholmer Death Brigade geworden. Seit 2014 frönen LIK nun schon dem traditionellen, eher schnörkellosen Boss HM-2-geschwängerten Todesmörtel der alten Stockholmer Schule und haben mit "Misanthropic Breed" ihren dritten Hassklumpen am Start. Derbe, melodisch, dynamisch und zugänglich ist das neue 39:31-minütige Kreissägeblatt geworden.
- Es heißt Misanthropic Breed, weil dieser Titel die heutige Welt und die Generationen beschreibt, die daraus hervorgehen -
Die Abkömmlinge des Schattenreichs stimmen bereits mit dem Eröffnungstrack "The Weird" deftig ein, in den Gesang von Blut und Tod. Assig-verruchte, fett produzierte und wenig kompromissbereit erscheinende Klangwelten stoßen immer wieder auf zugängliche, groovige Strukturen.
Ab und an ergreifen starke, mit melodischen Leads angereicherte Bridges das Zepter. Ansonsten fischt das endfette Gehämmer eher in faulig-verwesten und grobschlächtigen Gewässern. Es gilt aber auch langsamere Stücke, wie das intensiv groovige Headbang-Monster "Funeral Anthem", das schwerfällige, sinistre "Female Fatal to the Flesh" oder auch das groovebeladene Midtempo jump-or-die Highlight "Morbid Fascination" zu vernehmen, das laut eigener Aussage eine richtig coole Mischung aus Metallica, Entombed und Dismember darstellt. Ein gutes Stellungsspiel und Mischungsverhältnis also zwischen den brachialen, schnellen Songs und den etwas loweren, flowtigen Nummern, in denen der wuchtige Tieftöner von Neuzugang Joakim "Myre" Antman, das gesamte Mobiliar durch Wohnzimmer hüpfen lässt. Damit sorgen LIK innerhalb der elf neuen Tracks immer wieder für die nötige Kurzweil. Myre, der sich auch für Aufnahmen und Schnitt der Musikvideos zuständig zeigte, stieß im Übrigen 2019 zur Band, entlastete Gitarrist Niklas "Nille" Sandin (KATATONIA) am Bass, zockte bereits auf der 2019er 3-Track EP "Sthlm Death Metal" und ließ LIK somit zu einem Schwedenstahl Quartett avancieren.
Die stimmige und ausgewogene Songauswahl bewegt sich also ganz geschmeidig zwischen Blastattacken und ruhigeren groovigen Passagen. Textlich stoßen LIK dabei in weitgefasste, misanthropische, bis apokalyptische Themenbereiche aus Gewalt, Horror, Folter, Vergewaltigung, Mord, Tod und Krieg vor und obschon Tomas Åkviks Gesangsperformance recht unbeweglich erscheinen mag, schmiegt sie sich passend und perfekt an die musikalische Architektur des misanthropischen Menschenschlags.
Aufgenommen wurden die Songs wegen der Corona-Restriktionen im März und April 2020 im eigenen Proberaum in Stockholm, sowie in Uppsala. Produziert wurde das Material in den Obey Studios, vom alten und neuen DARKANE-Sänger Lawrence Mackrory, der bereits mit Szenegrößen wie MESHUGGAH, DECAPITATED, FIRESPAWN, LIK und WITCHERY zusammenarbeitete. Leider bleiben die Songs dieses Mal nicht ganz so nachhaltig im Gedächtnis haften. Den enorm starken und lebendigen Vorgänger "Carnage" konnte man mit dem aktuellen Roadburner "Misanthropic Breed" zwar weder vom Niveau noch der spielersichen Klasse her schlagen, dennoch wissen die Stockholmer Leichenfledderer, ganz genau wie man gute Songs schreibt, die jedoch alles andere als massenkompatibel rüberkommen. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente aus dem Effeff und zocken Death Metal as it's meant to be! Wer also auf morbiden, straighten und kompromisslosen Old School Death Metal skandinavischer Couleur steht, kann bei LIK getrost blind zugreifen. Ich für meinen Teil würde im Moment jedoch wieder einen leichten Vorteil bei den deutschen Boss HM-2 Göttern ENDSEEKER sehen.
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LACK OF LIES - Wertung: 88/100
LIK in der "Misanthropic Breed" Besetzung:
Tomas Åkvik - Vocals, Guitars
Niklas "Nille" Sandin - Guitars
Joakim "Myre" Antman - Bass
Chris Barkensjö - Drums
Tracklist:
01. The Weird (02:34)
02. Decay (03:11)
03. Funeral Anthem (03:28)
04. Corrosive Survival (03:40)
05. Female Fatal to the Flesh (04:36)
06. Misanthropic Breed (01:21) (Instrumental)
07. Flesh Frenzy (02:30)
08. Morbid Fascination (05:23)
09. Wolves (03:41)
10. Faces of Death (03:33)
11. Becoming (05:34)
TT: 39:31 Minuten
Anspieltipps: Morbid Fascination; Funeral Anthem; Female Fatal to the Flesh; Decay
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Das meint LACK OF LIES zum Vorgänger "Carnage"!
Decay:
Funeral Anthem:
Morbid Fascination: