Interview zu "Dunkle Millennia" vom 23.03.2021 mit Sänger, Gitarrist und Bassist Stríð

 

- von den vier Apokalyptischen Reitern, einfachen, klassischen Songstrukturen und zweistimmigen Gitarren -

 

Die Thüringer Schwarzmetaller KANKAR haben nach ihrer 2018er Debüt EP "Elemental Fury" und ganze fünf Jahre nach ihrer Bandgründung im Jahre 2016 mit "Dunkle Millennia" ihr erstes Komplettwerk am Start. Hatten sich Sänger, Gitarrist und Bassist Stríð (Krieg), sowie Fellpeiniger Plágan (Pest) zu Beginn ihrer verheißungsvollen Karriere noch darauf verständigt, ihren dynamisch-atmosphärischen Black Metal mit englischem Versgut zu versehen, hat man sich zwischenzeitlich dazu entschlossen, ausschließlich auf die Verwendung der deutschen Sprache zu setzen, was den ostdeutschen Misanthropen äußerst gut zu Gesicht steht. Mit ihrer musikalischen Hingabe, der Liebe zum Black Metal, wie auch zum klassischen Rock und Heavy Metal, haben KANKAR ein charismatisches Kleinod aus traditionsbewussten Strukturen, treibenden Rhythmen und einer herbstlich kalten, nebelverhangenen Aura geschaffen. "Dunkle Millennia" zieht sein Auditorium mit erdigen und vielschichtigen Strukturen in den Bann. Natürlich ist das Interesse groß, etwas Spannendes über das Thüringer Black Metal Duo in Erfahrung zu bringen. Lest in den folgenden Zeilen, was mir Sänger, Gitarrist und Bassist Stríð über KANKAR und das kürzlich erschienene "Dunkle Millennia" zu berichten hatte...


KANKAR - Dunkle Millennia
Streetdate: 19.03.2021 / Eisenwald

LACK OF LIES (LOL): Über euch lässt sich ja nun nicht wirklich viel in Erfahrung bringen. Alles um KANKAR herum ist mehr oder minder geheimnisvoll oder zumindest wenig informativ gehalten. Ich gehe mal stark davon aus, dass das so auch beabsichtigt ist, aber klärt uns doch mal ein wenig auf (soweit ihr das eben wollt), wer hinter der Band steckt. Habt ihr zuvor in anderen Bands gezockt und wenn ja in welchen?

 

Stríð: Wir haben beide vorher in anderen Bands gespielt. Das ist aber eher grottig gelaufen und da gab es auch nichts, was veröffentlicht wurde. Keine CDs, kein Album...rein gar nichts. Das wurde alles bereits abgebrochen, bevor da irgendetwas hätte passieren können, weil das einfach nicht rund gelaufen ist.

 

LOL: Eure Namen Stríð und Plágan entstammen dem Isländischen und bedeuten Krieg und Pest. Wieso isländisch und wieso diese „Namen“? Habt ihr einen Bezug zu Island oder liegt es viel mehr an dem Land und seiner kalten und rauen Natur, die ja perfekt zum Black Metal passen?

 

Stríð: Erstmal ist isländisch eine wunderschöne Sprache und zweitens nimmt das Bezug auf die Apokalyptischen Reiter. Wir hatten uns überlegt, falls wir mal mehr Bandmitglieder haben sollten, dass diese dann die restlichen Reiter einnehmen. Entsprechend auf Isländisch, sodass zu Pest und Krieg noch Hunger und Tod kämen (das müsste dann Hungur und Dauði sein / Anm. d. Verf.). Das war zumindest der Plan.

 

LOL: Ihr seid also momentan ein Duo. Soll oder muss das bei KANKAR so sein?

 

Stríð: Ja, wir sind ein Duo. Das muss so sein und ist auch so beabsichtigt, zumindest was das Songwriting anbetrifft. Das wird auch immer so bleiben und beruht zum großen Teil auf negativer Erfahrung in vorherigen Bands, die mehrere Mitglieder hatten. Viele Köche verderben den Brei. Also haben wir uns darauf verständigt zu zweit zu agieren. Live werden wir wahrscheinlich noch aufstocken und Livemusiker dazu nehmen. Einfach nur, damit ich 100% Fokus auf Gesang geben kann. Wenn’s denn irgendwann mal wieder dazu kommt, dass Live Konzerte stattfinden können.

KANKAR - Dunkle Millennia
Photo: Carolin van Valkenstijn

LOL: Was könnt ihr mir hinsichtlich des neuen Albums "Dunkle Millennia" und eurer Herangehensweise an selbiges sagen? Hat euch die Corona-Pandemie in irgendeiner Weise beeinträchtigt oder würdet ihr sagen, es war ein ganz normaler Ausarbeitungs-, Aufnahme- und Nachbearbeitungsprozess?

 

Stríð: Wir hatten das Konzept mit den menschlichen Ursünden ausgearbeitet, die in jedem verankert sind. Alles, was wir auf dem Album abgehandelt haben, Hochmut, Wollust, Neid, Gier...diese ganzen Thematiken halt. Anschließend sind wir in den Proberaum gegangen und haben gejammt. Bei der darauffolgenden Probe haben wir die Riffs verwertet, die einem von uns oder im besten Fall uns beiden im Kopf geblieben sind. Also Ohrwurm-Riffs. Dann haben wir den Text thematisch dazu abgeglichen. Wo wir gedacht haben, hmm, das passt musikalisch zu dem Thema, haben wir wieder und wieder am Text gefeilt. Corona hat darauf keinen Einfluss gehabt. Das Album war zu der Zeit eigentlich bereits fertig geschrieben und im Kasten, bevor das alles losging. Wir haben zwar während Corona aufgenommen - im Mai waren wir im Studio - das hat sich ein bisschen schwieriger gestaltet, aber groß beeinflusst hat’s das Album nicht.

 

LOL: Markus Stocks Klangschmiede Studio E in Mellrichstadt ist eigentlich eine logische Wahl, die euch natürlich auch einen wesentlich besseren und saubereren Sound bietet, aber erzählt doch mal aus eurer Sicht, wie es zu dieser Wahl kam...

 

Stríð: Die Empfehlung für Markus Stock kam aus dem privaten Umfeld. Durch Mundpropaganda und durch Kontakte, die wir geknüpft haben. Das war für uns die beste Wahl, die wir haben treffen können.

 

LOL: Ihr bedient euch nicht zuletzt beim Riffing eher aus dem Old School Metal Bereich und haltet dabei häufig an bewährten, klassischen Strukturen des Rock und des Heavy Metal fest. Das spiegelt wohl euren breitgefächerten Musikgeschmack im Metal-Genre wider!?!

 

Stríð: Diese einfachen Songstrukturen, die zum Teil bereits kritisiert wurden, waren natürlich beabsichtigt. Wir wollten, dass es kurz bleibt, damit wir thematisch alles auf das Album draufpacken können. Wir wollten aber trotzdem, dass es hängen bleibt und einen Wiedererkennungswert besitzt. Dadurch sind die Songs so kurz. Ich bin eben einfach ein Freund dieser klassischen Strukturen und bin mit den alten Bands des Heavy Metal groß geworden.  

KANKAR - Dunkle Millennia
Stríð (Photo: Carolin van Valkenstijn)

LOL: Ich persönlich merke eurem dynamischen Thüringer Schwarzmetall eine gewisse Heimat- und vor allen Dingen Naturverbundenheit an. Liege ich da richtig oder doch gänzlich daneben?

 

Stríð: Sicherlich sind wir stolz auf unser Bundesland, in dem wir nun mal leben. Klar sind Heimatverbundenheit und Naturverbundenheit Aspekte, aber die sind nicht das Wichtige hinter KANKAR.

 

LOL: Ihr habt auf eurem ersten musikalischen Lebenszeichen, dem 2018er 6-Track Mini-Album "Elemental Fury" noch durchgängig die englische Sprache genutzt. Nun seid ihr komplett zur deutschen Sprache gewechselt. Wie kam dieser Wandel und was versprecht ihr euch von diesem Umstand? Ich persönlich bin ja ohnehin der Meinung, dass sich die relativ harte deutsche Sprache für Black Metal Texte geradezu anbietet.

 

Stríð: Was Metaphorik angeht und Bezugsebenen zu gewissen Themen oder um irgendwas Philosophisches dahinter zu bringen, fällt es mir leichter, wenn ich die Lyrics zuerst in Englisch schreibe. "Zerfall des Lichts" war der erste Track vom Album, der von vorne bis hinten fertig war. Er hieß ursprünglich "Deacy Of Light". Wir haben den englischen Text genommen und ihn auf Deutsch umgeschrieben. Wir haben den Song dann noch mal auf Deutsch geprobt und uns dazu entschlossen, dass wir das jetzt auf Deutsch machen. Das bringt die Aggressionen und die Härte deutlicher raus, weil die Konsonanten schärfer sind. Man kann dabei auch die Beats vom Schlagzeug besser betonen, weil’s einfach mehr Silben gibt. Deutsch ist jetzt unsere Wahl. Auch weiterhin.

 

LOL: Worin seht ihr selbst die hauptsächlichen Weiterentwicklungen gegenüber eurem Vorgängeralbum?

 

Stríð: Die Weiterentwicklungen zum Vorgängeralbum sind auf jeder Ebene geschehen. Das hat zum einen mit Erfahrung zu tun, zum anderen mit der Energie die wir dahinter gepackt haben. Wir haben uns weit mehr Gedanken darüber gemacht, hatten viel mehr Ziele, größere Ziele, die wir jetzt auch erreicht haben. Zum Glück. Und ich denke mal, das hat sich alles in ein positives Endergebnis gewandelt.

KANKAR - Dunkle Millennia
Plágan (Photo: Carolin van Valkenstijn)

LOL: Die Illustrationen von Northem Art sind wirklich (ausdrucks-)stark! Ich schätze mal, sie finden sich in eurem Artwork wieder? Wie seid ihr an den Künstler gekommen oder ist er gar in euren eigenen Reihen zu finden?

 

Stríð: Das liegt daran, dass wir mal einen Auftritt zusammen mit HERBSTNEBEL hatten. HERBSTNEBEL hatten uns gefragt, ob wir bei einer Privatveranstaltung mitspielen wollen. Auf dieser Privatveranstaltung in Hildburghausen, haben wir Northem Arts kennengelernt. Er hatte einen Teil seiner Kunstausstellung dorthin mitgebracht und ne Visitenkarte hinterlassen. Die habe ich mir eingesteckt. Und als es darum ging, einen Illustrator zu finden, holte ich die Visitenkarte aus dem Schrank. Ich rief ihn an, weil ich seine Arbeit mochte. Wir werden wahrscheinlich weiterhin mit ihm arbeiten, weil er in meinen Augen einfach ein Meister auf seinem Gebiet ist.

 

LOL: Das Label Eisenwald steht unter anderem für Black Metal, ist genauso wie ihr in Thüringen beheimatet, also die logische Wahl? Wie kam es zu diesem Labelvertrag und wie fühlt ihr euch bei Eisenwald aufgehoben?

 

Stríð: Eisenwald war immer unser Wunschlabel. Einmal wegen der regionalen Nähe und den Kontakten dort hin. Wir sind recht froh darüber, dass wir es geschafft haben, dort zu landen.

 

LOL: Was wird die Welt in Zukunft von KANKAR zu erwarten haben?

 

Stríð: Es wird auf jeden Fall weitergehen. Wir werden uns neue Gedanken machen. Wir werden uns ans nächste Album setzen. Wir sind schon dabei. Höchstwahrscheinlich wird’s dann Live-Musiker geben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir, um uns zu steigern, die neuen Songs mit zweistimmigen Gitarren schreiben werden, die unterschiedliche Harmonien spielen. Dadurch soll auch eine Steigerung zu "Dunkle Millennia" vorhanden sein. Und vor allen Dingen, dass es je nach Konzept, das wir ausarbeiten natürlich auch wieder musikalisch zusammenpasst.

 

LOL: Die letzten Worte dieses Interviews sollen euch gehören...

 

Stríð: So, dann bedanke ich mich für die Fragen und für das Interesse. Ich wünsche euch und auch dir eine schöne Zeit und Gesundheit. Danke, Gruß, KANKAR!

 

(Janko)

 

https://www.facebook.com/kankarofficial

 

KANKAR in der "Dunkle Millennia" Besetzung:

Stríð - Vocal & all guitars

Plágan - Drums, Percussion

 

Tracklist:

01. Gier (3:46)

02. Krater in Sarx (3:35)

03. Zerfall des Lichts (7:42)

04. Vergeltung (3:46)

05. Thüringer Schwarzmetall (4:13)

06. Der Schütze (3:07)

07. N.E.I.D. (3:10)

08. Festmahl für die Krähen (3:47)

09. Pilgerreise (4:35)

10. Die Sonne über Ikarus (2:52)

11. Dunkle Millennia (3:53)

 

Dunkle Millennia (Official Album Stream):


TT: 44:48 Minuten

 

Anspieltipps: Pilgerreise; Gier; Dunkle Millennia; Thüringer Schwarzmetall

 

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