IMMORTAL - Northern Chaos Gods
Die, mittlerweile zum Duo gedownsizete Bergener Schwarzmetallhorde IMMORTAL veröffentlicht dieser Tage ihre neunte, kaltschwarz eingefärbte Kultsaga rund um das fiktive Königreich Blashyrkh. Lange, lange mussten ihre Fans nach dem letzten, 2009er Output „All Shall Fall“ auf neues Material der unsterblichen Chaos Götter des Nordens warten. Harald „Demonaz“ Nævdal und Reidar „Horgh“ Horghagen hatten den (nicht immer so ganz nachvollziehbaren) Rechtsstreit um die Rechte am Bandnamen IMMORTAL gegen Mitbegründer, Sänger und Gitarrist Olve „Abbath“ Eikemo (ABBATH) gewonnen und konnten sich nun bedenkenlos an die Ausarbeitung neuen Materials machen. Mit Kumpel und Superhirn Peter Tägtgren als Session Bassist, sowie persönlichem Haus- und Hofproduzent in der Tasche, machten sich die Norweger Ende 2016 daran, neues Material für ihr 2018er „Northern Chaos Gods“ Opus zusammenzustellen.
Die norwegische Black Metal Legende IMMORTAL, die im Jahre 1991 erstmal urkundliche Erwähnung fand, bezeichnet ihren musikalischen Stil gerne als Dark Fantasy Metal oder auch als Blashyrkh Metal (wobei Blashyrkh ein, von Sänger und Gitarrist Demonaz erdachtes nordisches Königreich der Dunkelheit und Kälte darstellt). Die Spielweise ist zornig, missmutig und herzenskalt. Die Gedanken streifen hierbei über eiskaltes, nordisches Bergmassiv, durch tiefe, verschneite Wälder und beschwören das Königreich Blashyrkh, sich gegen seine Feinde zu erheben und aufzulehnen. Fellpeiniger Reidar „Horgh“ Horghagen, der 1996 zu IMMORTAL stieß, spielte zwischenzeitlich auch bei PAIN (1999 Drums „Rebirth“) und seit 2004 auch bei HYPOCRISY. Sein infernales, stets nach vorne treibendes Sledgehammer Drumming ist genauso ein Markenzeichen der Band, wie das neurotische Riffing, die bitterkalte Atmosphäre und die sinistere Grundstimmung. Demonaz, bei dem 1997 eine Tendinitis (eine schmerzhafte Sehnenentzündung) im linken Arm diagnostiziert wurde, die er erst 2015 operieren ließ, konnte in dieser Zeit nicht für IMMORTAL Gitarre spielen. Nun geht es ihm hörbar besser und auch gesanglich hat er durchaus was auf dem Kasten.
Acht frostige, aggressive und soundtechnisch dichte Kompositionen, die man hier und da zur Entschärfung mit melodischen Strukturen unterlegt hat, paaren sich mit chaotischen Blasts in teils abartiger Geschwindigkeit, disharmonischen Gitarrenläufen, grimmigem Kreischgesang und unterkühlter Bosheit. In 42:21 Minuten geben die Nordmänner kein Stück Boden frei und ziehen straight und furios ihren musikalischen Kleinkrieg durch. Nur eben ohne Abbath, was meiner Meinung nach aber nicht so sehr ins Gewicht fällt. Die Texte und Kompositionen stammten ohnehin von Demonaz himself, der nun seine eigenen Lyrics in die Welt hinauskreischen darf. Seine Vocals sind schroff, leicht heiser, unnachgiebig, versiert und authentisch. Da kann man eigentlich nicht meckern. Dennoch muss ich anmerken, dass mir die musikalischen Strukturen und deren Arrangements auf Dauer dann doch etwas zu flach, unspektakulär und einsilbig ausgestaltet sind. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mit meiner Meinung bezüglich des neunten IMMORTAL Werks wohl ziemlich alleine dastehe, muss ich sagen, dass die Klangchimäre „Northern Chaos Gods“ bei mir wenig Interesse weckt. Das Album hat für mich kaum Aussagekraft und weder Herz noch Seele...auch keine tiefschwarze. Vielleicht werden die Nordmänner IMMORTAL auch einfach zu sehr gehypt oder meine Erwartungen an das neue Album waren deutlich zu hoch gegriffen. Jedenfalls wirkt „Norther Chaos Gods“ auf mich eher gelangweilt, lustlos und uninspiriert. Demonaz Gitarren sind durchaus schartig, schwermütig und dystopisch. Horgh ballert ordentlich drauf los und packt so einige niveauvolle Drumfiguren in sein abwechslungsreiches Schlagzeugspiel. Und auch Peters‘ Bass wirkt schön präsent, was den IMMORTAL Sound durchaus etwas fetter macht. Aber reicht das denn wirklich aus? „Northern Chaos Gods“ ist zwar wieder richtig schön brutal, puristisch, schnell, wie auch gut gezockt und birgt tatsächlich ein paar nette Ideen, wie zum Beispiel beim dritten Track „Gates To Blashyrkh“, aber in der Gesamtbetrachtung ist mir das für solch einen Hochkaräter wie IMMORTAL dann doch zu wenig.
Das Konzeptalbum „Northern Chaos Gods“ ist definitiv ein Schritt zurück zu den Wurzeln IMMORTALs. Es soll die finstere Grundhaltung, die Eiseskälte, das Herz des Winters und den Geist von Blashyrkh, dem Reich aller Dunkelheit und Kälte, zurück in IMMRORTALs‘ musikalisches Konzept transportieren. Und das tut es dann auch. Krasse Blasts, schranzig-kalte Black Metal Riffwände und psychopathische Ketzer-Vocals. Ganz die „Northern Chaos Gods” eben. Gehärtet wurde das blanke Schwarzmetall Anfang 2017 vom langjährigen Wegbegleiter und absoluten Soundguru Peter Tägtgren, in dessen Abyss Studios in dem kleinen, verschlafenen schwedischen Örtchen Pärlby (Gemeinde Ludvika), etwa 240 km nordwestlich von Stockholm. Er hatte bereits seinen Beitrag zu den früheren Veröffentlichungen „At The Heart Of Winter“, „Damned In Black“, „Sons Of Northern Darkness“ und „All Shall Fall“ geleistet. Alleine was den Sound anbetrifft, hat Peter seinen Job auch dieses mal wieder ordentlich erledigt. Dennoch muss ich zugeben, dass mich „Northern Chaos Gods“ nach den ersten beiden Durchgängen etwas ratlos zurücklässt, denn irgendwie ist die Musik für mich nicht wirklich greifbar und sie geht mir auch nicht sonderlich gut rein. Die musikalischen Strukturen und deren Arrangements sind mir in der Gesamtbetrachtung dann doch etwas zu engstirnig, verbissen und sperrig geraten. In meinen Ohren ist „Northern Chaos Gods“ nicht mehr als ein durchschnittliches Album ohne wirkliche Höhen und Tiefen geworden.
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Meine Wertung: 79/100
IMMORTAL in der aktuellen Besetzung:
Harald „Demonaz“ Nævdal – Vocals, Guitars
Reidar „Horgh“ Horghagen – Drums
Peter Tägtgren – Session Bass
Tracklist:
01. Northern Chaos Gods (04:26)
02. Into Battle Ride (03:51)
03. Gates To Blashyrkh (04:38)
04. Grim And Dark (05:27)
05. Called To Ice (05:06)
06. Where Mountains Rise (05:51)
07. Blacker Of Worlds (03:44)
08. Mighty Ravendark (09:15)
TT: 42:21 Minuten
Anspieltipps: Gates To Blashyrkh; Into Battle Ride; Called To Ice
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Northern Chaos Gods:
Mighty Ravendark: