CANNIBAL CORPSE - Red Before Black
Um es gleich vorwegzunehmen „Red Before Black“, das 14. Schlachtfest der Headshredding Death/Grind Pioniere aus Tampa, Florida, ist ein typischer, aber hochmotivierter Output des 1988 gegründeten Quintetts. Die Scheibe eignet sich also nicht nur für den eingefleischten Fan, denn CANNIBAL CORPSE hacken, grunten, grooven und schlitzen sich in einem niveauvollen 46:23-minütigen Höllenritt quer durch die Eingeweide des potentiellen Auditoriums. Ihr brachial in die Fresse ballernder US Death/Grind zeichnet sich seit jeher durch dichte und komplexe, technisch hochwertige und sprunghaft wechselnde Songstrukturen aus, was in der Vergangenheit oftmals zu Lasten der Eingängigkeit ging. Mit amtlichem Groove in der geöffneten Blutbahn, ist das Level an Brutalität aber auch dieses mal kaum zu überbieten und der maximale Anschlag der Aggressionsskala erreicht.
Die Florida Deather, die seit fast dreißig Jahren ununterbrochen bei Metal Blade Records unter Vertrag stehen, waren schon immer wegweisend, zielführend und seit ihrer Gründung Ende der 80er Jahre nicht mehr aus dem, von ihnen mitbegründeten Genre wegzudenken. Die extremistische Tonkunst „Red Before Black“ bietet nun also zwölf neue Tracks vollgepackt mit pfeilschnellen, mehrstimmigen, meist dissonanten Killer-Gitarren-Genickmassakern, brachialen, anspruchsvollen und enorm wechselhaften Drumfiguren, gespickt mit dem wütenden Deathgrunting in schneller Abfolge, von George "Corpsegrinder" Fisher. Die extraordinäre Saitenakrobatik mit dem rohen, schranzenden Riffing bildet dabei den Hauptgang der Kannibalen. Das unmenschliche Grunting und die pervertierten fullspeed Drumsequenzen garnieren das Mahl und machen es zu einem wahrhaft saftigen Ohrenschmaus. „Red Before Black“ klatscht dabei so dermaßen kompromisslos und straight in das hammergebatschte Gesicht, wie man es von den ungeschlagenen Meistern des Genres gewohnt ist. Produziert wurde diese derbe Kunst der Entfaltung zielstrebiger Aggression von Erik Rutan (seines Zeichens Sänger und Gitarrist der Brutalo Deather HATE ETERNAL) in den Mana Recording Studios in Saint Petersburg.
Vielleicht geht man indes ein wenig gesitteter oder sagen wir eher strukturierter zur Sache als noch vor einigen Jahren. Der Fuß wird zwar selten, aber doch etwas öfter als es früher der Fall gewesen war, vom Gas gelupft, dennoch drückt und schiebt das neue, um nicht zu sagen geniale Bollwerk dermaßen gnadenlos vorwärts wie ein unaufhaltsamer Erdrutsch zur Monsunzeit. Man ist zwar durchaus differenzierter geworden, die Songs könnten zueinander dennoch gerne etwas abwechslungsreicher aufgestellt sein, aber so sind sie eben die Zombie Kannibalen, die für ihr explizites Textgut berühmtberüchtigt sind. Nicht zuletzt aufgrund der arschtighten Dramaturgie, der organischen Rohheit und der absoluten Ernsthaftigkeit der jeweiligen Songs, nimmt man dem skandalträchtigen Fivepiece aber auch jede einzelne Zeile ihrer pervertierten MaMö*-Hinrgespinste ab. Absolut nice!
Mit dem Opener „Only One Will Die“ fährt man gleich zu Anfang sämtliche Geschütze auf. Schräg, dissonant und pfeilschnell geht es dann auch mit dem Titeltrack „Red Before Black“ weiter. Die, zu Anfang vergleichsweise gediegene Nummer „Code Of The Slashers“ nimmt zur Mitte hin mächtig Fahrt auf und ist in seiner dissonanten und abwechslungsreichen Brachialgewalt ein richtig schön abwechslungsreicher Smasher geworden. Aber auch das wuchtige, nicht minder disharmonisch aufgestellte „Firestorm Vengeance“ geht mächtig zur Sache. Auch das geniale „Heads Shoveld Off“ schglägt in eine ähnlich brachiale Kerbe. „Scavenger Consuming Death“, der neunte Track des Albums ist ein Song, wie aus einem erbitterten Kriegsgefecht und als weiteres Highlight der CANNIBAL CORPSE Granate „Red Before Black“ zu nennen. Hier zeigt sich das wahre Genie, die Unantastbarkeit und das profihafte Fingerspitzengefühl dieser Extrem Metal Connaisseure, welches viele Bands des Genres niemals erreichen können oder werden. Der musikalische Hassbatzen „Red Before Black“ ist die akustische Essenz von Bosheit, Hass und Gewalt und gleicht dem beherzten Griff an eine abisolierte Starkstromleitung. Da bleibt einem doch glatt die Luft weg. Und jetzt geht’s für mich direkt ab unters Sauerstoffzelt!
*MaMö = Massenmörder
In der 2-CD Digipak Version, die mir zur Besprechung jedoch nicht vorlag, enthält „Red Before Black“ eine Bonusdisc mit den folgenden Coversongs:
CD 2 - Blood Covered
01. Sacrifice (Sacrifice cover)
02. Confessions (Possessed cover)
03. No Remorse (Metallica cover)
04. Demon's Night (Accept cover)
05. Bethany Home (A Place to Die) (The Accused cover)
06. Endless Pain (Kreator cover)
07. Behind Bars (Razor cover)
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LACK OF LIES - Wertung: 88/100
CANNIBAL CORPSE in der "Red Before Black" Besetzung:
George "Corpsegrinder" Fisher – Vocals
Alex Webster – Bass
Paul Mazurkiewicz – Drums
Pat O'Brien – Guitar
Rob Barrett – Guitar
Tracklist:
01. Only One Will Die (03:24)
02. Red Before Black (03:12)
03. Code Of The Slashers (04:45)
04. Shedding My Human Skin (03:28)
05. Remaimed (04:13)
06. Firestorm Vengeance (03:43)
07. Heads Shoveled Off (03:37)
08. Corpus Delicti (03:29)
09. Scavenger Consuming Death (04:33)
10. In the Midst Of Ruin (03:25)
11. Destroyed Without a Trace (04:01)
12. Hideous Ichor (04:33)
TT: 46:23 Minuten
Anspieltipps: Code Of The Slashers, Scavenger Consuming Death, Red Before Black, Firestorm Vengeance, Heads Shoveled Off
Red Before Black:
Code Of The Slashers:
Scavenger Consuming Death: