KEN mode - Loved
Die Kanadier KEN mode (Akronym für Kill Everyone Now mode) gründeten sich bereits kurz vor dem Millennium. Umso merkwürdiger, dass ich noch nie etwas von diesen äußerst interessanten Vertretern des substanziell durchgeföhnten Revolting Noise Punk, Sludge Metal, Post-Hardcore Extremisten aus Winnipeg, Manitoba gehört habe. Das neun Tracks umfassende "Loved" ist immerhin bereits Album Nummer sieben des kanadischen Krachkommandos, das sich trotz Themen von weltpolitischer Bedeutung selbst nicht so ganz ernst nimmt und seine Musik als "Nordische Kampflust auf höfliche Art" beschreibt...just to please the smile!
KEN modes' schräger, innovativer Industrial Noise'n'Hardcore Punk ist fetzig und geht voll auf die Zwölf. Die Drumspuren wurden minimal übersteuert aufgenommen, was dem Sound zusätzlich rohe Härte und Durchsetzungsvermögen verleiht. Vor allem die harten Anschläge der kleinen Trommel kommen hierbei fett zur Geltung.
Auch die deftig rausgefeuerten und abwechlungsreich gestalteten stimmgewaltigen Exzesse wurden oftmals verzerrt. Von den übelst cool gezockten, leicht versludgeten Gitarren ganz zu schweigen. KEN mode setzen auf deutliche Kontraste zwischen Harmonien und Disharmonien. Da werden schon mal völlig verquere Jazz- und Saxophonsequenzen in die rabiat aggressiven Soundteppiche verwebt. Bandleader Jesse Matthewson kreischt sich die Stimmbänder aus der Verankerung und erinnert mich in Auszügen an Tompa bei THE GREAT DECEIVER. Wobei das Material das sich KEN mode aus den Rippen schnitzen schon noch ein gutes Stück wilder, anarchistischer, disharmonischer und vor allen Dingen wesentlich deutlicher auf Punk und künstlerische Freiheit ausgerichtet ist, als das der schwedischen Thrasher um Tomas "Tompa" Lindberg.
Die manische Noise Punk Mischung ergibt von Anfang an Sinn, geht schwer vorwärts und ist mit Hingabe und Leidenschaft gezockt. Das Trio kommt einem dabei (im positiven Sinne) fast schon überambitioniert vor. In 35:28 Minuten wird dermaßen auf die Kacke gehauen, verflucht schräge, übelst verzerrte Riffs als Dutzendware präsentiert und immer wieder mit solchen Überraschungsmomenten geprahlt, mit denen das nassgeschwitzte Auditorium in der Form nicht unbedingt rechnen konnte. Wie gesagt, das Ganze ist dabei stets stimmig, wenn auch echt brachial und hardcore-punkig schräg abgedreht. Der helle Sound springt einem förmlich ins Gesicht. Die neurotischen Wiederholungen ganzer Textfragmenten tut dabei ihr übriges. Das gesamte Konzept wird stets very noisy serviert! Man höre nur mal den völlig verqueren jazz-touched Fucker "The Illusion Of Dignity", das darauffolgende, richtig geil assig verruchte Aggromonster Feathers & Lips oder das Saxophon unterstützte, extrem kontrastreiche "This Is A Love Test" mit seinem lowen, gesprochenen Zwischenpart und den umso deftigeren Hauptparts. Auch der psychotische Rausschmeißer "No Gentle Art" ist verdammt bissig und ballert noch den letzten Mann von der Brücke. 'Cause Kill Everyone Now is the agenda...
https://www.facebook.com/kenmode/
Meine Wertung: 86/100
KEN mode in der aktuellen Besetzung:
Jesse Matthewson – Vocals, Guitar, Percussion, Piano
Skot Hamilton – Bass, Backing Vocals, Percussion
Shane Matthewson – Drums
Kathryn Kerr – Saxophone
Guest-musicians:
Drew Johnston – Bass on ‘Fractures In Adults’
Adam Dyson – Additional Backing Vocals
Tracklist:
01. Doesn't Feel Pain Like He Should (02:51)
02. The Illusion Of Dignity (04:43)
03. Feathers & Lips (02:31)
04. Learning To Be Too Cold (03:08)
05. Not Soulmates (02:47)
06. Very Small Men (02:32)
07. This Is A Love Test (04:38)
08. Fractures In Adults (03:49)
09. No Gentle Art (08:29)
TT: 35:28 Minuten
Anspieltipps: Feathers & Lips; This Is A Love Test; No Gentle Art; The Illusion Of Dignity; Fractures In Adults
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Doesn't Feel Pain Like He Should:
Feathers & Lips: