ALLEGAEON - Proponent For Sentience
Wenn man die Euphorie des Infosheets zu „Proponent For Sentience“ herausliest, meint man sofort es mit absolut engagierten, ambitionierten Meistern ihres Fachs zu tun zu haben. Nun gut, warten wir es erst mal ab. Das nunmehr vierte ALLEGAEON Album, der aus Denver/Fort Collins im US-Bundesstaat Colorado stammenden Death Combo, ist ein musikalisch komplexes, prätentiöses Konzeptalbum geworden. Das muss man ganz klar zugeben. Modern ausgelegter Extreme Death Metal à la FLESHGOD APOCALYPSE mit epischen, technisch hochwertigen Elementen, wird dem geneigten Hörer um die Ohren geprügelt. Die moderne Ausrichtung des Technical Melodic Death Metal, der allerdings als immer wieder eingestreute Kontroverse ein ganz schön disharmonisches Chaos loszutreten vermag, ist in seiner Ausrichtung jedoch weniger symphonisch und bombastisch wie FLESHGOD, arbeitet aber mit ähnlichen Stilmitteln. Auch am Göteborgsound vergreift man sich häufig und huldigt dabei Bands, wie DARK TRANQUILLITY oder SOILWORK, wobei sich übrigens SOILWORKs Sänger Björn "Speed" Strid im vorletzten Stück des Albums „Proponent For Sentience - The Extermination" gesangstechnisch mit eingebracht hat.
Textlich geht es innerhalb der zwölf diabolisch bösen Tracks um den erschreckend schnellen Fortschritt in der Mechanik, Robotik und künstlichen Intelligenz, sowie die Makel und die Ersetzbarkeit des Menschen. In meinem persönlichen Fave des Albums „Cognitive Computations" erkennt eine intelligente Maschine beispielsweise, dass ihre Aufgabe darin besteht, die totale Vernichtung der Menschheit vorzunehmen. Sänger Riley McShane, der Neue in der Truppe, der 2015 seinen Vorgänger Ezra ersetzte, ist wirklich stimmgewaltig und wird daher auch absichtlich vordergründig bis wegweisend eingesetzt. Nicht unähnlich der Vorgehensweise der Italiener von FLESHGOD. Die Instrumentalsektion bietet vor allem das interessante, außergewöhnliche, auch mal verspielte Gitarrenspiel von Greg Burgess, sowie das wüste, facettenreiche und häufig die Richtung wechselnde Highspeeddrumming von Schlagwerker Brandon Park. Man sollte schon auf überwiegend schnellen, technisch anspruchsvollen, variablen Death Metal mit catchy Refrains stehen, um mit den 2008 gegründeten ALLEGAEON warm werden zu können. Mal hymnisch, sinister, mal ungestüm brutal hacken sich die US Boys ihren Weg durch eine beachtliche Gesamtspielzeit von 01:12:05 Stunden. Wer beispielsweise auf die zuvor genannten Bands oder HOUR OF PENANCE, NILE und ORIGIN steht, sollte hier unbedingt mal ein Ohr riskieren. Mit der soundtechnisch etwas angepassten Coverversion des 1982er Rush-Klassikers „Subdivisions“, hat man übrigens noch eine zusätzliche, klar gesungene und fette Überraschung mit auf die CD gepackt, welche ursprünglich lediglich als Bonustrack für die Japan Version vorgesehen war und die gesangliche Kunstfertigkeit McShanes aufzeigt.
Meine Wertung: 85/100
ALLEGAEON in der aktuellen Besetzung:
Riley McShane - Vocals
Greg Burgess - Gitarre
Michael Stancel - Gitarre
Corey Archuleta - Bass
Brandon Park - Drums