Die 56 Jahre alte Familientherapeutin Barbara Rheinfeld und ihr 60 Jahre alter Mann Markus, haben es nicht leicht mit ihrem 21-jährigen Sohn Leon. Ein intelligenter, gleichwohl aggressiver und sadistischer Waffennarr, den Drogen nicht abgeneigt und aufgrund einer autistischen Entwicklungsstörung sehr verschlossen und unzugänglich. Die Eltern kommen einfach nicht an ihn heran und lassen ihm viel zu viel durchgehen. Als ihre Tochter Stephanie, mit ihrem Ehemann Johannes Kellermann zu Besuch kommen, erwartet selbige im Haus der blutverschmierte Familienhund, nebst einigen Patronenhülsen und diversen Blutflecken. Dass sich hier eine schreckliche Tragödie abgespielt haben muss, ist nur allzu offensichtlich und so stoßen die hinzugerufenen Polizisten KK Paul Stettner und sein Kollege PK Obermeier im ersten Stock auf die leblosen Körper dreier Menschen. Allem Anschein nach hatte der 21-jährige Sohn und Steffis Halbbruder Leon seine Eltern mit mehreren Schüssen regelrecht hingerichtet, bevor er die Waffe gegen sich selbst richtete. Es ist der offensichtliche Startschuss für Stettners tiefgreifende und selbstzerstörerische Depression, die ihn während der Ermittlungen immer mehr an sich selbst zweifeln lassen.
Der Kriminalroman "Spur 33", der 1961 in München geborenen Schriftstellerin und Journalistin Christa von Bernuth, orientiert sich an einer wahren Begebenheit. Der tatsächliche Kriminalfall diente von Bernuth jedoch lediglich als freie Adaption für ihre bewusst und absichtlich fiktiv gehaltene Erzählung, die in und im Umfeld Fürstenfeldbrucks, zur Jahreswende 2019/2020, angesiedelt ist.
Das künstlich aufgebauschte Psychogramm einer realen Familientragödie weist mir persönlich dann doch einen, deutlich zu trockenen "Tatort"-Flair auf. Der nüchtern und konservativ verfasste Roman ist durchaus auf der Höhe der Zeit, es mangelt ihm allerdings an Emotionen, Spannung, Charisma und Atmosphäre. Immer wieder wirft die Autorin Rückblenden auf die Zeit kurz vor der Tat ein. Zu der Zeit, als die Opfer noch unter den Lebenden weilten und noch lange nichts von der schrecklichen Bluttat ahnten, die sie ein paar Wochen später heimsuchen sollte. Der ausführliche Aufbau der jeweiligen Charaktere und Kulissen, sowie die verschiedenen Handlungsstränge, aus Sicht der späteren Opfer, der Beamten, der Verwandten und Freunde der Opfer, sind durchaus nachvollziehbar und stets mit einem subtilen psychologischen Unterton belegt. Die Protagonisten bleiben dabei jedoch seltsamerweise blass und überwiegend unsympathisch. Christa von Bernuth, die heute mit ihrem Mann in München lebt, springt häufig zwischen den Handlungssträngen der verschiedenen Protagonisten hin und her, was den Plot etwas zu durcheinandergewürfelt erscheinen lässt. Sie driftet zwischendurch auch immer mal wieder in Belanglosigkeiten ab und fordert den Leser mit Gedankengängen, die sie einfach ins Leere laufen lässt, ganz schön hartnäckig heraus. Nicht zuletzt dadurch wird der dröge Roman im Mittelteil regelrecht zäh. Immer wieder wird auf den gleichen Themen herumgeritten. Ein ewiges Geplänkel droht. "Spur 33" hat so seine Höhen, aber leider auch recht viele Tiefen. Das Ganze kann man lesen, muss man aber sicherlich nicht!
(Janko)
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Brutalität/Gewalt: 33/100
Spannung: 35/100
Action: 32/100
Unterhaltung: 64/100
Anspruch: 23/100
Humor: 02/100
Sex/Obszönität: 06/100
LACK OF LIES - Wertung: 67/100
Christa von Bernuth - Spur 33
Goldmann Verlag
Kriminalroman
ISBN: 978-3-442-31673-1
448 Seiten
Paperback , Klappenbroschur
Erscheinungstermin: 28.09.2022
EUR 17,00 Euro [DE] inkl. MwSt.
Weitere Formate:
ISBN eBook epub: 978-3-641-29562-2
Erscheinungstermin: 28.09.2022
EUR 14,99 Euro [DE] inkl. MwSt.
"Spur 33" beim Goldmann Verlag: https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Spur-33/Christa-von-Bernuth/Goldmann/e601004.rhd