Erscheinungstermin: 08.02.2016 / Heyne Hardcore
Erscheinungstermin: 08.02.2016 / Heyne Hardcore

JOE R. LANSDALE - Das Dickicht

(Heyne Hardcore)

 

- eine mörderische Jagd in den Ausklängen des wilden Westens -

 

Die beiden jugendlichen Geschwister Jack und Lula Parker haben ihre Eltern in den ersten Zuckungen des 20. Jahrhunderts an die Pocken verloren. Ihr Grandpa Caleb Parker bringt die beiden Waisen mit der Kutsche zu ihrer Tante Tessle nach Kansas, wo sie von nun an leben sollen. Er hat die Urkunden für sein Grundstück und das ihrer Eltern einem Anwalt übergeben. Dieser soll die Grundstücke zu gegebener Zeit verkaufen und den Erlös abzüglich seiner Provision den Kindern zukommen lassen, die die entsprechenden Besitzunterlagen einstecken haben. Auf der Fahrt nach Kansas muss das Gespann einen Fluss überqueren, doch die hölzerne Brücke ist abgebrannt. Es stehen nur noch ein paar verkohlte Balken und eine Fähre ist gerade auf der anderen Seite des Flusses. Als sie selbige einige Zeit später besteigen, kommt auch ein großer Mann namens Cut Throat Bill auf einem Fuchs mit an Bord. Während Bill Stress mit Grandpa Parker anfängt, wartet der Fährmann geduldig auf zwei weitere Männer namens Fatty Worth und Nigger Pete, die gerade Richtung Fähre geritten kommen. Die beiden Reiter und Cut Throat Bill scheinen sich zu kennen. Es entbrennt nun endgültig ein Streit zwischen dem großen Mann und Grandpa, den der alte Parker mit dem Leben bezahlt. Als nun plötzlich auch noch ein Wirbelsturm aufkommt, der die Fähre letztlich zum Kentern bringt, trennen sich Jack und Lulas Wege.

 

Jack erfährt von einem Mann und einer Frau, die die Fähre auf der anderen Seite nehmen wollten, dass Lula von den drei Männern zu Pferde mitgenommen wurde. Der Mann und die Frau nehmen Jack mit in die Stadt Sylvester, wo gerade die hiesige Bank ausgeraubt wurde. Hier trifft Jack zufällig auf den riesigen Farbigen Eustace Cox und seine Wildsau Keiler. Jack und Eustace, der bereits früher seinen Lebensunterhalt als Kopfgeldjäger verdiente, kommen ins Gespräch. Jack berichtet von den Vorkommnissen auf der Fähre, von den Männern, die seinen Grandpa ermordet und seine Schwester Lula mitgenommen haben. Jack will Lula aus den Fängen der Ganoven befreien und stellt Eustace die beiden Grundstücke als Bezahlung in Aussicht,wenn dieser ihm hilft. Aber Eustace der Riese ist nur mit von der Partie, wenn auch sein Kumpel Shorty der Zwerg dabei ist. Und das ist er, der alte Halunke. Und so beginnt eine mörderische Jagd durch den Ausklang des skrupellosen wilden Westens. Shorty ist ein guter Erzähler und lässt bei Lagerfeuer oder anderen Gelegenheiten keine Situation ungenutzt von Indianergeschichten, Kopfgeldjagden oder seinen sonstigen fragwürdigen Heldentaten zu berichten.

© Marijan Murat
© Marijan Murat

Es ist eine teils empathische, teils überspitzt humorige, aber bisweilen auch recht raue und schroffe Sprache, die der 1951 in Gladewater, Texas geborene Krimi-, Horror-, History- und Science-Fiction Autor Joe R. Lansdale in seinem Roman „Das Dickicht“ verwendet. Die Brutalität ist in eine fast schon schlitzorige, allerdings nicht sonderlich authentische Sprache verpackt, die zumeist aus der Sicht von Jack geschrieben ist. Das Storyboard wäre jedoch sicherlich ein gefundenes Fressen für jemanden wie Quentin Tarantino. Mit dem kleinwüchsigen Shorty und dem riesigen Eustace an seiner Seite sind Gewaltexzesse nämlich an der Tagesordnung, was den, mit christlichen Werten aufgewachsenen Jack das ein oder andere Mal aus der Bahn zu werfen droht. Doch mit dem Gedanken an seine Schwester und was die gesetzesbrecherischen Sauhunde mit ihr anstellen könnten, kommt er nicht umhin seinen Begleitern zu vertrauen. Eine wirkliche Freundschaft ist das zwischen den beiden ungleichen Freunden und ihm zu Anfang nicht und Jack fürchtet, dass ihn die beiden Schlitzohren zu passender Gelegenheit abmurksen könnten.

 

Gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach den steckbrieflich gesuchten Männern. Als Jack im Hurenhaus auf das leichte Mädchen Jimmie Sue trifft, um an Informationen über Fatty Worth zu gelangen, der ebenfalls gerade in einem der Zimmer zugange ist, beschließt diese kurzerhand ihren harten, unbefriedigenden Job an den Nagel zu hängen und mit ihm zu ziehen. Sie verrät ihm bereitwillig, was er wissen will, denn Jimmie Sue scheint einen wahren Narren an Jack gefressen zu haben. Eustace, Shorty, Jack und Jimmie Sue schnappen sich daraufhin den leichtsinnigen Delinquenten Fatty, als selbiger gerade das Hurenhaus verlässt. Unter Folter wollen sie von ihm erfahren, wohin es Cut Throat Bill, seine Kumpanen und somit auch Lula verschlagen hat. Auch Sheriff Winton, dem sie Fatty gegen ein erhofftes Kopfgeld ausliefern, schließt sich der Meute an. Ein seltsamer Haufen ist das schon, der sich da zusammengefunden hat, um den Verbrechern ins sogenannte Dickicht zu folgen. Auch des Sheriffs Putzhilfe Spot stößt irgendwann zu der illustren Truppe und schließt sich ebenfalls an. Die Charakterzeichnungen sind zwar eher mittelmäßig intensiv ausgefallen, dennoch sympathisiert man im Laufe der Geschichte mehr und mehr mit den Protagonisten. "Das Dickicht" ist eine, bisweilen auf humorvolle Weise erzählte, kurzweilige Geschichte über ein paar liebenswerte Ganoven, die ein paar weniger liebenswerte Ganoven zur Strecke bringen wollen und die Ihre nackte Brutalität durch ihre legere Art ein wenig zu entschärfen weiß. Ein rasantes Showdown in blutig-bleihaltiger Luft bleibt bei dieser waghalsigen Bestrebung natürlich nicht aus. 

 

http://www.joerlansdale.com/

 

Meine Wertung: 84/100

 

Link zur Buchseite des Verlags:

https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Das-Dickicht/Joe-R-Lansdale/Heyne-Hardcore/e453822.rhd

 

Originaltitel: The Thicket

Originalverlag: Tropen

Aus dem Amerikanischen von Hannes Riffel 

ERSTMALS IM TASCHENBUCH

Taschenbuch, Broschur, 336 Seiten, 11,8 x 18,7 cm

ISBN: 978-3-453-67677-0

€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 13,90* (* empf. VK-Preis) 

Verlag: Heyne Hardcore

 

Erscheinungstermin: 8. Februar 2016

 



 

- Wir bitten von der Übersendung nicht angeforderter Rezensionsexemplare in physischer Form abzusehen, da Wir diese in der Regel nicht bearbeiten Können -