Aus der Hafenstadt Visakhapatnam, im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh, stammen die Heavy Metal Shootingstars AGAINST EVIL. Das zielstrebige Quartett ist eine wirklich lohnenswerte Entdeckung, beweist es doch mit dynamisch ballerndem Drumplay, fetzigem, stimmigem und unverbrauchtem Riffing (ja, das gibt es noch!!!), Hirnschalen knackenden Soli und fingerfertigem Bassspiel ein goldenes Näschen für bockstarke Hooklines, ultrafette Bridges und zugängliche Strukturen mit echtem Ohrwurmcharakter. Leichte Speed Metal Einflüsse inklusive. AGAINST EVIL, die sich 2014 zu einem Heavy Metal Koloss vereinten, klingen so westlich frisch, wie man nur klingen kann und erinnern dabei an einen modernen Hybriden aus SKID ROW, JUDAS PRIEST, MANOWAR, MEGADETH, BLACK SABBATH, ACCEPT, METALLICA, OVERKILL, und vielleicht noch SLAYER.
Nach ihrem erfolgreichen Debüt "All Hail the King" aus dem Jahre 2018 gehen die indischen Heavy Metal Kings, die noch immer in der Gründungsbesetzung zusammenwirken, mit ihrem Follow-up "End of the Line" in die zweite Runde. Bereits der bärenstarke Opener "The Sound of Violence" überzeugt neben dem wuchtigen Drumming von Noble John und der genialen Gesangsperformance von Sänger und Gitarrist Sravan, mit einnehmenden, spannenden und messerscharfen Genickmassakern, die Sravan und Shasank aus ihren Klampfen kitzeln. Ein vortrefflicher Song, der Gedanken an die Anfänge der glanzvollen 90er Jahre mit so starken Alben wie "Painkiller", "Rust In Peace", "Metallica", "No More Tears", "Slave to the Grind" oder "Fear Of The Dark" weckt. Der darauffolgende "Speed Demon" ist, wie es der Titel schon erahnen lässt etwas zackiger, speediger und thrashiger, aber nicht weniger melodisch ausgelegt, als der Opener.
Auch hier zischt jeder Gitarrenton messerscharf durchs Fleisch. Sänger und Bassist Siri, der etwas rauer, ruppiger und SLAYER-artiger rüberkommt als Sravan, übernimmt hierbei das Mikrofon. Dass AGAINST EVIL für genügend Abwechslung sorgen ist allein schon dem Umstand der zweigleisigen Gesangsschiene geschuldet, die von Song zu Song immer wieder die Weichen neu stellt. "Out for Blood" hingegen geht ein wenig mehr in die Poser/Glam Richtung à la DEF LEPPARD, POISON, MÖTLEY CRÜE oder WHITESNAKE. Natürlich werden auf "End of the Line" sämtliche Klischees des Heavy Metal bedient, aber auch auf solch einmalige Weise arrangiert und performt, dass es eine helle Freude ist. Der vierte Track "Call to War" ist sicherlich als Huldigung an die Klassiker von MANOWAR gedacht, in deren Kerbe auch die Singleauskopplung des siebten Tracks "Metal or Nothin’" schlägt.
Mit dem Titelsong "End of the Line" hat man einen weiteren Kracher mit fetzigen Gitarren und starkem melodischen Refrain an Bord, der einem mit Leichtigkeit den Verstand aus dem Schädel saugt. Auch wenn hier nicht unbedingt die schwierigsten Stile aufgegriffen wurden, ballern die Songs wie Sau und zeigen auf, dass das Genre immer wieder neu belebt werden kann. Lediglich das etwas lahme "Sword of Power" kommt nicht so richtig aus dem Quark. AGAINST EVIL posen gerne mal, wie beim bereits angesprochenen "Metal or Nothin’", was sich allerdings alles andere als albern auswirkt. "Fearless" gibt zum Schluss in MOTÖRHEAD Manier noch mal richtig Gas. Cooler Song, der nicht als billiger Abklatsch daherkommt und mehr eigene Note als Adaptionscharakter aufweist. Der Rausschmeißer und CD-Bonustrack "War Hero" ist eine re-recorded Version der AGAINST EVIL Debüt Single aus dem Jahr 2015. Auch wenn man den einzelnen Songs durchaus anhört, in welche Richtung dabei geschielt wurde, muss man den Jungs bescheinigen, dass sie mit "End of the Line" Schneid, Variabilität, Identität und Geschmeidigkeit bewiesen haben. Nur allzu selten hat mich in den letzten Jahren ein reines Heavy Metal Album vom Hocker reißen können. Der neun Tracks umfassende und 37:20 Minuten wirbelnde Roadburner "End of the Line" vereint das Beste der jeweiligen Genres zu einem modernen Heavy Metal Album und wurde von der Band selbst produziert und aufgenommen. Der finale Mix und das Mastering zu "End of the Line" stammen, wie bereits bei sämtlichen Vorgängeralben der Inder, vom Italiener Simone Mularoni und seinen Domination Studio in Fiorentino, San Marino. "Welcome back Legends"...ach nee..., "A new star is born" muss es korrekterweise heißen!
(Janko)
https://www.facebook.com/againstevil.india
LACK OF LIES - Wertung: 89/100
AGAINST EVIL in der "End of the Line" Besetzung:
Siri - Vocals, Bass Guitar
Sravan - Vocals, Rhythm Guitar
Shasank - Rhythm, Lead Guitar
Noble John - Drums
Tracklist:
01. The Sound of Violence (04:09)
02. Speed Demon (04:09)
03. Out for Blood (04:29)
04. Call to War (04:28)
05. End of the Line (04:35)
06. Sword of Power (04:04)
07. Metal or Nothin’ (04:13)
08. Fearless (03:27)
09. War Hero (re-recorded version) (03:46)
TT: 37:20 Minuten
Anspieltipps: The Sound of Violence; Speed Demon; End of the Line; Metal or Nothin’
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The Sound of Violence:
End of the Line:
Metal or Nothin':