Wie es der Titel zum sechsten CARACH ANGREN Album "Franckensteina Strataemontanus" bereits erahnen lässt, beschäftigen sich die niederländischen Dark Symphonic Horror Metaller auf ihrem neuesten Konzeptalbum, welches aufgrund der COVID-19 Situation einen Monat nach hinten verschoben wurde, mit Mary Shelleys Klassiker "Frankenstein oder Der moderne Prometheus" aus dem Jahre 1818. CARACH ANGREN, was in J.R.R. Tolkiens fiktionaler Sprache Sindarin so viel bedeutet, wie "eiserner Schlund" und einen befestigten Pass ins nordwestliche Mordor bezeichnet, erzählen dazu ihre ganz eigene Geschichte. Ohnehin verarbeiten die, aus Landgraaf in der hölländischen Provinz Limburg stammenden, indes zum Duo geschrumpften Totengräber [ex-Drummer Namtar (der Bruder von Ardek) nahm Anfang des Jahres seinen Hut], gerne Legenden oder Mythen aus Spuk-, Geister- und Horrorgeschichten. Die verrottenden Horror-Holländer, die sich im Jahre 2004 zu einer infernalen Allianz der schwarzen Mächte zusammenschlossen, wollen mit "Franckensteina Strataemontanus" den Geist des berüchtigten Johann Konrad Dippel wieder zum Leben erwecken und seine Geschichte in schreckliche Fakten und Fiktionen packen. Der deutsche Theologe, Alchemist, Anatom und Arzt Johann Konrad Dippel wurde 1673 auf Burg Frankenstein im Odenwald geboren und diente Mary Shelley offensichtlich als Vorbild für ihren weltbekannten Roman.
Nach einer kurzen gesprochenen Einleitung im Stile eines Hörspiels geht es zu Beginn des zweiten Tracks "Scourged Ghoul Undead" sogleich brachial zur Sache. Das ändert sich jedoch recht schnell wieder und die Propheten des Niedergangs wechseln zum Mid- bis Uptempo, in dem sie auf CARACH ANGREN 6.0 zumeist auch haften bleiben. Durch ihre jederzeit ernstzunehmenden, kaltblütig schlagenden Rhythmen erzeugen sie eine unglaubliche Dynamik. Zum Thema "Frankenstein" passende dramaturgisch-symphonische Sound-Inszenierungen untermalen die teilweise regelrecht groovige Horror-Metal Darbietung. Dabei schrecken die Schwarzkittel auch vor recht dezent bis cinematisch opulent eingesetzter Electronica, sowie dem allerdings sehr zurückhaltenden Einsatz von Klargesang nicht zurück. Das Ganze ist stets passgenau arrangiert und inszeniert. Der disharmonisch gestaltete, extravagante Titeltrack "Franckensteina Strataemontanus" kommt zum Teil regelrecht Industrial-artig daher und ist mit seinen cleanen Gesangssequenzen sehr vielseitig und kontrastreich gehalten; ähnlich der Industrial Black Bass Komposition "Monster". Beides Inszenierung mit bockstarken Refrains. In dieser allgemeinen musikalischen Dichte gilt es also einiges zu entdecken. Man merkt "Franckensteina Strataemontanus" seine Reife und das über die Jahre hinzugewonnene Know-how dabei nur allzu deutlich an.
CARACH ANGREN, die für Puristen sicherlich nie oder zumindest schon lange nicht mehr unter die Rubrik Black Metal fallen dürften, setzen innerhalb ihrer düsteren Nekromantie auf schartig knallende oder fett bratende Gitarrenriffs, symphonisch-finstere Orchestrierungen und groovig rumpelnde Drumworks. Der bombastische und druckvolle Sound wird hierbei zumeist von dem schneidend keifenden Gesang von Gitarrist und Sänger Dennis "Seregor" Droomers umgarnt. Grenzüberschreitendes Growling, wie es eher beim Death Metal üblich ist, kommt in CARACH ANGRENs Horror Black Metal aber ebenfalls zum Einsatz. Und so entwickelt "Franckensteina Strataemontanus" einen ultrageilen, bösartig-groovigen Flow, der sich den Groove mit dem Bagger rein geschaufelt hat. Aber auch das Blasten hat man keinesfalls verlernt. Man setzt es nur nicht gerade an jeder Ecke ein. Die Qualität der Songs lässt in der zweiten Hälfte des Albums jedoch leider ein klein wenig nach. Lediglich der schnelle, groovige und wuchtige Bonustrack "Frederick’s Experiments" lugt nochmals deutlich aus dem ansonsten wirklich guten Album mit vielen Höhen, aber leider auch einigen Tiefen hervor. So bleiben mir die Violinen-gestützte Blastattacke "Sewn for Solitude" mit ihren Klargesangsparts, wie auch "Der Vampir von Nürnberg" in seiner Gesamtheit ein wenig zu blass. Wohingegen "Skull with a Forked Tongue" ein durchsetzungsstarkes Blast Monster darstellt. Aber auch das langatmige "Like a Conscious Parasite I Roam", mit seiner fast 1 1/2-minütigen cinematischen Einleitung ist trotz der pompösen, choralen und in den Geschwindigkeiten recht variablen Kompositionen, sowie dem ausgeprägten Piano-begleiteten Violinenpart von Meister Nikos Mavridis in meinen Ohren weder sonderlich ansprechend, noch originell aufgezogen.
Inklusive des Bonus Track Tracks "Frederick’s Experiments" kommt "Franckensteina Strataemontanus" auf eine Lebensdauer von 50:41 Minuten. Die 1 A produzierte, theatralisch-elegante Horror Metal Inszenierung der Atmospheric Avantgarde Metaller CARACH ANGREN wurde zum einen Teil von Patrick Damiani (Drums, Guitars, Bass) im Tidal Wave Studio und zum anderen Teil von Clemens "Ardek" Wijers im Wijers Music Productions vorgenommen. Mix und Master stammen hingegen von Robert Carranza, den man von seinen Arbeiten für MARILYN MANSON her kennt. Das Coverartwork zu "Franckensteina Strataemontanus", das sich meiner Meinung nach super in die Thematik einfügt, stammt von Stefan Heilemann, der bereits für DIMMU BORGIR, EPICA, KREATOR, LEGION OF THE DAMNED oder PAIN tätig war. Wer auf Klassik-inspirierte, symphonisch-theatralische Extrem Metal Momente voller opulenter Inszenierungen und bombastischer Architektur steht, der bekommt hier die volle Dröhnung.
LACK OF LIES - Wertung: 86/100
CARACH ANGREN in der "Franckensteina Strataemontanus" Besetzung:
Dennis "Seregor" Droomers - Vocals, Guitars
Clemens "Ardek" Wijers - Keyboards, Orchestra, Guitar, Bass, backing Vocals
Ivo "Namtar" Wijers - Drums
Gastmusiker:
Nikos Mavridis: Solovioline auf den Tracks 5 & 10
Tracklist:
01. Here in German Woodland (01:35)
02. Scourged Ghoul Undead (05:38)
03. Franckensteina Strataemontanus (03:03)
04. The Necromancer (04:08)
05. Sewn for Solitude (03:52)
06. Operation Compass (06:00)
07. Monster (03:33)
08. Der Vampir von Nürnberg (06:00)
09. Skull with a Forked Tongue (05:56)
10. Like a Conscious Parasite I Roam (08:16)
Bonus Track:
11. Frederick’s Experiments (02:40)
TT: 50:41 Minuten
Anspieltipps: Franckensteina Strataemontanus; The Necromancer; Frederick’s Experiments; Scourged Ghoul Undead
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Monster:
Der Vampir von Nürnberg:
Operation Compass:
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