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IGORRR - Spirituality and Distortion
"Spirituality and Distortion" (Spiritualität und Verzerrung) sind die beiden Lieblingszutaten des 36-jährigen Bandgründers und IGORRR-Masterminds Gautier Serre. Die vierte Extreme Weirdo Dubstep/Barrroque/Breakcore Polka der französischen Industrial-infected Frequency Coreler verbindet einmal mehr die unterschiedlichsten Musikstile von Death und Black Metal über Breakcore, Post- oder Neo-Dubstep, Balkan, Barrroque, Jazz, Elektro, Klassik, orientalische Klänge, Musetten und Tetris- oder Computergamesounds der 80er Jahre, zu einem musikalischen Leckerbissen der Sonderklasse. Gautier selbst bezeichnet seinen ureigenen Stil als Barrroque Core. IGORRR packen dabei den Spagat zwischen den einzelnen augenscheinlich (oder besser gesagt ohrenscheinlich) nicht zusammenpassenden Stilelementen mit Leichtigkeit und verbinden diese zu einem bunten, äußerst lebendigen Musikkonglomerat. Der Bandname stammt im Übrigen von einer kleinen Wüstenrennmaus namens Igor, die der französische Klangfrequenztüftler als Kind besaß. Als sie starb, nutzte er ihren Namen für seine ersten Tracks. Er fügte zwei weitere "r" hinzu und fertig war sein außergewöhnlicher, gleichwohl einprägsamer Monicker.
Bereits mit dem kongenialen Vorgänger Album "Savage Sinusoid" konnten Gautier und seine drei Mitstreiter ziemlich hoch bei mir punkten. Neben diversen orientalischen Einflüssen, und Metal-typisch verzerrten Gitarren, E-Bass und einem variantenreich auf die Felle projizierten Drumplay, kommen Akustikgitarren, Violinenklänge, Sitar, Synthesizer, Saxofon, Blockflöte, computertechnisch veränderte Sounds, chorale Samples, verschiedene weibliche, wie männliche Gesänge (mal klar gesungen, mal wild herausgekrischen oder elektronisch bearbeitet), Akkordeon, Harfe, Klangschalen, Klavier, Mandoline, Cembalo, Drum Machine etc. zum Einsatz. Eben alles was sich irgendwie zu Musik machen lässt. Auch dann, wenn es vielleicht kein Instrument im herkömmlichen Sinne ist. Gautier findet immer Mittel und Wege selbige in seiner hirnzerfetzenden Fülle an Informationen und elektronischen Verwerfungen unterzubringen. Die Klangdimensionen des Multiinstrumentalisten sind mit dem gewöhnlichen Mainstream Müll, den heutzutage Mr. und Mrs. Braindead als nährstoffarmes Fastfood vorgesetzt bekommen, nicht im geringsten zu vergleichen und seine Musik besitzt auch ihre ganz eigene, individuelle Expression und Aussagekraft. Projektleiter Serre, der auch Sprachen verwendet, die er selbst nicht einmal spricht, ist meiner Ansicht nach ein wahrer Soundgott und mit Musikern wie seinem Landsmann Jean-Michel Jarre oder dem Briten Mike Oldfield vergleichbar. Nur, dass Gautier Serre eben noch weiter über den Tellerrand hinausblickt und weit entfernte Horizonte einreißt. Es geht ihm dabei auch mehr um den Klang der jeweiligen Gesangsperformance, als um die intellektuelle Bedeutung der Worte. Elektronisch hervorgerufene Manipulationen, Geknarze und musikalische Anomalien bilden hierbei die fundamentalen Eckpfeiler des Quartetts. Flow und Sound des Whateverrr-Core sind wahrlich arschtight. Die vierte Extrem Metal Zentrifuge ist mal laut, mal gefühlvoll, mal ruhig, mal hektisch nervös, aber immer treffsicher und stets in sich stimmig.
So eröffnet eine ruhige, indische Akutikgitarre den bizarren Soundreign. Schnell wird jedoch klar, dass hier nicht nur atmosphärisch gejamt wird, sondern harte Fakten an der elektronischen Werkbank geschaffen werden. "Downgrade Desert" nutzt industrial-artige Rhythmen und Gitarren, die jedoch recht schnell in ungewöhnlichen, weiblichen Gesang übergehen, um anschließend in einen Moloch aus Industrial Core mit dissonanten Einsprengseln und exaltierten männlichen Gesängen bis hin zu wildem Gekreisch einzukehren. Gautier Serre umgibt sich gerne mit diversen Sanges-Künstlern und Virtuosen an ihren individuellen Instrumenten. Er greift dabei häufig auf seine Landsfrau Laure Le Prunenec (von ÖXXÖ XÖÖX und RÏCÏNN) mit ihrem extravaganten und wild-emotionalen Opern-/Klargesang oder auch auf Laurent Lunoir zurück. Beide sind neben Drummer Sylvain Bouvier seit dem letzten Album fester Bestandteil von IGORRR. Aber auch Geigerin Timba Harris, der Bassist Mike Leon, der Pianist Matt Lebofsky, der Oud-Spieler Mehdi Haddab, der Akkordeonspieler Pierre Mussi, der Kanoun-Spieler Fotini Kokkala und der Cembalist Benjamin Bardiaux sind mit von der Partie. Die zweite Komposition "Nervous Waltz" steht dem Einstiegssong in nichts nach, denn hier mündet eine barocke Violineneröffnung in Dubstep mit Industrial-Gitarren und Blastbeats nebst Pianoklängen, fremdsprachigen Gesängen und stampfendem Schlagzeug. Das ganze klingt völlig durchgeknallt, wie ein nimmermehr enden wollendes nervöses Zucken des Augenlids. Doch seltsamerweise ist alles absolut passgenau aufeinander abgestimmt. Das darauffolgende "Very Noise", ist ein jazzig-verquerer Dubstep Mix, zu dem die um das Jahr 2005 gegründete Band auch ein ziemlich cooles, gleichwohl äußerst bizarres Video produzieren ließ. Das absolute Nonplusultra bildet jedoch der fünfte Track "Camel Dancefloor", welcher mich mit seinem orientalischen Deep House Flow in Auszügen an REY & KJAVIK's "Baba City" erinnert. Gefolgt wird selbiger vom Chiptune-8-Bit Track "Parpaing", dem George "Corpsegrinder" Fisher (CANNIBAL CORPSE) seine enorme Stimmgewalt lieh. Schön, dass Corpsegrinder diesen Riesenspaß mitgeht und ein wahr gewordener Traum für Gautier, der sich musikalisch keine Grenzen setzen und sich weder beschränken noch limitieren lassen will. CANNIBAL CORPSE übten neben MESHUGGAH, CHOPIN, Johan Sebastian Bach, Domenico Scarlatti, TARAF DE HAIDOUKS und APHEX TWIN nämlich schon immer einen großen Einfluss auf Gautier Serre aus.
IGORRR meinen zu "Parpaing": “Wir sind so stolz darauf, den Death Metal Boss überhaupt Willkommen zu heißen: George Fisher singt auf einem der brutalsten Igorrr Songs, den wir je komponiert haben!...Ich bin ein riesiger Fan von George seit den legendären Alben “Gallery of Suicide” und “Bloodthirst”, mit welchen Cannibal Corpse einen riesigen Einfluss auf meine Musik hatten...Seine Teilnahme macht für mich und diesen Song einfach vollkommen Sinn: Wer hat eine bessere Stimme als George Fisher und könnte besser auf Chiptune-8-Bit-Musik growlen? Ich fand bei diesem Stück die perfekte Übereinstimmung und Balance.“
Auch das, zum Markenzeichen gewordene wilde, spaßbereitende Akkordeonspiel darf, wie bei der Blastbeat-/Jazz Polka "Musette Maximum" natürlich nicht fehlen. "Spirituality and Distortion" birgt neben epischen Dissonanzen immer wieder tonale Ausreißer, die sich nicht immer ganz leicht wieder einfangen lassen. Klangschalen-Blastbeats, wie bei "Himalaya Massive Ritual" inklusive. IGORRR wandeln eben nur allzu gerne auf unausgetretenen, Off-Beat Pfaden und lösen dabei die ein oder anderen Dubstep Explosionen aus. Bei "Overweight Poesy" kommt man sich zu Beginn (von Laure's Gesang einmal abgesehen) wie in einem griechischen Restaurant vor, nur um urplötzlich das Essen direkt in der Mundhöhle kleingehäckselt zu bekommen. Auch die beiden weiteren Highlights "Paranoid Bulldozer Italiano", sowie "Barocco Satani" sind selbstredend gewöhnungsbedürftig, aber genau das ist es auch, was Gautier bezwecken will, nämlich komplett anders zu sein und ohne Kompromisse eingehen zu müssen sein eigenes Ding durchzuziehen. "Spirituality and Distortion" kommt mit seinem extraordinären Stilmix auf eine Gesamtrotationszeit von insgesamt 56:05 Minuten. Aufgenommen wurde das unkonventionelle bis groteske Vollwerk Nummer 4 in Gautier's Improve Tone Studios in Frankreichs Hinterland. Er arbeitete mit den gleichen Technikern wie bei "Savage Sinusoid" und entschied sich erneut dazu keinen externen Produzenten mit ins Boot zu holen. Und das braucht der gewiefte Klangschöpfer Serre auch gar nicht, denn Erfahrung konnte er über die Jahre mit seinen verschiedenen Bands (CORPO-MENTE, RÏCÏNN) beim Musizieren, wie auch produzieren zur Genüge sammeln. Alle akustischen Instrumente wurden auf herkömmliche Weise und ohne Computer aufgenommen. Gautier und seine Mitstreiter treiben mir mit ihren 14 extrem unterschiedlichen Kompositionen immer wieder ein extrabreites Schmunzeln auf die Visage. "Spirituality and Distortion" ist genau das richtige Mittel in denkwürdigen Zeiten wie diesen!
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LACK OF LIES - Wertung: 87/100
IGORRR in der "Spirituality and Distortion" Besetzung:
Gautier Serre – Gesang, elektronische Manipulationen, Akkordeon, Saxofon, Sitar, Cembalo, Mandoline, Streicher, Grunts
Laurent Lunoir – Gesang
Laure Le Prunenec – Gesang
Sylvain Bouvier – Drums
Tracklist:
01. Downgrade Desert (04:24)
02. Nervous Waltz (03:23)
03. Very Noise (01:47)
04. Hollow Tree (03:07)
05. Camel Dancefloor (03:13)
06. Parpaing feat. George Fisher (03:37)
07. Musette Maximum (02:19)
08. Himalaya Massive Ritual (07:06)
09. Lost in Introspection (04:57)
10. Overweight Poesy (05:50)
11. Paranoid Bulldozer Italiano (03:48)
12. Barocco Satani (03:36)
13. Polyphonic Rust (04:17)
14. Kung-Fu Chèvre (04:14)
TT: 56:05 Minuten
Anspieltipps: Camel Dancefloor; Downgrade Desert; Parpaing; Nervous Waltz
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Das meint LACK OF LIES zu "Savage Sinusoid"!
Very Noise:
Parpaing feat. George Fisher:
Camel Dancefloor:
Spirituality and Distortion - Picture disc presentation: