Seit ihrer Bandgründung im Jahre 1995, hat sich bei AGATHODAIMON vieles geändert. Neben diversen Besetzungswechseln, die sämtliche Gründungsmitglieder außer Gitarrist und Backgroundsänger Sathonys aus der Bahn warfen, haben die Jungs von 2014 bis 2020 aus familiären Gründen eine sechs Jahre währende Pause eingelegt. Wenn man jedoch vom letzten full-length Album "In Darkness" (2013), bis zum neuen Vollwerk "The Seven" springt, sind es sogar ganze neun Jahre, in denen es recht still war, um die Rheinland-Pfälzer Schwarzmetaller. Nachdem sich AGATHODAIMON im letzten Quartal 2021 allerdings für einige Wochen im Kohlekeller Studio vergruben, um an neuem Material zu tüfteln, war klar: Das Mainzer Dark/Black Metal Quintett ist nun endlich wieder "back on stage". Ihr siebtes Studio-Langeisen, welches von ihrem Produzenten Kristian "Kohle" Bonifer (ABORTED, CREMATORY, POWERWOLF) im Kohlekeller, im südhessischen Seeheim-Jugenheim aufgenommen, gemixt und gemastert wurde, ist durch die variablen Geschwindigkeiten und Härtegrade sehr abwechslungsreich geworden. Mit "The Seven" hat der unheilige Zusammenschluss der schwarzen Mächte, seinem Old School Vibe einen frischen und modernen Anstrich verpasst.
Deftige Blastsalven, wuchtig und halsbrecherisch arrangiert, knüpfen in ihrer oftmals opulenten, düster-atmosphärischen Art ziemlich genau da an, wo AGATHODAIMON 2013 mit "In Darkness" aufgehört haben.
Man ist vielleicht etwas sperriger, weil progressiver, dafür aber auch nen ordentlichen Tacken härter geworden. Stürmisch, zerstörerisch, dämonisch und mit gewaltig Dampf vorgetragen, wurden die teuflischen Kompositionen technisch einwandfrei umgesetzt. Frontpeitsche Ashtrael, der bereits seit dem 2009er "Phoenix"-Album mit an Bord ist, keift seine facettenreichen, aggressiven Black Metal Vocals, als kontrastierenden Gegenpart zu Sathonys melancholisch-harmonischem Klargesang mit Gothic-Allüren, derbe heraus. Der Atmosphäre schaffende, zumeist eher unterschwellige Einsatz von Samples und Synthsoundlayers passt perfekt zum exzellent durchdachten und dynamischen Aufbau der einzelnen Songs, die bei weitem nicht mehr so bombastisch inszeniert sind, wie früher. "The Seven" ist etwas straighter, besticht aber gerade mit seinem weitgreifenden, tiefgründigen Genremix aus melodischem Dark Metal und martialischem Symphonic Black Metal, der in jeglicher Hinsicht variantenreich gezockt und mit einer starken Gitarrenarbeit gesegnet ist. Der lyrische Part, der zehn neuen Kompositionen, geht auf die sieben Todsünden ein: Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit, gepaart mit dem Widerspruch zwischen dem, was der Mensch an Emotionen und Instinkten in sich trägt und dem Gegenpol dazu, was einstmals die christliche Kirche und mittlerweile unsere sozialen Normen als gegeben ansehen (O-Ton Sathonys).
Als Highlights sehe ich ganz klar den enormen Schlagzeugtraffic, Ashtraels Aggressivität und Variabilität in Gesang und Technik, sowie die anmutigen, clean gesungenen Passagen, in sauber austariertem Wechsel, gerade bei "Wolf Within", ebenso wie die progressiven Einsprengsel bei meinem persönlichen Fave "Ghosts of Greed". Aber auch die ordentlichen Blastsalven beim nachfolgenden "Mother of all Gods", die immer wieder von bärenstarken, teils opulenten Inszenierungen in exzellent eingebetteter Theatralik durchbrochen werden und dem der allererste AGATHODAIMON-Sänger und Gründungsmitglied Vlad Dracul seine Vocals lieh. Auch das durchgeknallte, schizophren wirkende "Kyrie / Gloria", bei dem sich Julien Truchan (BENIGHTED) zu einem Teil gesangstechnisch austoben durfte, zähle ich mit zu den besten Songs, des 48:20 Minuten rotierenden "The Seven".
(Janko)
https://www.facebook.com/agathodaimon
LACK OF LIES - Wertung: 84/100
AGATHODAIMON in der "The Seven" Besetzung:
Sathonys - Guitar, clean vocals
Nakhateth - Guitar
Von Yanesh - Bass
Ashtrael - Vocals
Mortos - Drums
Tracklist:
01. La Haine (05:00)
02. Ain't Death Grand (04:14)
03. Wolf Within (05:07)
04. Ghosts of Greed (05:15)
05. Mother of all Gods (06:25)
06. Estrangement (04:12)
07. In my Dreams (Part 1 - Prelude) (01:56)
08. In my Dreams (Part 2 - In Bitterness) (04:36)
09. Kyrie / Gloria (04:13)
10. The Divine (07:05)
TT: 48:20 Minuten
Anspieltipps: Ghosts of Greed; Mother of all Gods; Wolf Within; Kyrie / Gloria
Ain't Death Grand:
Wolf Within:
Kyrie / Gloria:
AGATHODAIMON 2022:
02.04.22 DE – Mainz / Club SchonSchön
22.-23.04.22 DE – Lichtenfels / Ragnarök Festival
29.04.22 DE – Saarbrücken / Garage
16.07.22 DE – Horhausen / Mahlstrom Open Air
16.10.22 RO – Bucharest / Metal Gates Festival