KATATONIA – The Fall Of Hearts
(Peaceville Records)
KATATONIA stehen nicht erst seit kurzem für einfühlsame, epische, träumerische, melancholische, depressive bis psychedelische Progressive Rock Nummern. Die 1991 gegründete Band aber allein auf das Genre Progressive Rock zu limitieren, wäre der musikalischen Ausrichtung und dem erweiterten Horizont dieser Ausnahmemusiker keinesfalls angemessen. Obschon der Düster Rock Anteil auf Studioalbum Nummer 10, welches man mit „The Fall Of Hearts” betitelte, etwas in den Hintergrund getreten ist, haben die Schweden alle Elemente, die KATATONIAs musikalisches Spektrum heutzutage ausmachen, zu einer wirkungsvollen Symbiose vereint. Anno 2016 ist man noch professioneller und versierter geworden, weniger melancholisch, dafür hoffnungsvoller und facettenreicher. „The Fall Of Hearts“ kann durchaus Härte erzeugen, sucht aber immer wieder Ruhepole, als eine Art rettendes Ufer und lädt dabei zum Verweilen, Wegdriften und Träumen ein. Mit herzzerreißenden, expandierenden Melodien, teils ungewöhnlichen Leads und Jonas Renkses filigranem, zerbrechlichem, gleichwohl beherztem Klargesang, schafft man traumhafte musikalische Landschaften, die ihresgleichen suchen. Heraus kam ein elegantes, emotional komplexes, überwiegend langsames, gleichwohl dynamisches und atmosphärisches „depressive Prog Rock“ Album mit bedrückenden, schwermütigen und melancholisch stimmenden Texten, die von Vergänglichkeit, Bedeutungslosigkeit, Trauer, Schmerz, Leid, Tod, und Verlust zeugen. An diesem Aspekt hat sich also nicht allzu viel geändert. Das Album wirkt wie ein lebender Organismus, versprüht Atmosphäre und birgt etliche feine, nicht greifbare Nuancen in sich. Nach dem euphorisch gefeierten, halbakustischen „Dethroned & Uncrowned“, sowie dem sagenhaften Unplugged & Reworked Kirchenkonzert „Sanctitude“ in der Londoner Union Chapel, war „The Fall Of Hearts“ der logische nächste Schritt und KATATONIAs natürliche Weiterentwicklung gegenüber dem Vorgängeralbum „Dead End Kings“. Wie eine bewusstseinserweiternde Droge überschwemmen die entschleunigenden Songs, die fast schon hypnotische Züge annehmen, letztlich jegliche Synapsen. Man schließe die Augen, genieße und lasse sich von den einfühlsamen Soundlandschaften in den „outer space“ treiben. Bei dieser perfekten Produktion stimmt einfach alles: glasklarer Sound, tolle Effekte, spitzenmäßig umgesetzte Ideen, punktgenaue Einsätze, Dynamik im physikalischen Sinne (treibende Sounds), wie auch im musikalischen Sinne (ideale Tonstärken), ebenso wie die ausgewogene Songauswahl und deren Interpretation. Die zwölf neuen Tracks des Digipaks, welche sich über eine wirklich stattliche Zeitspanne von 1:07:53 erstrecken, sind voller erhabener Harmonien. Der natürliche Entwicklungsprozess, der sich aufgrund der Komplexität innerhalb der Tracks kaum beim ersten Durchgang zu voller Blüte entfalten dürfte, ist auf seine ganz eigentümliche Art multikausal, ja fast schon einzigartig. Der Fokus liegt dabei allerdings auch nicht so sehr auf eingängigen Hooklines oder allgemeiner Massenkompatibilität, sondern eher auf der Verkörperung der Leichtigkeit des Seins. Parallelen zu OPETH (hier speziell die „Ghost Reveries“), DEAD SOUL TRIBE und sogar TOOL tun sich auf und lassen sich keineswegs von der Hand weisen. Das Ganze klingt so, als hätte man dem Schwedenfünfer eine Frischzellenkur verpasst. Locker flockig wird hier eine starke Nummer nach der anderen rausgehauen. Einzelne Tracks hervorzuheben wäre aufgrund des durchgehend hohen Niveaus müßig. Das Album wirkt, ähnlich eines Konzepts, eher in seiner allumfassenden Gesamtheit. Unterstützung erfährt der musikalische Aufbau durch verschiedene Effekte, dezente Keyboardeinsätze, welche sich häufig im Pianospiel äußern, wechselnde Perkussionsinstrumente, wie z.B. Bongos, Rasseln etc. Auch die immer wieder einsetzenden Sirenen im neunten Track „Shifts“ sind göttlich gewählt. Ansonsten sind die Keyboardeffekte zumeist fest mit dem übrigen Soundgewand verwoben. Die Songs bergen indes mehr Hoffnung in sich als je zuvor und wirken tiefenentspannend. Die adäquate Härte wird in dem Maße eingesetzt, wie sie erforderlich ist. Aber keine Angst, es ist nicht so, dass man auf richtig harte, schwere Gitarrenwände, bärenstarkes Drumming auf höchstem Niveau oder kraftvolle Gesangspassagen verzichtet hätte, nur sind diese Features eben mit Bedacht platziert. Die beiden Gründungsmitglieder Jonas „Lord Seth“ Renkse und Anders „Blakkheim“ Nyström hatten sich gerade in der jüngeren Bandgeschichte wieder einmal mit ein paar Besetzungswechseln auseinanderzusetzen. So ersetzte Bassist Niklas „Nille“ Sandin bereits im Jahre 2009 Mattias Norrman, der aus familiären Gründen ausstieg. Im Jahre 2015 stießen dann Schlagwerker Daniel Moilanen, der den Platz für den, fünfzehn Jahre am Schlagzeug agierenden Daniel Liljekvist einnahm und Gitarrist Roger Öjersson, der ebenfalls bei TIAMAT die Saiten zupft, hinzu. Die Allrounder, die zusätzlich noch bei Bands wie BLOODBATH, WISDOM OF CROWDS, HEAVYDEATH, AORIA, CHAOSYS und LIK aktiv sind, sprechen trotz meiner Vergleiche mit den weiter oben genannten Bands eine ganz eigene, einfühlsame Sprache und wirken nicht zuletzt deshalb absolut eigenständig. Aufgenommen hat man das neue Material in Stockholm’s Studio Gröndahl & Tri-lamb Studio. Produziert wurde das Teil von Anders Nyström und Jonas Renkse höchst selbst. Das Abmischen und das Mastering übernahm Jens Borgen in den Fascination Street Studios. Das zwar Trauer ausstrahlende, dennoch exquisite, sehr ansprechende Cover, das die Stimmung und Gefühlswelt des Albums wiederspiegeln soll, wurde erneut von KATATONIAs langjährigem Artworker Travis Smith geschaffen. „The Fall Of Hearts“ bietet inhaltsschwangere Musik, die man am besten über audiophile Kopfhörer und eventuell in der DVD-V Version genießen sollte. Oder noch besser live, denn die Stockholmer Jungs werden im September und Oktober eine ausführliche Europatour veranstalten. Obschon es sich bei „The Fall Of Hearts“ keinesfalls um massentaugliche, weichgespülte und angepasste Radio Musik handelt, wird dieses zerbrechliche, gleichwohl bärenstarke Kleinod den endgültigen Durchbruch für KATATONIA bedeuten. Mit diesem vollkommenen und ausgereiften Album ist ihnen der ganz große Wurf gelungen!
Neben dem Digipak sind folgende weitere Formate erhältlich:
The Fall of Hearts (2 x 10 inch vinyl + CD + DVD)
The special deluxe edition of Katatonia's tenth studio album The Fall Of Hearts, which once again sees the band expanding its boundaries.
The Fall of Hearts features new drummer Daniel 'Mojjo' Moilanen and recently recruited guitarist Roger Ojersson.
The dramatic artwork was created by long-time design collaborator Travis Smith.
The deluxe edition is presented in a 12" hardbook book and features:
- 30 plus page artwork book, with alternative album artwork
- The Fall Of Hearts 14 Track CD (with 2 bonus tracks)
- DVD-V edition including hi-res stereo and 5.1 audio (DTS 96/24 5.1 & 96/24 Stereo LPCM) mixed by Bruce Soord
- Special Double 10" vinyl edition of The Fall Of Hearts
- An mp3 download code for the album plus 3 bonus tracks
The Fall of Hearts (silver double vinyl)
Double LP edition of Katatonia's tenth studio album The Fall Of Hearts, which once again sees the band expanding its boundaries.
The Fall of Hearts features new drummer Daniel 'Mojjo' Moilanen and recently recruited guitarist Roger Ojersson.
The dramatic artwork was created by long-time design collaborator Travis Smith.
Heavyweight silver vinyl in gatefold cover. Includes the bonus track Sistere and an mp3 download code for the album tracks.
The Fall of Hearts (cd-dvd)
Deluxe cd/dvd-v edition of Katatonia's tenth studio album The Fall Of Hearts, which once again sees the band expanding its boundaries.
The Fall of Hearts features new drummer Daniel 'Mojjo' Moilanen and recently recruited guitarist Roger Ojersson.
The dramatic artwork was created by long-time design collaborator Travis Smith.
The media book package includes a 24 page colour booklet. The bonus dvd-v includes hi-res stereo and 5.1 audio (DTS 96/24 5.1 & 96/24 Stereo LPCM) mixed by Bruce Soord, while the cd includes the bonus track Vakaren.
The Fall of Hearts (Digital Download)
The Fall of Hearts with 12 original album Tracks as download with a total
playing time of 67:32 minutes.
Meine Wertung: 92/100
Hier geht's zum KATATONIA Interview!