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Streetdate: 23.08.2019 / Nuclear Blast
Streetdate: 23.08.2019 / Nuclear Blast

EQUILIBRIUM - Renegades

(Nuclear Blast)

 

Mit ihrer sechsten Epic Melodic Folk Death Tröte "Renegades" wollen EQUILIBRIUM (was soviel bedeutet, wie Gleichgewicht) zu neuen Ufern aufbrechen, Grenzen ausloten, experimentieren und dabei evolutionieren, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verleugnen oder den Wiedererkennungswert zu verlieren. Seit die Bajuwaren aus Starnberg im Jahre 2001 das Licht der Welt erblickten, haben sie sich weit von ihrem einst auf Deutsch gesungenen Epic Pagan Sound mit Black Metal Einflüssen entfernt. Ob dem Sextett der selbst angekündigte Stilwechsel wirklich gelungen ist und wie ihm selbiger anno 2019 gut zu Gesicht steht, lest ihr in den folgenden Zeilen...

 

Eines gleich vorweg: "Renegades" is catchy'n'glossy Melodic Folk Death Metal with many, many Hookline-Candies...quasi Hochglanz Metal aus der Retorte mit glasklarer, wuchtiger und basslastiger Produktion. Klingt der Melodic Death Metal Eröffnungstrack "Renegades - A Lost Generation" noch recht lässig, aggressiv und fett produziert, nimmt die eigentliche Katastrophe mit dem zweiten Track "Tornado" ihren Lauf. Eine pseudoharte Nummer mit freudestrahlendem Klargesang, elektronisch verändertem Death Growling und verdammt viel Synthiesound. Die gesamte Rhythmussektion klingt dabei, als wäre sie am Computer entstanden. Und das ist genau der Punkt, an dem sich EQUILIBRIUM in der Szene unbeliebt und vor allem Dingen absolut verzichtbar machen. "Tornado" ist daher auch eher ein laues Lüftchen, denn ein ausgewachsener Sturm. Noch schlimmer wird es jedoch beim dritten, deutsch gesungenen Track "Himmel und Feuer", der mit einem lächerlichen, Refrain ausgestattet wurde ("Der Himmel und das Meer die Säulen (?) sind so schwer, wenn ich die Bilder seh und hier im regen steh..."). Da kommt mir doch glatt der Kaffee von der Konfirmation wieder hoch. Eine Textstelle wie aus einem Kinder-Hörbuch. Das ist lupenreiner Pippi Langstrumpf Metal...echt zum Fremdschämen! Bei derartigem Keyboardsound möchte man splitterfasernackt und frohlockend durch ein Meer aus Blumen hüpfen. Der Gipfel ist aber die äußerst lächerliche und unpassende Rap Einlage (der BUTCHER SISTERS) beim vierten Track "Path of Destiny". Das ist wahrlich unter aller Kanone. Der Untergang, die absolut peinliche Zurschaustellung und die pure Verarsche am Epic Pagan Folk Metal. Das nette Gesinge tut schon derbe in den Ohren weh und hat mit einer ernsthaften Auseinandersetzung mit harter Musik wahrlich nichts zu tun. Hier wird hauptsächlich mit lustigen Power Metal Passagen, Death Growling, elektronischen Spielereien, trällerndem Gitarren- und Keyboardgefrickel, sowie freudestrahlenden Bridges und Refrains jongliert. Diese Genre-Überschreitungen sind es dann auch, die das Fass letztlich zum Überlaufen bringen.

Photo Credit: EQUILIBRIUM
Photo Credit: EQUILIBRIUM

Gute Ansätze, wie in der thrashigen und hardcorelastigen Einleitung, dem Mittelteil und dem Ende zur sechsten Nummer "Kawakaari - The Periphery of the Mind" gibt es tatsächlich. Leider werden selbige immer wieder mit lächerlichen Klargesangspassagen, wie auch albernen Gitarren-/Drum/Synthsequenzen kaputt gemacht. Beim siebten Track "Johnny B." handelt es sich um ein Cover des Legendären THE HOOTERS Songs aus den späten 80ern, der mir glücklicherweise als File nicht vorliegt und somit erspart bleibt. Dass der harte Bruder von SANTIANO die Kurve nicht gekriegt, sondern gar ins Gegenteil verkehrt hat, tut mir wirklich aufrichtig leid. Ich hätte den Starnbergern einen ernsthaften und vor allen Dingen funktionierenden Stilwechsel wirklich von Herzen gegönnt! Es gibt zwar nach wie vor harsche Death Vocals und furiose Parts, das langt aber leider bei weitem nicht aus, um den festgefahrenen Karren aus dem Dreck zu ziehen. EQUILIBRIUM sollten sich meiner Meinung nach für eine Seite der Medaille entscheiden, denn in meinen Ohren funktioniert der permanente Stilbruch zu keinem Zeitpunkt. Schade eigentlich, dass sich die Band musikalisch mittlerweile so weit von ihrem großartigen, 2005er Debüt Album "Turis Fratyr" entfernt hat. Auch die einstmalige, textliche Behandlung Nordgermanischer (Helden-) Sagen oder der nordischen Mythologie ist düsteren persönlichen Themen, urbanen Legenden und Untergangsszenarien gewichen.

 

Die zehn neuen Tracks der schönwetter Metaller sind schon echt harter Tobak und verdammt schwer zu ertragen. Bei diesen albernen Gesängen mit ihrem übertrieben blöden Keyboardsound zieht sich bei mir alles zusammen. Ich kann hier nur noch mit dem Kopf schütteln. Was sich die Bayern dabei gedacht haben, diesen 46:40 Minuten trudelnden Ballermann-Paganismus (wie ihn vor kurzem ein Kollege von mir bezeichnete) auf einen Silberling zu bannen? Ich kann mir da beim besten Willen keinen Reim drauf machen! "Renegades" ist weichgespülter, lebensbejahender und poppig aufgepimpter, bombastischer Melodic Pagan Happy Metal mit Keyboarduntermalung, der sich in den Refrains generell eingängige Passagen einverleibt. Dabei muss man aber auch zugeben, dass die harten Parts, wie auch das deftige Death Growling wirklich gelungen sind. Mehr Spannung kriege ich hier jedoch nicht reingetextet. Und so bleiben die Eröffnungsnummer "Renegades - A Lost Generation", mit ihrer ernsthaften symphonischen Ader, sowie das ordentliche Geballer zu "Final Tear", bei dem man sich allerdings das Geplänkel im Mittelteil, sowie den majestätischen Synthiesound getrost hätte sparen können, die einzigen beiden wirklich durchgehend guten Tracks des Albums. An der Stelle möchte ich mal eine Textstelle aus dem Infosheet zu "Renegades" zitieren: "...Vielmehr schöpft »Renegades« dermaßen aus den Vollen, dass einem Hören und Sehen vergeht..." Das lasse ich jetzt mal unkommentiert so stehen. Im Falle der sechsköpfigen Hydra verderben eben zu viel Köche den Brei.

 

Das neueste Studio Desaster aus dem Hause EQUILIBRIUM, welches von September 2018 bis März 2019 im bandeigenen Home-Studio aufgenommen, vom schwedischen Produzenten Robin Leijon abgemischt und von Mike Kalajian in New York gemastert wurde, ist leider nicht mehr als Fastfood für die breite Masse und verhält sich wie Stacheldraht in meinem Gehörgang. Natürlich fällt dies alles unter künstlerische Freiheit, die auch EQUILIBRIUM für sich beanspruchen darf, aber mein Recht auf freie Meinungsäußerung nehme ich mir ebenso selbstverständlich heraus. Es ist halt auch immer alles eine Frage des (guten ;-)) Geschmacks. Nichtsdestotrotz bin ich mir ziemlich sicher, dass "Renegades" ziemlich hoch in die deutschen Charts einsteigen wird. Ob das jedoch ein Qualitätsmerkmal darstellt, darf freilich jeder für sich selbst entscheiden. Wer sich das Digipak oder die Box Set Edition von "Renegades" zulegt, erhält im Übrigen eine 2-CD Version, die als "Goodie" eine völlig überflüssige 8-Bit Bonus-CD des gesamten Albums enthält.

 

Na, jetzt erst recht so richtig neugierig geworden? Dann checkt doch gleich mal die neuesten EQUILIBRIUM Videos weiter unten und bildet euch selbst eure eigene audiovisuelle Meinung. So und jetzt bin ich ausnahmsweise mal gespannt wie ein Flitzebogen, was die restliche Schreiberzunft über "Renegades" denkt.

 

www.equilibrium-metal.net

www.facebook.com/equilibrium

 

Meine Wertung: 51/100

 

EQUILIBRIUM in der "Renegades" Besetzung:

Robert "Robse" Dahn - Vocals

René "Berthammer" Berthiaume - Guitar

Dom R. Crey - Guitar

Martin "Skar" Berger Enerstvedt - Clean Vocals, Bass

Tuval "Hati" Refaeli - Drums

Skadi Rosehurst - Synths

 

Tracklist:

01. Renegades - A Lost Generation (04:32) 

02. Tornado (04:29)       

03. Himmel und Feuer (04:19)  

04. Path of Destiny (03:40)      

05. Moonlight (04:59)    

06. Kawakaari - The Periphery of the Mind (04:46)         

07. Johnny B. (The Hooters cover) (04:04)

08. Final Tear (04:27)     

09. Hype Train (04:18)   

10. Rise of the Phoenix (07:06)

 

TT: 46:40 Minuten

 

Anspieltipps: Renegades - A Lost Generation; Final Tear (diese beiden Tracks sind jedoch nicht repräsentativ für den Rest des Albums)

 

Hier checkt ihr die aktuellen EQUILIBRIUM Tourdates!

 

Renegades:

 

Path of Destiny:

 

Renegades (8-Bit-Version):




 

- Wir bitten von der Übersendung nicht angeforderter Rezensionsexemplare in physischer Form abzusehen, da Wir diese in der Regel nicht bearbeiten Können -