HARRY CREWS - Das Fest der Schlangen

Festa Verlag

- Southern Gothic Novelle voller Alkohol, Missbrauch und Gewalt -


Harry Crews - Das Fest der Schlangen
Erscheinungstermin: 28.05.2024 / Festa Verlag

Mystic, Lebeau County, Georgia, in einem November Mitte der 1970er Jahre. Die beiden muskelbepackten Prolls Joe Lon und Willard Miller, seine Freundin Hard Candy, ihre Schwester Berenice Sweet und der Rest ihrer Sippe sterben geradezu vor Langeweile, in diesem trostlosen Landstrich. Sie sind "absolutely lost" in ihrer eigenen, alkoholgefluteten Welt. Das alljährliche Klapperschlangenfest, das "Rattlesnake Round-Up" steht vor der Tür. Sehr zum Unmut des ehemaligen High-School-Vorzeigeathleten Joe Lon Mackey. Der morgige Tag würde erneut Hunderte, wenn nicht gar Tausende Festivalbesucher über seinen Trailerpark spülen. Bis vor etwas über einer Dekade war das Klapperschlangen-Festival eine rein lokale Veranstaltung gewesen, doch seit einigen Jahren verirrten sich immer mehr kaputte Typen von außerhalb auf Mystics Holy Ground, die das Rattlesnake Round-Up zu einer wahren Schlangengrube aus Tausenden Händlern, Künstlern, Kiffern, bekloppten Esoterikern und jeder Menge Chemie-Toilettenhäusschen verkommen ließen. Von Wut und Depressionen geplagt überspielt der impulsive und selbstzerstörerische Trailerpark- und Barbetreiber Joe Lon seine eigene Unzufriedenheit, indem er sich nahezu permanent in Alkoholexzesse flüchtet, sich selbst zu einem Monster hochstilisiert und ziemlich direkt, wie auch verletzend gegenüber seiner Frau Elfie verhält. Er weiß durchaus, dass es falsch ist seine Frau wie einen Straßenköter zu behandeln oder sie zu schlagen, doch kann oder will er sein Handeln nicht ändern. Statt Elfie würdevoll zu behandeln und ihr unter die Arme zu greifen, hängt Joe Lon einer vergangenen Liebschaft nach, besäuft sich nahezu täglich, um in diesem Zustand nebulöser, euphorisch verdrehter Gedanken, die Mutter seiner Kinder achtlos und gefährlich hart zu missbrauchen.

 

"Das Fest der Schlangen" wird von einem bösen Sarkasmus angeleitet, der da in roten Bahnen ungehindert aus Harry Crews Schreibgerät lief. Die Grundpfeiler seiner größtenteils authentischen Geschichte sind auf relativ tumbe Konversationen gebettet, die sich durch das whiskeygeschwängerte und gewaltdurchflutete Aerosol namens Luft beißen. Der 1935 in Bacon County, Georgia geborene und im Jahre 2012, im Alter von 76 Jahren verstorbene US-amerikanische Kultautor Harry Eugene Crews, galt zeitlebens selbst als alkoholabhängiger Exzentriker. Stets mit Armut und Gewalt konfrontiert, wuchs Crews im ländlichen Georgia auf und beschäftigte sich in seinen makabren und grotesken Werken, die gerne mal autobiografische Züge annahmen, häufig mit sonderbaren, geistesgestörten und asozialen Charakteren. Mit einem bärbeißigen Charme aus Gewalt, Ironie, Sexismus, Widersprüchlichkeit, Missbrauch, Vergewaltigung und Rassismus, schuf der ehemalige Dozent für Literatur und kreatives Schreiben Harry Crews, eine raubeinige, psychologisch eingefärbte Satire, die dem Subgenre der Southern Gothic zugeschrieben wurde.

 

Während sein Vater "Big Joe" Mackey, in brutaler Manier Pitbulls auf Hundekämpfe vorbereitet, überkommen Joe Lon mit einem Mal erste Zweifel. Von Gewissensbissen geplagt macht er sich Gedanken über sein verkorkstes Leben, seine Streitsucht, seine verletzenden Worte und Taten, sowie die Dauerschleife, in der er unwiederbringlich festhängt. Darüber wird Joe Lon allmählich verrückt. Er ist vollkommen machtlos dagegen. Es brodelt tief in seinem Inneren und drängt nach draußen. Und so macht sich eine nervenverzehrende Tristesse in ihm breit. Joe Lon hat sein widerwärtiges Leben, unter dem alle anderen leiden müssen, so satt. Bis die Schwarze Lottie Mae, die nach einem hinterhältigen sexuellen Übergriff ziemlich neben sich steht, einen Tag vor der Schlangenjagd, zu drastischen Mitteln greift. Mit einem Mal stimmt das hochschaukelnde Chaos eine disharmonische Eigendynamik an, aus der es kein Entrinnen gibt. Alle sind plötzlich außer Rand und Band und allmählich bricht die pure Anarchie aus Joe Lon heraus.

 

Rassismus spielte in den Südstaaten schon immer eine tragende Rolle und so tauchen häufig entsprechende Szenerien und Begriffe in "Das Fest der Schlangen" auf. Der Festa Verlag hat diese absichtlich unverfälscht stehen lassen und das ist auch nicht mehr wie richtig so, da sie nun mal Teil des damaligen Sprachgebrauchs, der Klassifizierung, der Geschichte und der Kultur des Landes waren. Es ist allerdings kein harter, offensiv geführter Rassismus, sondern lediglich die "normale", gewissenlose Umgangsform, die damals und vielleicht selbst heute noch herrscht oder herrschte. Aber auch Alkohol-, Drogenmissbrauch, Sexismus und Gewalt gegen Tiere spielen eine tragende Rolle in Harry Crews literarischem Trip. Die Charakterzüge seiner Protagonisten sind weiß Gott unsympathisch herausgearbeitet. Jeder säuft, stumpfe Gedankengänge und plumpe Gespräche sind dabei an der Tagesordnung. Die skurrile Erzählung, die 1976 unter dem Titel "A Feast of Snakes" erschien, macht daher auch einen von Alkohol- und Drogen geschwängerten, leicht taumelig-benommenen Eindruck. Der Umgang untereinander mag auf unsere hiesige Gesellschaft einen befremdlichen Eindruck machen, doch diesen abgestumpften, leicht überzeichneten und degenerierten White Trash, dessen IQ nur in Ausnahmefällen oberhalb der Raumtemperatur liegen dürfte, ist sicherlich selbst heute noch in solch gedankenlosen Landstrichen zu finden. Crews, der zur Zeit des Koreakrieges im US Marine Corps diente, beschwört in "Das Fest der Schlangen" ein atmosphärisch-krankes Knistern herauf, das sich zum Schluss hin explosionsartig entlädt.

 

(Janko)

 

Brutalität/Gewalt: 57/100

Spannung: 24/100

Action: 31/100

Unterhaltung: 79/100

Anspruch: 10/100

Atmosphäre: 49/100

Emotion: 34/100

Humor: 22/100

Sex/Obszönität: 41/100

 

LACK OF LIES - Wertung: 78/100

 

LACK OF LIES - Altersempfehlung: ab 16 Jahren (aufgrund relativ expliziter Gewalt, Rassismus, Sexismus und Obszönität)

 

Harry Crews - Das Fest der Schlangen

Festa Verlag

Horror

Buchreihe: Festa Must Read – Band 57

ISBN: 978-3-98676-138-7

256 Seiten

Gebundene Ausgabe in der Festa-Lederoptik; mit Leseband

Originaltitel: A Feast of Snakes (1976)

Aus dem amerikanischen Englisch von Manfred Sanders

Erscheinungstermin: 28.05.2024

EUR 22,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

 

Weitere Fromate:

ISBN eBook (epub): 978-3-98676-139-4

Erscheinungstermin: 14.05.2024

EUR 7,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

 

"Das Fest der Schlangen" beim Festa Verlag: https://www.festa-verlag.de/das-fest-der-schlangen.html



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