KRISIUN - Scourge Of The Enthroned
Seit 1990 stehen die drei Brüder Alex, Max und Moyses (wobei Alex Carmago den Nachnamen seines Vaters nutzt und Max, sowie Moyses Kolesne, den ihrer Mutter) für wilden, unverblümten und ungestümen Death Metal in technischer Perfektion. Auch in Punkto Speed ist das, aus Ijuí, Rio Grande do Sul stammende, bereits vor Jahren nach Saõ Paulo übergesiedelte Bruder-Trio nahezu unschlagbar. Mit der Erfahrung von annähernd drei Dekaden auf dem Buckel, macht der brasilianischen Death Metal Triade so schnell keiner mehr was vor. KRISIUN, was dem Mondkrater Mare Crisium (lat. „Meer der Krisen“) entlehnt ist, verkörpern puren, unverfälschten und wütenden Weirdo Death Metal aus wilder Raserei, durchdringendem Riffing, pfeilschnellen Gitarrenläufen und nach vorne peitschenden, tödlich präzisen Drumgewittern in sportlicher Bleifuß-Manier.
Das elfte Stück Todesblei hört auf den Namen „Scourge Of The Enthroned“, beinhaltet acht Tracks und rotiert ganze 38:07 Minuten. Moyses’ pfeilschnelle Killer-Gitarrenriffs, seine schweren, tiefergelegten Gitarrensounds, Max‘ vielseitiges, pumpendes Blast-Drumming und Alex’ mächtig angepisst klingende, authentische Death Vokills runden das Album, samt seiner amtlich wummernden Bassaxt, zur ultrafeinen Sache ab. Natürlich hält auch die Moderne Einzug in den KRISIUN Sound anno 2018 und so erwartet das potentielle Auditorium hin und wieder melodisches, eingängiges oder auch experimentelles, was eine sensationelle Dramaturgie aufkommen lässt. Ansonsten gibt’s, wie bei KRISIUN üblich, megamäßig was aufs Fressbrett. Durchgetretene Drumpedale, völlig überspannte Gitarrensaiten und blutig geraspelte Stimmbänder. Es ist und bleibt also eine gesunde Weiterentwicklung, bei der der geneigte Fan nichts wird missen müssen. Auf „Scourge Of The Enthroned“ wurden bockstarke Ideen, sowie sprunghafte, wahnwitzige, aber passende Themenwechsel umgesetzt, die den extremen Bereichen des Death Metal neue Nuancen hinzuzufügen im Stande sind. KRISIUN erfinden sich und ihre verstörenden Klangwelten eben immer wieder neu. Auch die Songauswahl hat es KRISIUN-like in sich, ist prägnant, deftig und brutal. „Demonic III“ besitzt beispielsweise eine enorme Durchschlagskraft, ist recht experimentierfreudig geraten und entwickelt sich zu einem kompromisslosen Headbangmonster. Auch „Electricide“ ist so ein Wahnsinns Death Metal Brett geworden. „Scourge Of The Enthroned“ kennt auf der ganzen Linie keine Freunde. Die kleinste Anbiederung an den Mainstream? Mitnichten!
Die endfette Aggroperformance aus wahnwitzigen Gitarrenläufe, ungeschönt angepisstem Growling und einer beherzten Poly-, sowie Crossrhythmik lassen einem keine Zeit zum Durchatmen und setzen eine Fülle an Emotionen frei. Die Bleifuß-Mentalität ist eine apokalyptische Offenbarung. Die wuchtigen, fetten Blasts schieben intensiv, explosiv und virtuos nach vorne. Eine technische Meisterleistung. Der Latschen wird dabei nur äußerst selten vom Gaspedal gelupft, aber auch der Groovefaktor kommt keinesfalls zu kurz und wird nicht einfach unter den Schlagzeug-Teppich gekehrt. Die Highspeed-Knüppelorgie „Scourge Of The Enthroned” ist ein wahrer Hirnknacker und verhält sich wie ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss in meinem Schädelrund. Das hektische Liedgut mag dem ungeübten Hörer durchaus verworren vorkommen, doch auch Album Nummer 11 verbindet stets Struktur mit einer intensiv gelebten Leidenschaft zu einem Doublebass-Inferno, das pure Energie entfesselt und eben jene Wildheit verkörpert, für die KRISIUN seit Jahr und Tag einstehen. That‘s the pure fucking Florida Death Metal style at is best!!!
Aufgenommen wurde “Scourge Of The Enthroned” nicht wie zuletzt mit Erik Rutan in den Mana Recording Studios zu Florida, sondern dieses Mal wieder im Stage One Studio im beschaulichen Bühne (bei Borgentreich) gemeinsam mit Sounddesigner und Langzeitproduzent Andy Classen, der für die Band ja auch alles andere, als ein Unbekannter ist. Am musikalischen Hassbatzen „Scourge Of The Enthroned“ wurde nicht allzu sehr herumgedoktert. KRISIUN mögen es gerne roh, hart und direkt. Soundtechnisch ist das neueste Werk natürlich Bombe. Da führt bei Classens‘ Produktionen allerdings auch kein Weg dran vorbei. Dafür ist der Mix aber sehr erdig, kernig und lebendig geworden. Both thumbs up!
https://www.facebook.com/pages/Krisiun/127910603216
Meine Wertung: 90/100
KRISIUN in der aktuellen Besetzung:
Alex Camargo – Vocals, Bass
Moyses Kolesne – Guitars
Max Kolesne – Drums
Tracklist:
01. Scourge of the Enthroned (05:54)
02. Demonic III (05:01)
03. Devouring Faith (04:19)
04. Slay the Prophet (04:50)
05. A Thousand Graves (04:11)
06. Electricide (04:04)
07. Abysmal Misery (Foretold Destiny) (03:57)
08. Whirlwind of Immortality (05:51)
TT: 38:07 Minuten
Anspieltipps: Electricide; Devouring Faith; Demonic III; A Thousand Graves
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Devouring Faith: