Lange Zeit war es still um die blackened Folk Metaller FINNTROLL aus Finnlands Hauptstadt Helsinki. Seit ihrem letzten auditiven Lebenszeichen, in Form des sechsten Studiowerks "Blodsvept", ließen die Nordeuropäer nämlich ganze siebeneinhalb Jahre ins Land ziehen. Nun melden sich die Vorreiter des folkloristischen Humppa Black Metals mit ihrem siebten Paukenschlag "Vredesvävd" an der Metal Front zurück. Nach all den Jahren kein bisschen müde, haben die Trolle weder an Intensität eingebüßt, noch an Variabilität gespart und so hat das unheilige Septagon seinen siebten Output auch passenderweise "Vredesvävd" (in Zorn gewebt) getauft.
In altbekanntem Soundgewand, der Ideenvielfalt jedoch nach wie vor zutiefst ergeben, treten die Skandinavier nach dem Intro "Väktaren" gleich zu Beginn von "Att döda med en sten" (Mit einem Stein töten) ordentlich aufs Gas. FINNTROLL, die erstmals 1997 urkundlich Erwähnung fanden, bleiben stets stark in ihren ursprünglichen rohen, doch melodiösen Wurzeln verflochten, holen weit aus und decken auf "Vredesvävd" zumindest stilistisch gesehen einen Gutteil ihres Backkataloges ab. Es werden natürlich auch wieder gemütliche Schunkelpassagen zwischen die harten Klänge und die teils deftige Gangart geschoben, aber auch wenn ich weiß Gott davon überzeugt bin, dass das neue Trollwerk "Vredesvävd" einschlagen wird wie eine Bombe, kann ich bis auf die eingängigen Keyboardpassagen in den Bridges keine ernsthaften Anbiederungen an den Mainstream ausmachen. Dafür ist auch das raue Black/Death Aggro-Gekrächze von Fronter Mathias "Vreth" Lillmåns viel zu brachial. Die Jungs haben ihre Hausaufgaben gemacht und die aufgeregten, wie auch aufgedrehten Klangvisionen ihres selbsternannten Trollish Hoedown Metal auf der einen Seite zwar leicht übersteuert, auf der anderen Seite aber auf höchstem technischen Niveau umgesetzt. Mit Flöte, Maultrommel, Banjo, Violine, sowie diversen Percussions, hat das Septett die unterschiedlichsten Instrumente passgenau in die zugänglichen Songstrukturen integriert. Auch die immer wieder kurzzeitig einsetzten Chorusse sind spitzenmäßig platziert. FINNTROLL wissen genau was sie tun, wiederholen sich dabei zu keinem Zeitpunkt und haben ihre Daseinsberechtigung bei weitem noch nicht verspielt.
Das Finnland-Power-Bündel hat bockstarke und sofort zündende Melodiebögen gewählt, die sich in den Bridges immer wieder als permanente, bis ins Pompöse reichende symphonische und eher freundlich gesinnte Keyboard-Begleitung manifestieren. Die Leadgitarren werden dadurch jedoch schon fast zur schönsten Nebensache der Welt degradiert. Die musikalische Dichte ist zumeist durchdringend, intensiv und regelrecht mitreißend. Da kommt man schnell in Feierlaune. Nicht zuletzt bei der schnellen, melodiösen Nummer "Ormfolk", die in Auszügen an "Du kleiner Wicht" von DIE APOKALYPTISCHEN REITER erinnert, reißt Drummer Heikki “mörkÖ” Saari, der erstmals im Jahre 2014 hinter dem Drumkit Platz genommen hatte, mächtig den Gashahn auf. Auch das Feuer, Gift und Galle spuckende "Grenars väg", das groovige Humppa Brett "Forsen" mit seiner endfetten Gitarrenuntermalung, die Jump-or-die-in-the-Moshpit Hymne "Myren" oder aber das sinfonisch-böse "Stjärnors mjöd" zeigen FINNTROLL in absoluter Bestform. Wer jedoch mit positiver Melodieführung und Keyboardsound im Black Metal so seine Schwierigkeiten hat, sollte es mit FINNTROLL und Konsorten besser gar nicht erst versuchen.
Die lyrischen Ergüsse der Band, die ausschließlich in schwedischer Sprache vorgetragen werden, da FINNTROLLs Textschreiber und ehemaliger Sänger Katla der in Finnland lebenden Fenno-Schwedischen Minderheit angehört, handeln zumeist von Trollen, finnischen (Troll-)Mythen und heidnischen Sagen, naturbezogenen Themen oder wenden sich gegen das Christentum. Samt dem beinahe dreiminütigen, cinematischen Intro "Väktaren" kommt "Vredesvävd" auf insgesamt zehn Kompositionen mit einer Lauflänge von 38:22 Minuten. Die Produktion stammt von Keyboard-Komponist Henri "Trollhorn" Sorvali, der auch bei MOONSORROW in die Tasten haut und Hand in Hand mit Sänger Vreth zusammenarbeitete. Aufgenommen und abgemischt wurde das siebte Trollwerk in den Sonic Pump Studios (AMORPHIS, APOCALYPTICA, ENSIFERUM), in ihrem Heimatort Helsinki. Das Mastering wurde bei Chartmakers vorgenommen. "Vredesvävd" kommt neben dem Standard CD Jewelcase und in digitaler Form unter anderem noch als Ltd. CD Mediabook im Slipcase mit Patch und auch als Gatefold black LP. Der Bandname FINNTROLL entstammt im Übrigen einer alten finnischen Legende. Als eine Gesandtschaft schwedischer Priester nach Finnland kam, trafen sie dort auf einen wild aussehenden Mann, der den größten Teil ihrer Sippe tötete. Die überlebenden Priester nannten den Wilden fortan FINNTROLL.
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LACK OF LIES - Wertung: 89/100
FINNTROLL in der "Vredesvävd" Besetzung:
Mathias "Vreth" Lillmåns - Vocals
Samuli "Skrymer" Ponsimaa - Guitars (rhythm), Vocals (backing)
Mikael "Routa" Karlbom - Guitars, Vocals (backing)
Sami "Tundra" Uusitalo - Bass, Vocals (backing)
Henri "Trollhorn" Sorvali - Keyboards, Orchestrations, Guitars, Banjo, Mouth harp, Vocals (backing)
Aleksi Virta - Keyboards
Heikki “mörkÖ” Saari - Drums
Tracklist:
01. Väktaren (02:48)
02. Att döda med en sten (03:37)
03. Ormfolk (03:58)
04. Grenars väg (03:44)
05. Forsen (04:07)
06. Vid häxans härd (04:01)
07. Myren (02:49)
08. Stjärnors mjöd (04:08)
09. Mask (03:01)
10. Ylaren (05:06)
TT: 38:22 Minuten
Anspieltipps: Grenars väg; Stjärnors mjöd; Forsen; Ormfolk
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Forsen:
Mask:
Ormfolk: