LENG TCH'E - Razorgrind
LENG TCH'E (Lingchi = schleichender Tod oder auch langsames Schneiden) bezeichnet im Chinesischen eine alte und äußerst morbide Foltermethode bei der der Tod durch das langsame und nacheinander durchgeführte Ab- oder Auftrennen diverser Körperteile herbeigeführt wurde. In einer Variante des Leng Tch’e schnitt man dem Gefangenen zuerst die Brust ab, anschließend wurden Hände abgetrennt oder die Oberarme bis auf den Knochen abgeschabt, danach zielte man auf die Beine ab. Letztendlich gipfelte diese Art der Folter in der Enthauptung des Opfers. Andere Berichte deuten aber auch auf Zerstückelungen in bis zu 500 Teile hin oder man fügte dem Probanden so viele Schnitte zu, bis er daran starb. Diese gesetzlich praktizierte Methode des Zu-Tode-Folterns wurde in China noch bis 1905 als Todesstrafe vollzogen.
LENG TCH'E, das Grindcore Beast aus Belgien, das sich diese barbarische Foltermethode aufs Banner schrieb, schlug erstmals im Jahre 2001 in die Death und Grindcore Kerbe. Im Laufe der Jahre kristallisierte sich der Begriff „Razorgrind“ für ihre brachiale Gangart heraus. Diese austarierte Genrebezeichnung hielt nun naheliegenderweise auch als Namensgeber der sechsten Dampfwalze der belgischen Death Grind Bratze her. 14 neue Tracks voller Hass und Gewalt gilt es auf dem neuen Fangeisen zu vernehmen, welches den Nachfolger des 2010er „Hypomanic“ Outputs markiert. Sieben Jahre danach schnickt das Chaoscore Quartett, bei dem kein einziges Gründungsmitglied mehr mitmischt, mit „Razorgrind“ den Splint einer echt fies ballernden Splittergranate aus den Fingern. Das Brutalo Kreissägeblatt bietet äußerst abwechslungsreichen, aber durchstrukturierten Destroyercore mit fett bratende Gitarren, kurzen prägnant angerissenen Chops und einer teuflisch präzisen Schlagzeugarbeit. Sogar vor einer kurz einsetzenden Mischung aus klar gesungenen Stoner Rock Passagen mit eingängigen Hooklines, Thrash-, Doom- und vor allem immens vielen Razorgrind Elementen schreckt man keinesfalls zurück. Schlagwerker Olivier Coppens ballert dabei eine ordentliche Portion Machinegun-Blasts im Dauerfeuer auf die Drumfelle, kehrt aber immer wieder in fett groovende Gefilde zurück.
Wild, ungestüm und sinister gehen die, aus Ghent in Ost Flandern stammenden Brutalo Metaller zu Werke, lassen dabei aber eine gehörige Portion Totengräberflow in ihren Extrem Metal Boliden einfließen und werden dadurch biestig, garstig aber gleichzeitig auch verdammt groovy. Kräftiges, kehliges Death Growling, schneidendes Grunt Screaming und ab und an einsetzender Klargesang bildet die gesangliche Grundlage des „Razorgrind“ Combat Metal. Wie ein verfluchter Drecksköter kreischt sich Fronter Sergeï Kraven dabei die Stimmbänder aus der Verankerung. Seine anfuckenden Vocals sind deftig, aber keinesfalls übertrieben wütend interpretiert. Die grundsätzlich mehrstimmig vorgetragenen Gesangsperformances, die zum Teil parallel eingespielt wurden, ergötzen sich an ausgeklügelten Diversitäten, die das Schädelrund vor Reizüberflutung beinahe zu Implosion führen. Elektronisch bis spacig veränderte Gitarren gehören aber ebenso zu der Fressecheck Mucke, wie die zumeist recht kurzen Lauflängen der einzelnen Tracks. LENG TCH’Es „Fuck You“ Metal, wiederholt sich gerne in diversen Loops, wird aber daraus immer wieder stimmig, straight und kompakt herausgelöst. Ich kann dabei nicht oft genug auf die nach vorne treibende Dynamik und die coolen Ideen verweisen, mit denen LENG TCH’E ihren enorm schlagkräftigen Combat Metal ausgestattet haben. „Razorgrind“ ist ein starkes Brachialwerk mit enormer Durchschlagskraft geworden, das in 36:32 Minuten seine ganz eigene, kaum vorhersehbare Dynamik entwickelt. Dass die Chaostheorie auch in der Praxis funktioniert, hat das belgische Höllenkommando hiermit eindeutig unter Beweis gestellt! Thumbs up!!!
Meine Wertung: 88/100
LENG TCH'E in der aktuellen Besetzung:
Sergeï Kraven – Vocals
Jan Hallaert – Guitars
Nicolas Malfeyt – Guitars, Bass
Olivier Coppens – Drums
Tracklist:
01. Gundog Allegiance (1:26)
02. Indomitable (1:29)
03. Cibus (1:29)
04. Spore (2:20)
05. AnarChristic (1:08)
06. Stentor Of Doom (1:56)
07. Redundant (2:47)
08. Commitment Fail (2:19)
09. The Red Pill (3:03)
10. Species. Path. Extinction. (2:52)
11. Guinea Swine (3:24)
12. Cirrhosis (2:35)
13. I Am The Vulture (2:57)
14. Magellanic Shrine (6:36)
TT: 36:32 Minuten
Anspieltipps: Guinea Swine, Gundog Allegiance, Cibus, Stentor Of Doom, The Red Pill, Spore, Species. Path. Extinction., Cirrhosis, Magellanic Shrine
Gundog Allegiance:
Cirrhosis:
Stentor of Doom: