German Version (for the English version scroll down further):
Der 1957 in Washington, D. C. geborene Extrem Horror Schriftsteller Edward Lee, dessen Haupteinflüsse seiner eigenen Angabe nach bei H. P. Lovecraft zu finden sind, hegte jahrelang den Traum, von seinen extravaganten Novellen leben zu können. Da kam ihm der Job als Nachtwächter im Sicherheitsdienst natürlich gerade recht, bot er ihm doch das nötige Kleingeld und vor allen Dingen die Zeit seiner Muse nachzugehen, die man in anderen Berufen vergeblich sucht. Nachdem er bereits bei der U.S. Army und später als Polizist tätig war, hatte der US-amerikanische Sex-, Gore 'n' Lurid Horror Autor 1997 tatsächlich den endgültigen Durchbruch geschafft. Mittlerweile kann Lee auf einen weit über 50 Romane umfassenden Backkatalog blicken. Seine extremen, sexistischen und gewaltverherrlichenden Werke sind nicht gerade jedermanns Sache und taugen auch nicht unbedingt als Massenware für Mr. und Ms. Braindead, dennoch oder gerade deswegen konnte sich Edward Lee, der heute in Florida lebt, in relativ kurzer Zeit einen bedeutenden Namen in Sachen Extrem Horror, Thriller und Gothic Fantasy machen.
Der roundabout 65 Jahre alte US-Amerikaner Icarus W. Farthing vegetiert in seinem Trailer vor sich hin, als er unerwartet die Offerte erhält, als Alleinerbe seines exzentrischen Onkels Eldred, eine Zuwendung von 3000 Pfund im Monat bis ans Ende seines Lebens zu erhalten. Verklausulierte Grundbedingung für die monatliche Auszahlung ist jedoch, dass Farthing nach East Suffolk umziehen und im Wohnmobil seines exzentrischen Onkels leben muss. Kurze Zeit später findet er sich also in der ostenglischen Stadt Burnstow, genauer gesagt im edlen und prunkvoll ausgestatteten Trailer seines verstorbenen Onkels wieder. Euphorisch begutachtet er die Räumlichkeiten, bis er den beinahe leerstehenden Raum am Ende des Flurs betritt, in dem sich lediglich ein Stuhl, sowie ein seltsam anmutender, altertümlicher Fernseher mit runder Bildröhre und ohne jegliche Kabel befinden. Als dieser aus unerfindlichen Gründen anspringt, bricht das pure Grauen über Farthing herein, der fortan von morbiden Träumen, Visionen, Halluzinationen, Verfolgungswahn, geplagt wird. Was er hier zu sehen bekommt, sind derart brutale Grausamkeiten, wie sie die Realität kaum schlimmer zeichnen könnte. Lauter strahlende Beispiele für die Herrlichkeit der menschlichen Rasse, wie sie der Teufel sieht. Sie infiltrieren seinen Geist wie parasitärer Befall und machen ihn zu einer Art Zombiewirt. Als sich dann auch noch ein geisteskranker Zirkel einflussreicher, perverser und reicher Masochisten, Misanthropen und Teufelsanbeter, süchtig nach blankem, realem Horror in seiner neuen Behausung einfindet, ist Farthing längst nicht mehr Herr der Lage.
Schockierende, zutiefst verstörende Abartigkeiten und Perversitäten sind bei Edward Lee’s literarischen Martyrien an der Tagesordnung. Sie spielen nicht selten eine tragende Rolle in seinen intensiven, kompromisslosen, sexuell geprägten Gewaltorgien. Da kann man nur angewidert grinsend mit dem Kopf schütteln…und bitte nur mit dem Kopf!!! The Television (2022), wie "Blut-TV" im amerikanischen Original betitelt wurde, macht da keine Ausnahme und ist ein dunkles, wüstes und von Grund auf verdorbenes Werk, das haarscharf am Rande des Ertragbaren entlang schlittert. Für Lee-Fans ein unabdingbares Prädikat, für Normal-Horror-Leser sind Lee's Geisteskrankheiten jedoch eine absolute No-go-Area! Und obschon ich einiges gewohnt bin, waren selbst mir einige der kranken Sequenzen des 256 Seiten umfassenden blanken Horrors eine deutliche Spur zu krass. Irgendwann wird man dem ganzen Irrsinn aber auch überdrüssig. Zumindest ging es mir phasenweise so. Die Geschichte ist Seite durchaus ein bisschen weird und an mancher Stelle gewaltig drüber. Sie besteht zum großen Teil aus mehr oder minder zusammenhangslos aneinandergereihten Szenen der Folter, des Sadismus, wie des Masochismus und des grauenvollen Mordens. Dabei spielt der Autor mit der Psyche seiner Leser und das tut Lee mit solch leidenschaftlich böser, grenzüberschreitender, aber auch humorunterfütterten Innbrunst, dass es einem qualvoll an den Synapsen kratzt. Sein einfacher, schneller und eingängiger Stil wird von einer inspirativen Ader getragen, die eher selten die hellen, wohlig warmen Gefilde umreißt, sondern gerne weit über den Tellerrand hinausreicht, wo es eklig, abartig, gar menschenverachtend, pervers, grauenhaft und ultradüster ist. Edward Lee verfolgt hierbei gesellschaftsphilosophische Ansätze mit einer kaum zu bändigenden, gleichwohl fragwürdig schmutzigen und verderbten Fantasie, die einen extrem hohen Ekelfaktor aufweisen. Bei solcher Lektüre darf man nicht nach dem tieferen Sinn fragen, man wird ihn nämlich nicht finden. Rein nach dem Motto von Edward Lee’s Landsmann und Schriftstellerkollege Jon Athan, der sinngemäß äußerte: "Es ist die Faszination am Morbiden, die uns zu Horror und Abartigkeiten hinzieht."
(Janko)
Brutalität/Gewalt: 95/100
Spannung: 39/100
Action: 63/100
Unterhaltung: 77/100
Anspruch: 04/100
Atmosphäre: 31/100
Emotion: 50/100
Humor: 08/100
Sex/Obszönität: 77/100
LACK OF LIES - Wertung: 75/100
LACK OF LIES - Altersempfehlung: ab 21 Jahren (aufgrund der pornographischen und expliziten Gewaltdarstellungen)
Edward Lee - Blut-TV
Festa Verlag
Buchreihe: Festa Extrem Band 93
Extrem Horror
ISBN: Ohne ISBN
256 Seiten
Paperback in der Festa-Lederoptik mit Umschlagklappen
Originaltitel: The Television (2022)
Aus dem amerikanischen Englisch von Simona Turini
Erscheinungstermin: 27.08.2024
EUR 13,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): Ohne ISBN
Erscheinungstermin: 07.08.2024
EUR 4,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
"Blut-TV" beim Festa Verlag: https://www.festa-verlag.de/blut-tv.html
English version:
- bloody, abnormal and perverse trip to hell -
The extreme horror writer Edward Lee, born in Washington, D.C. in 1957, whose main influences, according to his own statement, can be found in H. P. Lovecraft, harbored the dream of being able to make a living from his extravagant novellas for years. Of course, the job as a night watchman in the security service was just right for him, as it offered him the necessary change and, above all, the time to pursue his muse, which is something you won't find in other professions. After already working with the U.S. Army and later as a police officer, the American sex, gore 'n' lurid horror author actually made his final breakthrough in 1997. Lee can now look back on a back catalog of well over 50 novels. His extreme, sexist and violence-glorifying works are not exactly for everyone and are not necessarily suitable as mass-produced goods for Mr. and Ms. Braindead, but nevertheless or precisely because of this, Edward Lee, who now lives in Florida, was able to make a significant name for himself in a relatively short time writing extreme horror, thriller and gothic fantasy stuff.
The roundabout 65-year-old American Icarus W. Farthing is vegetating in his trailer when he unexpectedly receives the offer of being the sole heir of his eccentric uncle Eldred to receive a grant of 3,000 pounds a month for the rest of his life. However, the basic condition for the monthly payment is that Farthing must move to East Suffolk and live in his eccentric uncle's mobile home. A short time later he finds himself in the eastern English town of Burnstow, more precisely in the noble and magnificently furnished trailer of his late uncle. He examines the rooms euphorically until he enters the almost empty room at the end of the hallway, which only contains a chair and a strange-looking, old-fashioned television with a round picture tube and no cables of any kind. When it starts for some unknown reason, pure horror falls on Farthing, who is from then on plagued by morbid dreams, visions, hallucinations and paranoia. What he sees here are such brutal atrocities that reality could hardly depict any worse. All shining examples of the glory of the human race as seen by the devil. They infiltrate his mind like a parasitic infestation and turn him into a kind of zombie host. When a mentally ill circle of influential, perverted and rich masochists, misanthropes and devil worshipers, addicted to sheer, real horror, arrives in their new home, Farthing is no longer in control of the situation.
Shocking, deeply disturbing abnormalities and perversities are the order of the day in Edward Lee's literary martyrdoms. They often play a key role in his intense, uncompromising, sexually influenced orgies of violence. All you can do is shake your head with a disgusted grin...and please only your head!!! The Television (2022), as "Blood TV" was titled in the American original, is no exception and is a dark, desolate and fundamentally corrupt work that skids very close to the edge of what is bearable. An indispensable predicate for Lee fans, but for normal horror readers, Lee's mental illnesses are an absolute no-go area! And although I'm used to some of it, even for me some of the sick sequences of the 256-page sheer horror were a bit too blatant. At some point you get tired of all the madness. At least that's how it felt for me at times. The story is definitely a bit weird and in some places way over the top. It largely consists of more or less incoherent scenes of torture, sadism, masochism and horrific murder. The author plays with the psyche of his readers and Lee does this with such passionately evil, boundary-crossing, but also humor-filled fervor that it scratches your synapses in agony. His simple, fast and catchy style is carried by an inspirational vein that rarely outlines the bright, pleasantly warm realms, but rather goes far beyond the edge of the plate, where it is disgusting, abnormal, even inhumane, perverse, horrible and ultra-dark. Edward Lee pursues socio-philosophical approaches with an almost untamable, yet questionably dirty and depraved imagination that has an extremely high disgust factor. When reading literature like this you shouldn't ask for the deeper meaning, because you won't find it. Purely according to the motto of Edward Lee's compatriot and fellow writer Jon Athan, who said: "It is the fascination with the morbid that draws us to horror and abnormality."
(Janko)