Das junge Paar Nick und Jess setzt seinem Schmerz über die Trauer und den Verlust seines ungeborenen Sohnes, sowie nachfolgender heftiger Schicksalsschläge, gemeinsam ein Ende. Doch der Tod ist nicht das schwarze, erlösende Ende, das sich die beiden von ihrem Vorhaben erwartet haben, sondern das entrückte und abgrundtief bestürzende Gegenteil. Eine unerklärliche und unsägliche Hölle, durchzogen von Nässe, Ekel, Schmerz, Angst, Flucht und Folter tut sich vor Nick und Jess auf. Diese Hölle hat einen Namen. Es ist "Die Schwarze Farm".
Der US-amerikanische Schriftsteller Elias Witherow erzeugt, in seinem 2017 unter dem Originaltitel "The Black Farm" erschienen Extrem-Horror-Thriller, eine bedrückende, von verstörender Verderbtheit und entsetzlicher Angst durchzogene, tiefschwarze Atmosphäre. Wie im Laufschritt prescht Witherow durch ein Schreckensszenario nach dem anderen und lässt seinen Lesern, wie auch seinen Protagonisten kaum einmal Zeit zum Luft holen. Der cinematisch ausgearbeitete Albtraum spielt sich in einem schwarz beseelten und stinkenden Milieu aus Fäulnis, Dreck, Furcht, Leid und elendiger Pein ab. Man spürt die klamme Feuchtigkeit, den Schlamm, die Kälte, den Hass und den ewig währenden Schmerz in einer Welt voller geistesgestörter Soziopathen.
Nick und Jess finden sich, nach ihrem gemeinsam vollzogenen Suizid, zwar beide auf der Schwarzen Farm wieder, sind jedoch von Anfang an getrennt voneinander. Nick macht sich große Sorgen um Jess und das völlig zurecht. Sie beide sind in großer Gefahr, das durchzumachen, was sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht hätten vorstellen können. Fern ab barer Realität macht sich Nick auf die beschwerliche Suche nach Jess. Dabei entdeckt er seine Hoffnung und seinen Ehrgeiz wieder, wird von monströsen Geschöpfen gejagt und trifft auf allerhand schräge Gestalten, bekommt aber auch unerwartet Hilfestellung. Mal wohlgesonnen, meist das Gegenteil an ihm exerzierend, wird die Schwarze Farm nicht zuletzt für Nick zu einer Art mitleiderregender, reizüberfluteter Tortur de Force aus Demütigung, Folter, Vergewaltigung, Mord und Totschlag. Auf der gottlosen Schwarzen Farm, dem Herrschaftsgebiet des Schweins gefangen, prasseln Chaos und Panik auf ihn ein, denn hier sind sämtliche suizidal Durchexerzierten in einem diabolischen Albtraum gefangen, der sie dazu verdammt, auf 1.000 abartige Weisen zu leiden und zu sterben.
In seinem biblischen Testament "Das erste Buch Elias" ging es dem Autor darum, seinen abartigen Folter-, Mord- und Vergewaltigungs-Fantasien freien Lauf zu lassen und seinem Werk eine triste, bitterböse, gefühlskalte und von Gewalt durchflutete Atmosphäre zu verleihen. Das ist ihm in jedem Falle gelungen. Dennoch hätte ich mir in seiner Beschreibung der Zwischenhölle gerne etwas mehr Tiefgang und Niveau gewünscht. Die Vorkommnisse, die Nick und seine Mitstreiter über sich ergehen lassen müssen, sind nämlich recht irdisch und hätten beinahe auch einem Extrem-Horror von Jon Athan entstammen können. Sieht man es jedoch rein aus der Sicht von Gewalt, Action und Spannung, kommt man mit "Die Schwarze Farm" definitiv auf seine Kosten und erhascht einen entsetzlichen Blick in die Hölle. Dieses literarische Martyrium ist definitiv kein Horror von der Stange und könnte ebenso gut unter dem Banner "Festa Extrem" - ab 18 Jahren - laufen.
Bei seiner beschwerlichen Suche nach Jess trifft Nick auf allerlei Leidensgenossen, die sich gemeinschaftlich der Höllenbrut entgegenzustellen versuchen. Es ist schon ganz schön durchgeknallt und verdammt harter Tobak, was Elias Witherow seinen Protagonisten an widerlichen Folter-Szenen und abartigen physischen, wie psychischen Qualen auferlegt. Das frisch verstorbene Paar Nick und Jess durchleidet im wahrsten Sinne des Wortes Höllenqualen. "Die Schwarze Farm" ist wie ein riesiger Vergnügungspark, nur eben so gänzlich ohne Vergnügen.
Natürlich geht die Fantasie mit Elias Witherow, der heute mit Frau und Sohn in New England lebt, von Zeit zu Zeit ein wenig mit ihm durch. Phasenweise bleibt auch die Logik auf der Strecke, aber wer sich voll und ganz auf die Geschichte einlässt, auf unterschwellig humorvollen Splatter-Hack- und Folter-Horror steht und seine Lektüre gerne eiskalt, abartig und gemein serviert bekommt, wird "Die Schwarze Farm" lieben. Es ist eben eine ganz andere Art von Horror-Thriller, mit einer ganzen Menge fantasievoller Gedankenkonstrukte. Ob sich der Festa Verlag auch der Fortsetzung "Return To The Black Farm" aus dem Jahre 2019 annehmen wird, steht derzeit wohl noch im ersten Kreis der Hölle.
(Janko)
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Brutalität/Gewalt: 80/100
Spannung: 76/100
Action: 85/100
Unterhaltung: 80/100
Anspruch: 09/100
Atmosphäre: 77/100
Emotion: 71/100
Humor: 08/100
Sex/Obszönität: 28/100
LACK OF LIES - Wertung: 83/100
Elias Witherow - Die Schwarze Farm
Festa Verlag
Horror-Thriller
Buchreihe: Horror & Thriller – Band 178
ISBN: 978-3-98676-067-0
384 Seiten
Paperback, Umschlag in Festa-Lederoptik
Originaltitel: The Black Farm (2017)
Aus dem amerikanischen Englisch von Katrin Hoppe
Erscheinungstermin: 06.07.2023
EUR 16,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
Weitere Formate:
ISBN eBook: 978-3-98676-068-7
Erscheinungstermin: 14.06.2023
EUR 5,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
"Die Schwarze Farm" beim Festa Verlag: https://www.festa-verlag.de/die-schwarze-farm.html