KONVENT

INTERVIEW ZU "PURITAN MASOCHISM" VOM 16.01.2020 MIT SCHLAGZEUGERIN JULIE SIMONSEN

 

- vom Experimentieren mit schweren Riffs, der Klassifizierung als Primitive Death Doom und einer wirklich beschissenen Gitarre als Pauschalangebot -

 

Die All-Girl Death/Doom Shootingstars KONVENT aus Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen haben mit "Puritan Masochism" ein wahrlich atemberaubendes Debüt hingelegt. Ein ultraschweres, düsteres Lowtempo-Meisterwerk, das mich von der Startrille weg, bis zum letzten Akkord vollkommen fasziniert und geflasht hat. Für mich bereits das Album-Highlight des Jahres 2020 schlechthin. Mit dem grobschlächtigen, abyssisch-gutturalen Growling von Rikke Emilie List, dem gigantisch wummernden Tieftöner von Heidi Withington Brink (die hier beide ebenfalls kurz zu Wort kommen), den herzzerreißenden, tiefergelegten Gitarren von Sara Helena Nørregaard, sowie den pumpenden, basslastigen Drumworks, die Julie Simonsen voller Leidenschaft auf ihre Felle drischt, haben die vier Mädels einen urgewaltigen Erstschlag am Start, der unverkennbar aus den subterranen Tiefen der Kopenhagener Unterwelt stammt. Wenn das mal kein zwingender Grund ist, mich auf virtuellem Wege ins Kloster zu begeben und in die Gepflogenheiten des Nonnenzirkels KONVENT einzutauchen… 

Streetdate: 24.01.2020 / Napalm Records
Streetdate: 24.01.2020 / Napalm Records

LACK OF LIES (LOL): Hey Mädels! Zuerst einmal möchte ich euch noch ein frohes neues Jahr wünschen!!! Lasst mich euch in Gedanken drücken und ein dickes Dankeschön für dieses wundervolle und außergewöhnliche Album "Puritan Masochism" aussprechen. Ihr habt gemeinsam mit eurem Produzenten Lasse (Ballade) einen Wahnsinns Job gemacht!

 

Könnt ihr für diejenigen unter uns, die mit KONVENT nicht so vertraut sind bitte einen kleinen Überblick darüber geben, wie die Dinge ins Rollen geraten sind?

 

Julie Simonsen: Wir kennen uns alle aus der Metal-Szene von Kopenhagen. Die Metal-Szene hier ist nicht sonderlich groß, daher kennen sich die meisten Leute von Konzerten und anderen Events. Einige von uns haben tatsächlich das erste Mal ein Instrument gespielt, als wir festgestellt haben, dass wir eine Band gründen und ein Teil dieser Welt sein wollten. Und als wir letztlich alle zusammengefunden haben, fühlte es sich verdammt gut an und wir haben bald darauf begonnen, mit schweren Riffs zu experimentieren.


LOL: Was kannst du mir über die Entstehung eures Debütalbums sagen? Ich habe gehört, es hat euch von den ersten Schritten bis zur Fertigstellung des Albums zwei Jahre gekostet. Wie würdest du diesen Zeitraum in einer kurzen Übersicht zusammenfassen?

 

Julie: Tatsächlich war das am Anfang ein sehr langatmiger Prozess, denn als wir damit anfangen wollten Riffs zu schreiben, mussten wir für kommende Shows proben und kamen so wieder raus aus dem Musik-Schreib-Flow. Als dann weniger Shows anstanden, konnten wir uns besser darauf einlassen Musik für das Album zu schreiben. Wir hatten eine ziemlich strikte Deadline, was dazu geführt hat, dass  wir den letzten Song für das Album am letzten Tag vor den Aufnahmen geschrieben haben. Aber der Druck hat irgendwie zu unserem kreativen Denken beigetragen und wir waren zufrieden mit dem, was wir aus Studio mitgenommen haben.

 

LOL: In meinem Rreview beschrieb ich euren Sound als "ultraschweren Low-Tempo-Metal mit abyssisch-gutturalen Growling, extrem tiefergestimmten Gitarren, verzerrtem Bass und diesem einmaligen, herzergreifenden Flow" ... "Der brutal tiefergelegte, wabernde Sound stammt unverkennbar aus den subterranen Tiefen der Kopenhagener Unterwelt"..."Ein Album mit tiefschwarzer Seele, Höllenfeueratmosphäre in Erdkernnähe und dem ultimativ bösen Death/Doom Flair einer schwarzen Messe mit Aleister Crowley und der Manson-Family!" Wie würdest du jemandem euren Sound beschreiben, der noch nie von KONVENT gehört hat?

 

Julie: Als wir das erste Mal zusammenkamen, haben wir uns auf kein Genre festlegen wollen und wir fragen uns tatsächlich noch immer, welches Genre uns am besten beschreibt. Ich denke, wir haben uns gerade dazu entschlossen, es Primitive Death Doom zu nennen, wegen der langsamen Rhythmen und des Riffings in Kombination mit Rikkes "Deathy"-Vocals. Aber ich muss sagen, du beschreibst unseren Sound besser, als wir es selbst könnten, hahah. Also vielen Dank!

KONVENT v.l.n.r.: Julie Simonsen (d.), Rikke Emilie List (v.), Heidi Withington Brink (b.), Sara Helena Nørregaard (g.)
KONVENT v.l.n.r.: Julie Simonsen (d.), Rikke Emilie List (v.), Heidi Withington Brink (b.), Sara Helena Nørregaard (g.)

LOL: Mit eurem ersten Longplayer habt ihr die Messlatte für andere und auch für euch selbst extrem hoch gelegt. Die Reaktionen, die ich bisher von der Presse und euren Fans gelesen habe, sind überwältigend. Ihr müsst total geflasht sein. Hattet ihr erwartet, dass das Album so gut bei den Leuten ankommt und wie werdet ihr versuchen, ein solch perfekt inszeniertes Album mit einem Follow-up nochmals zu toppen?

 

Julie: Wir hätten nie gedacht, dass das Album bei den Leuten, die es bislang gehört haben, dermaßen gut ankommen würde. Wir sind absolut überwältigt von der Unterstützung durch Interviewer, Rezensionen und Fans. Wir sind definitiv nicht die talentiertesten Musiker, aber mit der Zeit werden wir immer besser an unseren Instrumenten und beim Songwriting. Hoffentlich werden die Leute unser zweites Album genauso lieben wie unser Debüt.

 

LOL: Was habt ihr eigentlich vor KONVENT gemacht? Beim Anhören eures ersten (!!!) Longplayers kommt es mir so vor, als ob da absolut erfahrene Profis mit langjähriger Berufserfahrung am Werk sind. Jedes Riff zündet, jeder Beat passt. Der Gesang, das Timing, die Dynamik, das ultratiefe, verrottende Flair. Alles ist am richtigen Ort und perfekt arrangiert...Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich euren extrem tiefen, verzerrten Sound höre!!! :-)

 

Julie: Da ich die Jüngste in der Gruppe bin, habe ich mich vor Konvent in der Schule gelangweilt. Als ich jünger war, zog ich in die Stadt (Kopenhagen) und besuchte eine Art linksorientierte Hippie-Musikhochschule, wo ich wütende Punkmusik spielen sollte und mehr in die Punk/Metal-Szene hier in Kopenhagen involviert wurde. Nach meinem Abschluss habe ich bei H & M und sogar im Zoo gearbeitet, wo ich Eis verkauft habe (nicht sehr Metal-haft, hahah). Zurzeit arbeite ich in einem Lagerhaus für ein Online-Bekleidungsgeschäft.

 

Heidi: Ich war Studentin, bevor ich die Band ins Leben rief und hatte nebenbei ein paar Teilzeitjobs. Außerdem leitete ich gemeinsam mit einem Freund meine eigene Booking-Agentur, bei der wir Shows und Touren für zwölf dänische Metal-Bands buchten. Aber ich hatte eigentlich noch nie zuvor mit jemandem zusammen Musik gemacht, bevor wir die Band an den Start brachten.

 

LOL: Welche waren eure ersten Instrumente, von wem habt ihr sie bekommen, wie alt wart ihr damals und welchen Musikern habt ihr zu der Zeit am meisten nachgeeifert?

 

Julie: Ich habe mit dem Schlagzeugspielen angefangen, als ich ungefähr 12-13 Jahre alt war. Ich habe mein erstes Schlagzeug von meinen Eltern bekommen und danach angefangen Unterricht zu nehmen. Mein Vater fixte mich mit Kiss an, als ich noch sehr klein war (ungefähr 6-7 Jahre) und ich dachte, Eric Singer ist so cool mit dem Make-up und allem. Er war auch der eigentliche Grund, der mich zum Schlagzeugspielen animiert und inspiriert hat. Ein paar Jahre später, nachdem ich angefangen hatte Schlagzeug zu spielen, nahm ich auch Gitarrenunterricht. Ich spiele immer noch Gitarre, aber Schlagzeug war schon immer meine oberste Priorität.

 

Rikke: Ich habe seit meiner Jugend Gitarrenunterricht genommen, war aber mit dem Proben nie konsequent genug.

 

Heidi: Ich denke, mein erstes echtes Instrument war eine wirklich beschissene Gitarre, die ich mir als Pauschalangebot im Jahr 2015 gekauft habe. Ich erinnere mich, dass ich sie mit nach Hause genommen habe und verdammt stolz darauf war, jetzt Gitarrenbesitzerin zu sein! Als wir mit der Band anfingen, habe ich ziemlich schnell zum Bass gewechselt, denn Sara war eine weitaus bessere Gitarristin als ich und wir brauchten ja schließlich auch eine Bassistin. Aber im Endeffekt finde ich es so absolut super! Im selben Jahr veröffentlichten Mutoid Man ihr Debütalbum "Bleeder" und ich war total hin und weg von deren Bass! Vor allem auf dem letzten Song des Albums der ebenfalls "Bleeder" heißt. Das gab mir letztlich die Inspiration, meine eigenen Bassriffs zu schreiben!

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LOL: Was bedeutet euer Bandname KONVENT und der Albumtitel "Puritan Masochism" für euch persönlich oder was soll er in euren Augen ausdrücken? Hat KONVENT eine tiefere Bedeutung für euch oder ist es nur ein cool klingender Bandname? "Puritan Masochism", handelt, so wie ich es verstanden habe, in gewisser Weise von Unterdrückung, davon sich nicht einfach mit allem abzufinden, stark zu sein und einen individuellen Ausweg aus einem Elend zu finden oder bin ich auf dem falschen Weg?

 

Julie: Der Song handelt davon, wie wir Menschen dazu neigen, uns in Situationen zu bringen, in denen wir uns nicht wohlfühlen. Wir hoffen, dass sich die Leute mit diesem Song identifizieren können und ihre Gewohnheiten hinterfragen.

 

Konvent entspringt unserer Faszination für Nonnen und Kloster. Wir mögen einfach die Mystik, die diese Art von Gemeinschaft umgibt und wir wollten sie mit unserer Musik absorbieren, weil wir das Gefühl hatten, dass sich das gegenseitig gut ergänzt.

 

LOL: Was ging euch durch den Kopf, als Napalm Death euch einen Vertrag anbot. Habt ihr das Label im Voraus kontaktiert oder sind die auf euch zugekommen?

 

Julie: Wir sind in Kopenhagen auf einem „net-working“-Festival mit dem Titel „When Copenhell Freezes Over“ aufgetreten. Auf diesem Event waren eine Menge Leute aus dem Musik-Business und als wir von der Bühne kamen, kam unser Booker Thorsten auf uns zu und meinte, er wolle uns einen Booking- und Label-Vertrag anbieten.

Wir waren so aufgeregt, weil wir natürlich wussten, dass Napalm Records ein Big Deal für uns sein würde. Es war also eine ziemlich surreale Erfahrung und wir könnten gar nicht glücklicher sein!

 

LOL: Ihr meintet, euer größter Traum wurde wahr, als ihr sowohl beim Copenhell, als auch beim Roskilde-Festival aufgetreten seid. Erzähl mir von diesen Begebenheiten und wie es für euch war, selbst als Band daran teilzunehmen.

 

Julie: Das war so richtig unwirklich für uns, im selben Jahr sowohl Copenhell als auch Roskilde zu spielen. Wir waren vor beiden Shows so nervös und unruhig. Wir sollten wirklich früh, so gegen 14.00 Uhr auftreten, also dachten wir, dass nicht so viele Leute kommen würden, aber als wir kurz vor der Show durch die Vorhänge auf der Bühne schauten, war vorne dran alles voll mit feiernden Leuten.

Das waren auf jeden Fall zwei Shows, die wir nie vergessen werden.

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LOL: Neben einer kleinen Tour im Januar / Februar in Dänemark, Deutschland, Schweden und Norwegen seid ihr für das schwedische Gefle Metal Fest, das IN FLAMMEN OPEN AIR 2020 in Torgau und das HRH Vikings - Chapter III in Sheffield, UK, gebucht. Was erwartet ihr von diesen Konzerten und was dürfen eure Fans von euch erwarten?

 

Julie: Wir wissen eigentlich gar nicht genau, was uns erwarten wird, da wir noch nie auf einem Festival außerhalb Dänemarks aufgetreten sind. Wir hoffen nur, dass viele Leute kommen, die uns sehen wollen und dass sie eine tolle Zeit bei unseren Shows haben!

 

LOL: In welchen Ländern, beziehungsweise auf welchen Festivals etc. außer Copenhell und Roskilde Festival würdet ihr gerne live spielen?

 

Julie: Nun, in letzter Zeit haben wir viel über das 70000 Tons of Metal gesprochen. Wie cool wäre es, auf einer verdammten Kreuzfahrt zu spielen? Hahah. Aber wir hoffen, bald in Ländern zu spielen, in denen wir noch nie zuvor waren und natürlich auf all den coolen Festivals, die auf der ganzen Welt stattfinden, wie Brutal Assault, Sweden Rock, Hellfest, Eindhoven Metal Meeting usw. usw.

 

LOL: Was kannst du mir über euren Status in anderen Ländern wie den USA, Kanada, Südamerika, Japan oder China sagen? Hat es bislang irgendwelche Rückmeldungen von dort gegeben? Mit "Puritan Masochism" könnte eine Tour außerhalb Europas in greifbare Nähe rücken...zumindest hoffe ich das für euch...ihr hättet es wirklich verdient!!!

 

Julie: Bisher haben wir viel Aufmerksamkeit aus Nordamerika und Osteuropa erhalten. Aber es zeigt sich allmählich auch Interesse aus allen möglichen anderen Ländern und das ist wirklich der Hammer! Wir haben noch nirgendwo anders gelebt als in Dänemark, aber wir würden auf jeden Fall gerne einmal außerhalb Europas touren. Wir wissen es jedes Mal zu schätzen, wenn wir einen neuen Ort besuchen. So oder so sind wir glücklich.

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LOL: Nicht nur wegen eures neuesten Outputs "Puritan Masochism" wird KONVENT immer mehr Arbeit für euch bedeuten. Kann das irgendwann zu einem Problem für euch werden?

 

Julie: Es wird mehr Arbeit bedeuten, aber wir versuchen unser Bestes, um es mit unserer Arbeit und unseren Studien in Einklang zu bringen. Wir hoffen, dass wir eines Tages von Konvent leben können, aber so wie es momentan ist, müssen wir versuchen alles irgendwie unter einen Hut kriegen.

 

LOL: Heute werdet ihr euer zweites Video "Ropes Pt. II" veröffentlichen. Erzähl mir über das Making-of und was dir ansonsten noch zu diesem Ereignis einfällt.

 

Julie: Heidi hatte eine Freundin, die Nicky De Silva kannte, einen Modefotografen, der noch nie ein Musikvideo für eine Metalband gemacht hat. Wir hatten ein angeregtes Gespräch mit ihm und haben unsere Ideen diskutiert. Dann haben wir ihm den Song geschickt und er hat dieses erstaunliche und wunderschöne Video dazu gedreht. Wir sind absolut begeistert und könnten kaum zufriedener mit dem Ergebnis sein!

 

LOL: Die letzten Worte dieses Interviews sollen eure sein...

 

Julie: Wir können nicht genügend zum Ausdruck bringen, wie glücklich und überwältigt wir über die Unterstützung und das positive Feedback sind, das wir erhalten. Als wir angefangen haben, waren wir uns nicht einmal sicher, ob wir überhaupt Musik schreiben können, die die Leute tatsächlich hören würden.

Wir sind für immer dankbar. 

 

LOL: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute, dass all eure Träume in Erfüllung gehen mögen und vor allem eine gut besuchte, starke Tour mit vielen tollen Erfahrungen, auf die ihr noch eine lange Zeit zehren könnt!

  

Julie: Hey Janko! Vielen Dank für all die freundlichen Worte. Es hat wirklich ein Lächeln auf meinem Gesicht gezaubert! Wir freuen uns sehr, dass dir das Album gefällt und wollten uns die Zeit nehmen, dieses Interview zu führen. Wir alle bei Konvent wünschen dir ein frohes neues Jahr!

 

(Janko)

 

https://www.facebook.com/konventband/

 

KONVENT in der "Puritan Masochism" Besetzung:

Rikke Emilie List - Vocals

Sara Helena Nørregaard - Guitar

Heidi Withington Brink - Bass

Julie Simonsen - Drums

 

Tracklist:

01. Puritan Masochism (04:41)

02. The Eye (03:25)

03. Trust (05:17) 

04. World of Gone (05:57)

05. Bridge (06:30)

06. Waste (04:59)

07. Idle Hands (05:22)

08. Ropes Pt. I (04:36)

09. Ropes Pt. II (07:21)

 

TT: 48:08 Minute

 

Anspieltipps: Das komplette Album 

 

Puritan Masochism:

 

Trust:

 

Ropes Pt. II:







 

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